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5. Mai 2008

Speed Racer

Cool beans.

Das Wort Anime entstammt dem lateinischen animare: zum Leben erwecken. Als Animes gelten im Westen Zeichentrickfilme aus dem japanischen Raum, dort gelten alle Zeichentrickfilme als Animes, die eigenen, wie auch die fremden. Die Wurzeln der Animes in Japan erkennt man an den bis zu 200 Serien, die jedes Jahr entstehen. Schaltet man nachmittags auf RTL 2, springen einem Dragonball Z, Pokémon und viele mehr entgegen. Einer der Pioniere des Anime-Genres ist dabei Yoshida Tatsuo (†1977), der in den 1960ern einen Manga mit dem Titel Pilot Ace schuf und ihn 1967 in den Anime Mach GoGoGo umwandelte. Dabei bezog er Inspiration aus dem Westen, orientierte sich bei seinem Helden an Elvis Presley in Viva Las Vegas und bei der Technik an Goldfinger.

Held dieser Serie war der junge Mifune Gō, ein passionierter Rennfahrer im überlegenen Wagen Mach 5. So leitet sich auch der Titel der Serie ab, steht das “Mach” für den Mach 5 und die Dreifachnennung von “Go” setzt sich aus der japanischen Bezeichnung für die Zahl 5, Mifunes Namen und dem englischen “go” zusammen. In den USA wurden die 52 Folgen der Serie von 1967 bis 1968 als Speed Racer ausgestrahlt und halfen, Animes in den USA zu etablieren. Mit Speed Racer als einer der erfolgreichsten. In Deutschland ist die Serie den meisten unbekannt, die ARD strahlte zwar die ersten drei Folgen Anfang der Siebziger aus, stellte sie jedoch anschließend ein, da sie angeblich zu gewalttätig war und von der deutschen Presse reißerisch als „Horror Comic“ verschrien wurde.

Fünf Menschen, die mit Speed Racer respektive Mach GoGoGo aufwuchsen, sind Andy und Lana Wachowski, John Goodman, Emile Hirsch und Hiroyuki Sanada. Produzent Joel Silver vereinte sich mit erneut mit den Wachowski-Geschwistern, um die Live-Action-Version des Anime in die Kinos zu bringen. Ironischerweise spielt hierbei auch Deutschland eine große Rolle, jenes Land, das die Serie nie richtig zu schätzen wusste. Die Macher entschiedenen sich für das Studio Babelsberg, um dort während 60 Tagen vor Greenscreen zu filmen. Hierfür verwendeten die Wachowskis die HD-Kamera F-23 von Sony, die damals noch gar nicht auf dem Markt erhältlich war. Für die von den Geschwistern gewünschte bunt-artifizielle Optik des Films war das Medium High Definition jedoch wie geschaffen.

Und da der Film schon in Deutschland gedreht wurde, war sich die deutsche Filmförderung auch nicht zu schade, stolze 13 Millionen Dollar deutscher Steuergelder in diese 120 Millionen Dollar teure US-Produktion zu stecken. Da 13 Millionen im Vergleich zu 120 relativ irrelevant sind, kann man diese Summe eher als eine Art Bestechungsgeld verstehen, um einige deutsche B-Promis im Film unterzubringen. Neben Cosma Shiva Hagen und Benno Fürmann tummeln sich daher noch Moritz Bleibtreu, Ralph Herforth, Christian Oliver, Oscar Ortega Sanchez und so manch anderer in Nebenrollen. Doch dazu später mehr, zumindest dürfen sich die deutschen Zuschauer den Film auch mit leicht stolz geschwellter Brust zu Gemüte führen – schließlich haben sie Speed Racer (mit-)finanziert.

Realisieren sollte das Projekt ursprünglich Alfonso Cúaron, nach einem Drehbuch von J.J. Abrams. Stattdessen engagierte Silver die Wachowskis, mit denen er bereits die Matrix-Trilogie und V for Vendetta gedreht hatte. Spekulierte man anfangs noch mit Joseph Gordon-Levitt oder Shia LaBeouf in der Hauptrolle, vertraute man diese dann doch Emile Hirsch an, einem Fan der Serie. Hatte Keanu Reeves seinen bereits wieder verbleichenden Ruhm den Wachowskis zu verdanken, lehnte er dennoch den Part des Racer X ab. Auch Vince Vaughn, der eine Zeit lang für die Rolle und als ausführender Produzent vorgesehen war, verließ das Projekt wieder vor den Dreharbeiten. Letztlich engagierte man Lost-Star Matthew Fox für die mysteriöse und verschwiegene Figur als talentierten Fahrer Racer X.

Weder Kate Mara noch Elisha Cuthbert bekamen den Zuschlag als Speeds Freundin Trixie, dafür angelte sich die inzwischen auf Charakterrollen festgelegte Christina Ricci diesen Charakter. Allgemein kann man bei der Besetzung also nicht meckern, bei der sich sehr an die Figuren der Originalserie gehalten wurde. Egal ob John Goodman als Pops Racer oder die liebreizende Susan Sarandon als Mom Racer, die Ähnlichkeit ist vorhanden, auch dank der Kostümtreue zu dem Anime aus den Endsechzigern. Diesem wird schließlich vollends in Speeds Beteiligung am Casa Cristo 5000 gewürdigt, wenn er darin sein obligatorisches blaues Hemd mit weißem Kragen und roten Halsband tragen darf. Und auch beim schicken, weißen Mach 5 bewahrte die Macher die Treue zur Vorlage.

Was die Wachowskis zu Speed Racer trieb, war ihr Wunsch, einen Familienfilm zu machen. Und genau das ist der Film geworden, ist er nicht nur für die ganze Familie, sondern die Familie steht zentral im Mittelpunkt. In der World Racing League (WRL) bestimmen einzelne Hersteller das Geschehen, egal ob Togokhan Motors oder die Firma von Mr. Musha (Hiroyuki Sanada). An der Spitze steht jedoch Royalton Industries von Arnold Royalton (Roger Allam). In diesem Klassen-System behauptet sich das Familienunternehmen von Pops Racer und seinen Söhnen. Dessen ältester Sprößling, Rex Racer, suchte nach einem Zwist mit dem Vater jedoch den Weg in die WRL. Dort fand er schließlich den Tod und hinterließ in seiner Familie eine Kluft, die diese noch enger zusammenschweißte.

Von einer besonderen Stärke ist die Anfangsphase gezeichnet, wenn Speed das Rennen in Thunderhead quasi gegen die Erinnerung an Rex fährt. Und egal was im Film geschieht, die Racers halten zusammen. Dabei sind sie nicht vor Meinungsverschiedenheiten gefeit, aber sie gehen die Probleme gemeinsam an. Hierbei hat man es jedoch nicht mit einer Heile-Welt-Familie zu tun, die von klischeehafter US-amerikanischer Harmonie getragen wird, sondern es ist gerade jener Tod von Rex, der diese Gemeinschaft erschaffen hat. Es ist bewundernswert, wenn die beiden Wachowskis am Ende des Films dann nicht denselben Weg wie zuvor die Anime-Serie beschreiten, damit in ihrer Geschichte individuell bleiben und auf diese Weise mit den Erwartungen der Zuschauer spielen.

Neben dem Familienelement wird die andere Hälfte von Speed Racer natürlich von den verschiedenen Rennszenen eingenommen. Und im Gegensatz zu George Lucas’ wenig immersiver Pod-Race-Szene machen die Choreographien der Wachowskis enorm viel Laune, soviel sei verraten. Das Thunderhead-Rennen zu Beginn ist hierbei nicht mehr als ein Appetizer und Vorgeschmack auf das, was die Zuschauer in den kommenden knapp zwei Stunden noch erwarten wird. Denn bereits das zweite Rennen des Fuji Helexicon Kurses schlägt einen allein wegen seiner Aufmachung in den Bann. Hier bekommt man nun nochmals einen besseren Eindruck, welches Potential in Speed Racer tatsächlich steckt und der Höhepunkt des Films lässt ab da nicht mehr lange auf sich warten.

Speed nimmt an einer Querfeldein-Rallye über mehrere Kontinente teil, genannt: ‘The Crucible’ (dt. die Feuertaufe). Ihr offizieller Name lautet Casa Cristo 5000 und sie ist das Rennen, das Rex das Leben kostete. Hier hat der Film seinen stärksten Moment, kurz vor den Malteser Eishöhlen. Es kommt alles zusammen, die Action, der Charme, die Kamera, der Schnitt und das wunderbare Theme von Michael Giacchino – die Rennszenen des Casa Cristo sind dabei zum Niederknien und werden auch im Final-Grand-Prix nicht mehr erreicht. Was auf der Leinwand als Mischung als Days of Thunder und Cars daherkommt, ist weitaus weniger gefährlich als es den Anschein hat, aber trotz allem nicht frei von Spannung. Speziell hier haben sich die Wachowskis außerordentliche Mühe gegeben.

Der Grund das Speed Racer funktioniert, ist seine Optik. Die ist knallig, bunt, schrill, einfach eine Phantasiewelt, in die man sich hineinversetzen muss. Der Film verwendet mitunter zwar auch originale Landschaftsbilder und orientiert sich an den Skylines aufstrebender Städte wie Shanghai und Hongkong, erhebt jedoch nicht den Anspruch, ein authentisches Bild wiedergeben zu wollen. Die Farbgebung ist dabei gewollt intensiver als üblich und vom Effekt-Mann Dan Glass daher auch treffend als “pop-timistic” und “Techno-Color” bezeichnet. Hierbei handelt es sich nicht um die einzigen Wortneuschöpfungen. Der dargestellte Motor-Extremsport wurde von den Wachowskis liebevoll “Car-Fu” getauft, da es sich teilweise – und die Bilder bestätigen das – um Martial Arts mit Autos handelt.

Obschon Settings wie die Malteser Eishöhlen oder die Megastadt Cosmopolis durch ihre intensive Farbgebung mehr als unnatürlich wirken, gewinnen sie dadurch erst den Charme. Es ist ein poppiges buntes Spektakel, das sich selbstverständlich in vorderster Linie an Kinder richtet. Unerklärlich ist, dass die Visuellen Effekte von Dan Glass und John Gaeta bei den Oscars nicht einmal nominiert wurden. Das auditive Yang zum visuellen Yin liefert dann Michael Giacchino, der an verschiedenen Stellen Abwandlungen des Speed Racer-Anime-Themes einbringt und mit seiner ganzen Erfahrung die Stimmung einfängt. Hiervon ausgenommen sind die mit Vocals bedachten Pop-Songs, die sich an die Miley-Cyrus-Generation wenden, abgesehen vielleicht vom rap-haften Abspannsong.

Wenn man sagt, dass das Schlechteste an Speed Racer die Auftritte seiner deutschen Gaststars ist, spricht das für die gelungene restliche Arbeit aller Beteiligten. Neben der poplastigen Musik stören gelegentlich die Szenen mit Spritle und Chim-Chim, bei denen die Grenzen des comic relief sehr weit ausgelastet werden. Beide gehören natürlich zum Franchise dazu und sorgen auch für einige Lacher, doch gerade in der klimatischen Szene zwischen Royalton und Speed stören ihre ständigen Unterbrechungen den Erzählfluss ungemein. Vor allem wenn man bedenkt, dass ihre eigene kleine „Geschichte“, für das große Ganze keinerlei Zweck erfüllt. Erträglich und charmant sind die beiden jedoch allemal und ein klares Zugeständnis an das junge Publikum, welches ihnen sofort anheim fallen dürfte.

Der wahre Dorn im Auge sind dagegen unsere deutschen Schauspieler. Cosma Shiva Hagen kann in ihrer Rolle als Quasi-Hostess mit wenig Text kaum etwas falsch machen und selbst Benno Fürmann, wenn auch total fehlbesetzt, schlägt sich relativ gut. Da weiß am ehesten schon Christian Oliver in der Rolle von Speeds Erzfeind Snake Oiler zu gefallen, etwas das Ralph Herforth nicht zu gelingen vermag. Herforth muss in einem Schlafsack in den Babelsberger Studios wohnen, anders lässt sich nicht erklären, wieso sein völlig talentfreies Gesicht in jeder US-Produktion von dort (siehe hierzu auch Æon Flux) auftaucht. Doch wer sich zu früh freut, den bestraft das Leben. Denn das Unmögliche tritt dann doch noch ein: Herforths schauspielerische Leistung wird sogar unterboten.

Selbstverständlich kommt dafür nur ein weiterer deutscher Schauspieler in Frage und es ist der gute Moritz Bleibtreu, der mit seiner Darstellung von Grey Ghost so ziemlich sicher einen vorderen Platz in den Top Ten der miesesten schauspielerischen Leistungen des Jahres inne haben dürfte. Bleibtreus nerviges Spiel trübte zumindest mein Kinoerlebnis, außerdem verlieren sich die Wachowskis mitunter etwas im eigenen Erzählfluss, insbesondere deshalb, da ihre Profil-Nahaufnahmen mit der Zeit ebenso redundant wirken, wie der Beginn des Grand Prix. Trotz allem ist Speed Racer aber ein vergnüglicher und gerade optisch beeindruckender Spaß geworden, der nicht nur eine der gelungeneren Comicverfilmungen ist, sondern neben Pixars Wall-E wohl der Familienfilm des Jahres.

7.5/10 - erschienen bei Wicked-Vision

8. August 2007

The Good German

Nobody's hands are clean.

Im Vorfeld des Filmes hatten die beiden Oscarpreisträger Regisseur Steven Soderbergh und Schauspieler George Clooney hervorgehoben, dass sie sich mitunter deswegen bereit erklärt hatten, ein weiteres Sequel zu ihrer Ocean's-Reihe (Ocean's 13, d. Red.) zu drehen, wenn sie dafür ihr "Herzprojekt" realisieren durften. Bei ebenjenem Herzprojekt handelt es sich um The Good German, ein Film im Berlin des Jahres 1945 angesiedelt. Soderbergh's Idee war es gewesen, für seinen Film nur die Mittel zu verwenden, die auch in den 40ern üblich gewesen sind, sodass die Anforderungen an The Good German die selben seien, wie für Filme der damaligen Zeit. Hierzu gehört natürlich die Tatsache, dass er in Schwarzweiß gedreht wurde, zudem erhielten die Schauspieler keine Mikrofone an ihrer Kleidung, sondern es wurde eine klassische Tonangel verwendet. Der einzige Unterschied zwischen The Good German und einem Film aus den 40ern ist die Darstellung von Sex und Gewalt im Film, sowie die Verwendung von Flucherei (alles drei jedoch vollkommen unnötig und überflüssig).

Die Handlung verläuft zur Zeit der Potsdamer Friedenskonferenz der Alliierten vom 17. Juni bis zum 2. August 1945. Der amerikanische Kriegskorrespondent Jake Geismar (George Clooney) kehrt nach Berlin - wo er vor dem Krieg gelebt hatte - zurück und bekommt den zwielichtigen Tully (Tobey Maguire) als Fahrer gestellt. Bald darauf findet Geismar heraus, dass Tully mit seiner Ex-Freundin Lena Brandt (Cate Blanchett) zusammen ist. Lena will wiederum Berlin verlassen, doch dieses Vorhaben wird durchkreuzt, als Tully plötzlich tot auftaucht. Geismar forscht dem Ganzen nach und stößt immer wieder auf Lena und auf ihren totgeglaubten Mann Emil, hinter dem alle drei Siegesmächte her sind. Ein dunkles Geheimnis umgibt nicht nur die Brandts, sondern auch die amerikanischen Vorgesetzten von Geismar, welcher immer tiefer in diesen korrupten Sog hineingezogen wird.

Während des Filmes schneidet Soderbergh immer wieder historisches Material von der zerstörten Stadt Berlin zwischen seine Handlungsstränge und auch die Potsdamer Konferenz führt vor Augen, dass der Krieg in Europa erst "frisch" vorbei ist, die Wunden noch nicht verheilt. Die Alliierten sind eifrig auf der Suche nach Nazis und bei den Siegesmächten bilden sich ebenfalls kleine Lager, was in einem Anfangsdialog zwischen Geismar und Tully sehr zum Vorschein kommt. Die Tatsache, dass man Deutscher ist, macht einen noch nicht zum Nazi, sagt Tully hier und steht damit Geismar Ansicht von der Mitwisserschaft des Volkes entgegen. Ob die Deutschen dachten, dass Elfen Millionen von Menschen entführt hätten, fragt Geismar zynisch und auch Geismar Ansprechpartner und Anwalt in den Nürnberger Prozessen Teitler sieht eine Kollektivschuld der Deutschen vorhanden. Sicherlich eine Streitfrage, welche nie wirklich beantwortet werden kann. Auch ich habe meine Großmutter schon des öfteren gefragt, ob es denn niemand aufgefallen sei, wenn in ihrer Stadt ständig jüdische Familien verschwunden sind und auch sie entbehrte sich jeglichen Verdachtes. Ist so etwas jedoch möglich? Nachdem der erklärte Führer jedem frisch angetrauten Ehepaar eine Kopie seines Buches Mein Kampf schenkte? Nach der Reichskristallnacht und Kaufverboten bei Juden?

Persönlich kann ich mir nicht vorstellen, dass man so etwas nicht merkt. Das macht einen jedoch nicht gleich zum Nazi, denn was soll man als Normalbürger dagegen unternehmen? Wer lehnt sich schon gegen die Nazis auf und riskiert sein eigenes Leben und das seiner Familie wegen einer jüdischen Familie, die man vielleicht nicht mal richtig kannte? Hätte ich selbst etwas dagegen getan, wenn jüdische Nachbarn von mir deportiert worden wären, hätte ich selbst meine eigene Deportation riskiert? Beispiele wie die Weiße Rose um die Geschwister Scholl sind natürlich immer schön, aber auch nur deswegen Beispiele, weil sie die Seltenheit waren und worin sie resultierten weiß jeder. Ist es also besser gar nichts zu tun, als sein Leben aufs Spiel zu setzen? Das ist dann meiner Meinung nach eine subjektive Frage, die jeder für sich selber beantworten muss und die nicht von einer Besatzungsmacht entschieden werden kann oder darf. Insofern hat Tully Recht, nicht jeder Deutsche ist ein Nazi, ebensowenig wie nicht jeder in der NSDAP automatisch ein Nazi war. Sonst hätten sich die Amerikaner auch nicht so schwer getan, ebenjene Nazis in den Nachkriegsprozessen an den Pranger zu stellen.

Hier findet sich auch das positive an Soderbergh's Film, die Kritik am eigenen Land, die Unterstellung, dass im aufblühenden Kampf gegen die Sowjets Nazis gewissermaßen "unterschlagen" und zum eigenen Vorteil emmigriert worden sind. Hier hat keiner eine weiße Weste und jeder spielt mit gezinkten Karten, denn jeder ist auf seinen eigenen Vorteil bedacht. Geismar sieht sich auf sich alleine gestellt, Hilfe kann er weder von den Sowjets, noch von Lena erwarten - von seinen Landsmännern schon gar nicht. Der Untertitel des Filmes fragt: wenn der Krieg die Hölle ist, was kommt dann danach? Und in den Trümmern von Berlin findet sich darauf keine hilfreiche Antwort, immer noch herrscht Korruption, es geht um Macht und mit dem Nachgeschmack des letzten Krieges wird schon gegen den neues Feind, der gerade noch Partner war, gerüstet. Ein verlogenes System, bei dem, wie bei den einzelnen Charakteren, jeder eben auf seinen eigenen Vorteil bedacht ist und niemand ohne Schmutz unter den Fingernägeln davon kommt. Dies ist auch, was die meisten Gutgesinnten The Good German zu Gute halten, weswegen er womöglich von der Filmbewertungsstelle Wiesbaden das "Prädikat besonders wertvoll" verliehen bekommen hat. An sich ist es aber nur ein Tropfen auf dem heißen Stein.

In seinem Versuch eine Hommage an den Film der 40er Jahre abzugeben, scheitert Soderbergh meiner Ansicht nach grandios. Bei ihm gilt eindeutig style over substance, dass sieht man an der Farbe, dem Bild, der Einstellung den Schnitten (Kamera und Schnitt übernahm Mr. Soderbergh natürlich selbst). In dieser versuchten Perfektion vernachlässigt Soderbergh jedoch nicht nur die Figuren, sondern noch schlimmer, die Handlung. Wieso Emil Brandt so wichtig ist und was es eigentlich mit Lena auf sich hat, dass nimmt den Zuschauer nicht für sich ein, läuft an ihm vorbei und so wird Desinteresse erzeugt. Zudem verliert der Film sich mit der Geschichte um Geismar und Lena immer auf Nebenkriegsschauplätze, da wird eine Vorgeschichte erwähnt, auf die nicht genauer eingegangen wird. Da hat man Figuren wie Tully, die für den Verlauf der Handlung völlig belanglos sind. Es gibt hier eine Hommage an Casablanca (Flughafen und Zitat), da eine Hommage an Der Dritte Mann (Kanalisation), dann auch wieder eine Hommage an Eine Auswärtige Affäre, dazwischen dann immer historisches Archivmaterial - was am Ende dabei herauskommt ist allerdings nichts mehr wie ein wildes Potpourri, das als Ganzes gesehen keinen inneren Zusammenhang erkennen lässt.

Abgeschlossen wird dies alles dann von einem grausamen Cast, angefangen mit einem völlig fehlbesetzten Tobey Maguire, der zudem auch kaum zu sehen ist und für mich unverständlich und wohl nur wegen seinem Namen auf dem Kinoplakat gelandet ist, bis hin zum Schönling Clooney, dessen erste Szene bereits erkennen lässt, was für ein Desaster seine Anstellung war. Überzeugen konnte er mich in keiner Einstellung und am grauenvollsten war sein Deutsch. Dass es auch Oscarpreisträger gibt, die mit Hilfe eines Sprachlehrers im Stande sind wenige Sätze Deutsch auch vortragen zu können, zeigt Cate Blanchett, die der einzige Lichtblick ist. Nicht nur wirkt ihr Deutsch nahezu perfekt, auch spricht sie den ganzen Film (aufgrund ihres deutschen Charakters verständlich) über mit einem deutschen Akzent. Weswegen man aber nicht einfach eine deutsche Schauspielerin gecastet hat (Martina Gedeck, z.B.) bleibt mir ein Rätsel, schließlich hat man dies bei Christian Oliver auch getan - und besser gelassen, denn er komplettiert einen völlig fehlbesetzten Cast). Da verwundert es auch nicht, dass die Dialoge absolut künstlich klingen. Die Wertung stellt sich folglich so zusammen: einen Punkt für Nazi-Alliierten-Subthematik, einen Punkt für die gelungene Optik, eineinhalb Punkte für die Deutschkenntnisse der Blanchett und einen letzten Punkt für die Musik von Thomas Newman, welche völlig zurecht für den Oscar nominiert worden ist.

4.5/10