Es würde immer schwerer, Finanzierung für Filme, die etwas ungewöhnlich oder nicht den Erwartungen entsprechen, zu erhalten – so klagte Jim Jarmusch im Jahr 2013 hinsichtlich seiner Vampir-Ballade Only Lovers Left Alive. Für seinen neuen Film The Dead Don’t Die dürfte es leichter gefallen sein, ein Budget zu erhalten. Schließlich sind Zombie-Filme weiterhin en vogue. So laufen in 2019 neben dem japanischen Indie-Hit One Cut of the Dead genauso Little Monsters oder Zombieland: Double Tap an. Entgegen diesen fand Jarmusch mit seinem Beitrag zum Subgenre eher wenig Anklang, als zu fad und prätentiös wurde der Film von Kritikern erachtet. Dabei macht sich Jarmusch nur einen Spaß auf Kosten unserer Gesellschaft.
“This isn’t gonna end well”, prophezeit Officer Ronnie Peterson (Adam Driver) mehrfach. Immerhin fängt es schon nicht gut an, wenn er und Chief Cliff Robertson (Bill Murray) wegen vermeintlichen Hühner-Diebstahls den lokalen Eremiten Bob (Tom Waits) im Wald konfrontieren und beschossen werden. Nur ein Vorgeschmack für den Horror, der sie die nächsten 48 Stunden erwartet. Die Welt scheint aus dem Ruder, nicht zuletzt, weil es selbst nach 20 Uhr noch taghell im Örtchen Centerville ist. Der Polizeifunk macht Faxen, Handys haben keinen Akku mehr, obschon frisch aufgeladen. Die Gründe scheinen menschengemacht, als Folge der Umweltsünden. “Polar Fracking” führt zur Achsenstörung der Erde. Wir ernten, was wir säen.
“This isn’t gonna end well”, prophezeit Officer Ronnie Peterson (Adam Driver) mehrfach. Immerhin fängt es schon nicht gut an, wenn er und Chief Cliff Robertson (Bill Murray) wegen vermeintlichen Hühner-Diebstahls den lokalen Eremiten Bob (Tom Waits) im Wald konfrontieren und beschossen werden. Nur ein Vorgeschmack für den Horror, der sie die nächsten 48 Stunden erwartet. Die Welt scheint aus dem Ruder, nicht zuletzt, weil es selbst nach 20 Uhr noch taghell im Örtchen Centerville ist. Der Polizeifunk macht Faxen, Handys haben keinen Akku mehr, obschon frisch aufgeladen. Die Gründe scheinen menschengemacht, als Folge der Umweltsünden. “Polar Fracking” führt zur Achsenstörung der Erde. Wir ernten, was wir säen.
Seitens der Regierung wird das alles unterdessen bloß als wissenschaftliche Spinnerei verschrien, Unwetter und Klima-Katastrophen nicht ernst genommen. Das geht nicht gut aus – das ahnen auch drei Insassen in der nahe gelegenen Jugendstrafanstalt, die das Unheil im Fernsehen verfolgen. Den Braten gerochen hat auch Eremit Bob vor langer Zeit – und sich zurück zu seinen Wurzeln orientiert. Gierig nach mehr seien die Menschen, das ändert sich später auch nicht, als sie aus dem Leben scheiden und zu Untoten werden. Gratis Fernsehen, WLAN-Empfang, Kaffee, Xanax oder Mode – auf zynische Weise und im Stile von George A. Romero lässt Jarmusch seine Zombies selbst im Tod weiter dem Materialismus huldigen.
“They're all still around us”, singt derweil Sturgill Simpson in “The Dead Don’t Die”. Lebend oder untot – für die Zombies kein Unterschied, während sich die Gesellschaft buchstäblich selbst zerfleischt. Keine originäre Sozialkritik, was aber auch nicht bedeutet, dass sie an Aktualität eingebüßt hat. Jarmusch nutzt seinen Genrefilm somit zum einen für eine Breitseite gegen die Klimazerstörung und die damit einhergehende Ignoranz. Zum anderen für Kritik an der amerikanischen Rechten. In MAGA-Manier trägt Farmer Frank (Steve Buscemi) da einen “Keep America White Again”-Hut und bezichtigt Eremit Bob des Hühner-Diebstahls. Nicht wahrhaben will er, dass der wahre Übeltäter vielleicht lediglich ein Fuchs sein könnte.
“Fox, my ass”, ätzt er, während Jarmusch subtil gegen den gleichnamigen konservativen Sender schießt. Frank ist nicht der einzige in Centerville, der womöglich etwas zu weit rechts steht, um das Bild in Gänze sehen zu können. Über “infernal hipsters and their irony” schimpft auch der lokale Motel-Betreiber, als drei Großstädter (u.a. Selena Gomez) auf der Durchreise im Örtchen Halt machen. Was fremd ist, wird skeptisch beäugt. Das schließt auch die neue Leichenbestatterin (Tilda Swinton) mit ein, die seltsam, da schottisch, ist – aber auch buddhistischer Samurai-Schwertkunst frönt. Einen wirklichen Durch- oder Überblick besitzt kaum jemand in The Dead Don’t Die, außer eventuell denjenigen, die vorab das Drehbuch lesen durften.
Denn teils streut Jarmusch eine Prise Meta-Humor in seinen Film ein, wenn die Charaktere den Titel-Song des Films würdigen und ihn sogar für $12 auf CD erstehen dürfen. Aber auch sonst gibt es subtile amüsante Momente, sei es wenn Adam Driver das Polizeiradio auf die Frequenz 91.1 FM einpendelt oder Kindern jemanden mit den Worten “eat me” anherrschen. “We kind of can see you”, sagt Chief Robertson beim Besuch von Eremit Bob. Und könnte im Grunde The Dead Don’t Die meinen. Ein ulkiger Spaß mit Star-Besetzung – in Nebenrollen tauchen Chloë Sevigny, Danny Glover und Iggy Pop auf –, der Jarmusch die Chance für ein paar Seitenhiebe auf seine Landsleute bietet und dem Zuschauer Gelegenheit, sich darüber köstlich zu amüsieren.
Für manches Feuilleton war das ein „müder Zombie-Ball“, der „denkfaul“ Genre-Zitate zusammenpuzzelt. Ein Eindruck, der auf der unauffälligen, lakonischen Inszenierung fußt, deswegen aber nicht zwingend mit Lethargie gleichzusetzen ist. Das Ergebnis ist erwartungsgemäß skurril sowie schrullig und verquickt dabei geschickt klassische Zombie-Tropen mit Meta-Momenten und bissiger Persiflage auf die amerikanische Rechte. Insofern ist The Dead Don’t Die also vielmehr ein launiger Genre-Beitrag, bei dem sich selbst Bill Murray mehrfach das Lachen verkneifen muss und der am Ende das ist, was von einem Jim-Jarmusch-Zombie-Film zu erwarten war. Oder wie Sturgill Simpson singt: “Old friends walking ’round, in a somewhat-familiar town.”
7.5/10