Im Weltraum hört dich keiner schreien. So lautete der Untertitel von Ridley Scotts Meisterwerk Alien aus dem Jahr 1979. Dabei ist diese Äußerung so nicht einmal zutreffend, zumindest nicht wenn man sie auf die Science Fiction Filme oder Alien selbst bezieht. In den Raumschiffen, in welchen meist der Horror wie in Alien oder Event Horizon zelebriert wird, sind die Schreie durchaus hörbar. Dabei fungieren sie als Katalysator von Angst zugleich für deren Förderung. Dass im Weltraum geschrieen wird, scheint dabei im Grunde unabkömmlich zu sein. Jenseits der Erde scheint der Mensch nichts verloren zu haben, und wenn er sich dann in ungeahnte Sphären aufmacht, erwartet ihn oftmals, 2001: A Space Odyssey oder Solaris lassen grüßen, Horror und Gefahr.
Die Wege ins All finden oft, wie in Deep Impact, keine Rückkehr nach Hause und wenn, dann nur unter großen Verlusten. Dass der Mensch auf ungewohntem Terrain nur sein Verderben finden kann, schildert bereits der griechische Mythos des Ikaros. Der Knabe, dessen Vater und Erfinder Daedalos sich selbst und seinem Sohn Flügel aus Wachs anband, flog in seinem naiven Übermut zu nah an die Sonne heran. Seine Wachsflügel schmolzen daraufhin und Ikaros stürzte ins Meer. Die hierbei bestimmende Frage lautet, ob es sich der Mensch anmaßen sollte, Gott zu spielen und sich selber in Sphären zu versetzen, die ihm die Natur nicht zugeordnet hat? Jene Frage transferierten Autor Alex Garland und Regisseur Danny Boyle 2007 auf die Kinoleinwand in ihrem Sci-Fi-Thriller Sunshine.
Mit großer wissenschaftlicher Authentizität gingen Garland und Boyle an ihre Geschichte heran. Ihre Einbindung von schwarzer Materie als Ursache für ein Erlischen der Sonne ist gegenwärtig Diskussionsstoff der Astrophysik. In fünfzig Jahren soll die Sonne durch eine nukleare Reaktion mit Hilfe einer Bombe der Größe Manhattans wiederbelebt werden. Dabei offenbart bereits die Einführung der Icarus II zu Beginn, dass es eine Icarus I gegeben haben muss. Durch dieses Detail bringen Garland und Boyle ihr Publikum sofort auf den vorgegebenen Kurs, vermitteln die Tragweite des gesamten Geschehens. Die Notwendigkeit einer zweiten Mission setzt voraus, dass eine erste zum Scheitern verurteilt war. Dies wiederum zieht nach sich, dass auch der Erfolg der zweiten Mission nicht als selbstverständlich zu erachten ist.
All dies wird durch die ersten Sekunden der Einführung vermittelt, ein exzellentes Beispiel für die hohe Kunst der Geschichtenerzählung. Im Gegensatz zu Filmen wie Lost in Space hält sich Danny Boyle auch nicht mit der hoffnungsvollen Abreise der Crew auf, sondern setzt mitten in der Mission ein. Genauer gesagt tritt die Mission nunmehr in ihre kritische Phase. Nach sechzehn Monaten im All überschreitet die Icarus II den Punkt, an welchem der Kontakt zur Erde verloren geht. Gewissermaßen überschreitet man hier den Rubikon. Stellvertretend für alle Crew-Mitglieder zeigt Boyle dem Publikum lediglich die letzte Botschaft von Physiker Robert Capa (Cillian Murphy), welcher den Missionsinhalt Revue passieren lässt: So if you wake up one morning and it's a particularly beautiful day, you'll know we made it.
Woher nimmt der Mensch das Recht am Universum herum zu spielen? Und ist es nicht vorhersehbar, dass dabei etwas schief gehen muss? Berechtigte Fragen und ihre Antworten dürften der Prämisse zufolge bekannt sein. Hierbei funktioniert Sunshine deshalb so gut, da sich Autor Alex Garland viel Mühe mit seiner Charakterausarbeitung gab. Mit wem es das Publikum hier tatsächlich zu tun hat, wird durch das bloße Betrachten des Filmes nicht klar. Was ist die Agenda der Crew, was sind ihre Ängste und ihre Erwartungen? Da ist zum einen Corazon (Michelle Yeoh), welche für den biologischen Garten der Sauerstoffproduktion zuständig ist. Ihr Name (span. Herz) bezieht sich dabei mehr auf ihren Garten, denn auf ihre eigene Persönlichkeit. Corazon ist nicht wirklich kaltherzig, ihren wahren pragmatischen Charakter sieht man erst, als ihr Garten zerstört wird. Letztlich stirbt vielleicht mit ihrem Garten auch ihr eigenes Herz.
Die Wege ins All finden oft, wie in Deep Impact, keine Rückkehr nach Hause und wenn, dann nur unter großen Verlusten. Dass der Mensch auf ungewohntem Terrain nur sein Verderben finden kann, schildert bereits der griechische Mythos des Ikaros. Der Knabe, dessen Vater und Erfinder Daedalos sich selbst und seinem Sohn Flügel aus Wachs anband, flog in seinem naiven Übermut zu nah an die Sonne heran. Seine Wachsflügel schmolzen daraufhin und Ikaros stürzte ins Meer. Die hierbei bestimmende Frage lautet, ob es sich der Mensch anmaßen sollte, Gott zu spielen und sich selber in Sphären zu versetzen, die ihm die Natur nicht zugeordnet hat? Jene Frage transferierten Autor Alex Garland und Regisseur Danny Boyle 2007 auf die Kinoleinwand in ihrem Sci-Fi-Thriller Sunshine.
Mit großer wissenschaftlicher Authentizität gingen Garland und Boyle an ihre Geschichte heran. Ihre Einbindung von schwarzer Materie als Ursache für ein Erlischen der Sonne ist gegenwärtig Diskussionsstoff der Astrophysik. In fünfzig Jahren soll die Sonne durch eine nukleare Reaktion mit Hilfe einer Bombe der Größe Manhattans wiederbelebt werden. Dabei offenbart bereits die Einführung der Icarus II zu Beginn, dass es eine Icarus I gegeben haben muss. Durch dieses Detail bringen Garland und Boyle ihr Publikum sofort auf den vorgegebenen Kurs, vermitteln die Tragweite des gesamten Geschehens. Die Notwendigkeit einer zweiten Mission setzt voraus, dass eine erste zum Scheitern verurteilt war. Dies wiederum zieht nach sich, dass auch der Erfolg der zweiten Mission nicht als selbstverständlich zu erachten ist.
All dies wird durch die ersten Sekunden der Einführung vermittelt, ein exzellentes Beispiel für die hohe Kunst der Geschichtenerzählung. Im Gegensatz zu Filmen wie Lost in Space hält sich Danny Boyle auch nicht mit der hoffnungsvollen Abreise der Crew auf, sondern setzt mitten in der Mission ein. Genauer gesagt tritt die Mission nunmehr in ihre kritische Phase. Nach sechzehn Monaten im All überschreitet die Icarus II den Punkt, an welchem der Kontakt zur Erde verloren geht. Gewissermaßen überschreitet man hier den Rubikon. Stellvertretend für alle Crew-Mitglieder zeigt Boyle dem Publikum lediglich die letzte Botschaft von Physiker Robert Capa (Cillian Murphy), welcher den Missionsinhalt Revue passieren lässt: So if you wake up one morning and it's a particularly beautiful day, you'll know we made it.
Woher nimmt der Mensch das Recht am Universum herum zu spielen? Und ist es nicht vorhersehbar, dass dabei etwas schief gehen muss? Berechtigte Fragen und ihre Antworten dürften der Prämisse zufolge bekannt sein. Hierbei funktioniert Sunshine deshalb so gut, da sich Autor Alex Garland viel Mühe mit seiner Charakterausarbeitung gab. Mit wem es das Publikum hier tatsächlich zu tun hat, wird durch das bloße Betrachten des Filmes nicht klar. Was ist die Agenda der Crew, was sind ihre Ängste und ihre Erwartungen? Da ist zum einen Corazon (Michelle Yeoh), welche für den biologischen Garten der Sauerstoffproduktion zuständig ist. Ihr Name (span. Herz) bezieht sich dabei mehr auf ihren Garten, denn auf ihre eigene Persönlichkeit. Corazon ist nicht wirklich kaltherzig, ihren wahren pragmatischen Charakter sieht man erst, als ihr Garten zerstört wird. Letztlich stirbt vielleicht mit ihrem Garten auch ihr eigenes Herz.
Als eigentliches Herz der Mannschaft fungiert vielmehr Pilotin Cassie (Rose Byrne), die eigene Opfer auf sich nahm, um an dieser Mission teilzunehmen. In den entscheidenden Szenen agiert Cassie im Grunde als das Gewissen der Icarus II. Dieses lässt sich nicht unbedingt als rational bezeichnen, jedoch als menschlich, sodass Cassie im Grunde die Stellvertretung der gesamten Menschheit auf der Mission einnimmt. Wo Cassie die Rationalität abgeht, ordnet sich Techniker Mace (Chris Evans) ganz dem Ziel der Mission unter. Hierbei zählt nur der Transfer der Bombe zur Sonne und zugleich die Aufrechterhaltung von Capas Leben, der als der Bord-Physiker als einziger mit der Bombe umgehen kann.
Auch in den entscheidenden Szenen -beispielsweise am Luftschloss der Icarus I - zögert Mace daher nicht eine Sekunde sein Leben hinter das von Capa zu stellen. Obschon er mit diesem - ist Capa doch der einzige nicht ausgebildete Astronaut an Bord - mehrfach Auseinandersetzungen hat. Als zwei erfahrene Figuren findet sich noch Psychologe Searle (Cliff Curtis) und Kapitän Kaneda (Hiroyuki Sanada). Beide haben sich mit dem Scheitern der Vorgängermission eindringlich beschäftigt, allen voran Kaneda. Zum Zünglein an der Waage wird letztlich Mathematiker Trey (Benedict Wong), dessen Genie ihm zum Verhängnis wird. Das gesamte Ensemble agiert den Film hindurch nach Garlands Vorgaben, auch wenn diese bei Figuren wie Harvey (Troy Garity) bedauerlicherweise im Film nicht zur Genüge zur Geltung kommen.
Auf ihrem Weg zur Sonne stößt die Icarus II auf das Schiff ihrer Vorgängermission. Die logische Konsequenz: man birgt die Bombe der Icarus I. Das ganze Projekt ist auf Theorie gegründet, sollte etwas schief gehen, sind zwei Bomben besser wie eine. Es ist keine demokratische Entscheidung, vielmehr fällt sie allein Physiker Capa zu. Sein „Oh shit“ ist dabei die wohl treffendste Äußerung, welche die Figur in diesem Moment von sich geben könnte. Ein unbedeutender Umweg bringt die Planungen von Wochen und Monaten durcheinander. Navigator Trey, ein mathematisches Genie, will die neue Berechnung nicht dem Bordcomputer überlassen, vernachlässigt bei seiner eigenen Kalkulation jedoch etwas. Die logische Entscheidung führt zum menschlichen Versagen, die von langer Hand geplante Routine zum Opfer der Spontaneität.
Der Moment fordert ein menschliches Leben, ein Verlust der im Grunde für den Rest des Filmes unerheblich ist. Schließlich wird es nicht Treys Fehler sein, der zur Tragik verkommt, sondern Capas Entscheidung die Icarus I aufzusuchen. Was hatte die erste Mission zum Scheitern verurteilt? Capa und die anderen werden es herausfinden und die Geister, die sie riefen, nicht mehr loswerden. Auf ihrer gottesgleichen Mission, der Erschaffung eines Sternes, werden der Crew ihre menschlichen Fehler zum Verhängnis werden. Dabei werfen Garland und Boyle jedoch keineswegs moralische Fragen oder Dilemmas auf, sondern schildern einfach die Ereignisse dieser acht Personen auf ihren Weg zur Rettung eines ganzen Planeten.
Es gelingt Danny Boyle mit Sunshine einen ruhigen und teilweise sogar elegischen Thriller zu drehen. Die Stärken seines Filmes sind die optischen respektive technischen Szenen. Die Symbiose zwischen den Bildern und dem Ton ist faszinierend, die Einstellungen der Sonne und der Icarus II im All, der Raumschiffgänge, dies alles mit der musikalischen Untermalung von Underworld. Exzellent auch der Übergang der Crew zur Icarus I, bei welchem jedes Mal, wenn die Taschenlampen die Kamera treffen, Bilder der verstorbenen Crewmitglieder übergeschnitten werden. Mit Sunshine schuf Garland eine stylische Mischung aus 2001 und seinem eigenen Werk The Beach. Auf klaustrophischen Raum werden über eine längere Zeit hinweg unterschiedliche Persönlichkeiten konzentriert.
Kein Entkommen und Loslösen voneinander teilweise Anwesenden zu denen man ein gespanntes Verhältnis hat. Die erste Hälfte des Filmes ist hier ob ihrem phantastischen Look und der Intelligenz des Drehbuchs berauschend. Die Wendung, welche Sunshine anschließend nimmt, ist diskutabel. Manche Einstellungen folgen so rasch aufeinander, dass man das Gefühl hat, Boyle hätte die eine oder andere Szene geschnitten - gerade im Finale. Zur Hinterfragung des Plots und somit des Filmes ist die Wendung allerdings nur konsequent. Mit Sunshine ist Garland und Boyle ein Science-Fiction Film gelungen, der letztlich zwar mehr style over substance ist, aber dennoch auch durch seine Atmosphäre zu überzeugen weiß und zu den besten Filmen des Genres zählt.
8.5/10