World, here I come.
Der Mexikaner Giullermo del Toro ist nicht erst seit El laberinto del fauno gefragt. Nach Cronos lockte ihn Hollywood und mit Mimic lieferte del Toro durchschnittlichen US-Horror ab. Anschließend ging er erstmal wieder zurück nach Mexiko und drehte dort seinen Bürgerkriegshorror El espinazo del diablo. Gekonnt verknüpfte del Toro die historische Dramatik mit Gruselelementen und einer Geschichte über Freundschaft. Erneut kam Hollywood und sicherte sich seine Dienste. Dank Blade begann die neue Erfolgswelle der Comicverfilmungen und del Toro durfte 2002 den zweiten Teil inszenieren. Und es machte dieses Mal nichts, dass die Erwartungen nicht erfüllt wurden und der Mexikaner verkroch sich auch nicht erneut in seiner Heimat. Denn nun hatte er sich einen Namen gemacht in Hollywood. Einen Ruf, der bis heute anhält und der del Toro all seinen Erfolg brachte.
Del Toro, der Meister des Phantastischen. Warner wollte ihn für die Regie zu Harry Potter and the Prisoner of Azkaban und musste am Ende doch mit Landmann Alfonso Cúaron vorlieb nehmen. Denn del Toro selbst hatte ein anderes Projekt ausgewählt, entschied sich für ein Herzensprojekt und adaptierte Mike Mignolas Hellboy, ein in der Comicwelt renommiertes Stück Fantasy. Darin wusste er der Vorlage gegenüber treu zu bleiben und doch seinen eigenen Touch einzubringen. Nach Hellboy folgte die Oscarprämierte mexikanische Mär El laberinto del fauno und im Anschluss daran das Angebot, die Regie von J.R.R. Tolkiens The Hobbit zu übernehmen. Der wurde zwar wegen Produktionsproblemen letztlich doch von Peter Jackson selbst inszeniert, aber zumindest am Drehbuch war der Mexikaner beteiligt. Davor widmete er sich jedoch erneut seinem Baby.
Am Ende des Films bekommt der Held immer das Mädchen. Selbst ein Teufel mit riesiger Steinhand die Brünette, die Feuer und Flamme für ihn ist. Und was will man noch großartig erzählen? Die letzten Nazis sind tot, die sieben Chaosgötter aus der Nachbargalaxie vernichtet und das Böse vom Guten im Bösen besiegt. Guillermo del Toro macht sich gar nicht die Mühe, sich nochmals irgendwie an jener Thematik zu versuchen. Vielmehr geht er einen anderen Weg, einen persönlicheren. Denn Hellboy II: The Golden Army ist im Grunde eine Geschichte in der Geschichte. Ein phantastisches Märchen in einem Fantasy-Film. Da lässt es sich der Mexikaner auch nicht nehmen, für den Prolog erneut John Hurt zurückzuholen, um in einer liebevollen Animation das Märchen einzuläuten. Elfen, Trolle, Kobolde – sie alle führten Krieg gegen die Menschen.
Bis die Kobolde für Elfenkönig Balor eine Armee von unzerstörbaren Kriegern anfertigten. Deren Kriegswut war so desaströs, dass Balor Frieden schloss und mit seinesgleichen in den Untergrund wanderte. Doch nun kehrt sein Sohn, Prinz Nuada (Luke Goss), aus dem Exil zurück, um die Armee zu beschwören und die Menschheit zu vernichten. Warum kehrt Nuada jetzt, Anfang des 21. Jahrhunderts, zurück? Eine unwichtige Frage, del Toro interessiert sie nicht und auf formaler Ebene will er meist auch gar nicht überzeugen. Stattdessen lässt er die Bilder sprechen. Doch auch trügerische Bilder. Bilder, die ihn verraten. Bilder, die vermuten lassen, dass auch die Phantasie eines Guillermo del Toro nicht ohne Grenzen ist. Oder ihm war die Zeit zu knapp, sich neue Storyboards auszudenken, wenn er ohnehin noch welche von El laberinto del fauno übrig hatte.
Da hat man kleine Zahnfeen, die unverkennbar eine Verwandtschaft mit den Feen aus der Oscarmär aufweisen. Und der Engel des Todes, der sicher ein Cousin vom blassen Mann ist. Das sieht natürlich nicht weniger spektakulär aus, aber das kennt man inzwischen. Genauso wie die harte rechte Faust aus einem speziellen Material von Nuadas stummem Begleiter Wink. Es wuselt zwar in Hellboy II was das Zeug hält, aber dies lädt auch zu Wiederholungen ein. Der Freitagsspaziergang von Abe (Doug Jones) und Manning (Jeffrey Tambor) wirkt dann auch wie eine starke Referenz zu Barry Sonnenfelds Men in Black und die Wirkung des Trollmarktes kennt das Publikum zumindest aus Chris Colombus’ Harry Potter and the Philosopher’s Stone. Del Toro evoziert somit einen extrem hohen Wiedererkennungswert anderer Genrevertreter der vergangenen Jahre.
Eine ganze Welt zu erschaffen, voller seltsamer Figuren, ist nicht einfach. Dass der Mexikaner stets respektvoll und mit Hingabe an seine Figuren herangeht, macht das Ganze besser. Speziell weil die Effekte im Gegensatz zu Hellboy auch weitaus gelungener sind, von den Zahnfeen bis hin zum Waldgott und Johann Krauss (Seth MacFarlane). Enttäuschen wollen die Effekte lediglich im finalen Kampf zwischen Hellboy und der Goldenen Armee. Die gesamte Inszenierung lässt die Entstehung am Computer offensichtlich werden, wobei dies auch an der Hochauflösung der Blu-Ray gelegen haben mag. Keine übermenschlichen Nazis also, kein russischer Zauberer, keine außerirdischen Götter. Stattdessen Elfen und Trolle. Mittelerde reloaded. Die Platzierung von Hellboy (Ron Perlman), seiner Flamme Liz (Selma Blair) und dem Rest in einem großen Märchen.
Der Held bekommt das Mädchen. Soweit so gut, denn viel ändert sich sonst nicht. Manning und Hellboy sind sich noch immer spinnefeind und auch das Untergrundleben hat der große Rote langsam satt. Umso gerne lässt man sich dann im Park fotografieren und unterschreibt das Ganze auch noch fleißig. Bei einem seiner Einsätze wird es Hellboy dann zu blöd und er ergreift die Chance, sich der Welt gegenüber zu outen. Sogar zu Jimmy Kimmel schafft er es damit, doch ändern tut sich wider Erwarten nichts. Er ist fremd, er ist anders. Man traut ihm nicht, ebenso wenig wie man Jahrhunderte zuvor den anderen Fabelwesen getraut hat. Dieser Punkt ist nun nicht universell, vielmehr ist es der Alltag im X-Men-Universum und anderer Superhelden. Man ist zwar toleriert, wird jedoch nicht respektiert. Stattdessen verabscheuen einen die Menschen.
Da bildet sich auch schnell mal ein Pulk von Menschen, um Hellboy wie Frankenstein ans Leder zu wollen. Im ersten Teil hätte der hier noch nachgedacht, ob es sich lohnt, diese zu retten. Und da Nuada erst wenige Minuten zuvor gesäuselt hat, dass Hellboy eigentlich auf seiner Seite stehe sollte, würde man dergleichen nun erwarten. Doch Hellboy scheint reifer geworden zu sein. Oder es liegt nur an Liz, für die er seine Arbeit und das Schicksal der Menschen gerne aufgeben würde. Das ist wahre Liebe, wenn man sagen kann: fuck the mankind. Aber so tief innen drin, da hätte man sich dennoch eine etwas tiefere Auseinandersetzung gewünscht. Wenn Hellboy durch den Trollmarkt latscht und sich wie ein Derwisch freut, dass hier mal keiner starrt und man einfach akzeptiert wird. Doch del Toro geht dem aus dem Weg und beginnt erneut, seine Bilder sprechen zu lassen.
Was folgt, ist eine im Kontext des Films unerhebliche Szene voller Effekte. Unerheblich deshalb, da sie vom Protagonisten nicht wirklich reflektiert oder eingeordnet wird. Aber auch jene Szene besitzt wieder einmal zwei Seiten einer Medaille, wie im Grunde der ganze Film. Denn del Toro schenkt seinem Publikum den vielleicht schönsten Charaktertod in der Filmgeschichte. Ungemein bild- und dadurch ausdruckstark. Für die Geschichte nicht erheblich, aber daran denkt man in jenem Augenblick nicht. Hellboy II: The Golden Army will dabei keine Geschichte über Diskriminierung und Auseinandersetzung mit der eigenen Persönlichkeit wie in Bryan Singers X2 erzählen. Auch keine Geschichte über verbitterten Hass und den Drang nach Gerechtigkeit wie bei Batman oder die selbstverständliche Hörigkeit einer ideologisierten Kultur eines Superman.
Kein Kampf mit dem inneren Dämon wie in Hulk. Nein, Hellboy II ist eine Geschichte fernab von der sozialpolitischen Kritik der Marvel- und mit Abstrichen DC-Comics. Vielmehr ist es eine Geschichte um ihrer selbst willen. Eine Geschichte, um der Phantasie willen. Und es ist durchaus eine Geschichte, die del Toro hier erzählt, nur eine etwas flache. Sie wirkt herausgelöst und ohne Zusammenhang. Es gibt keine Prämisse, keine Reflektion, keine wirkliche Stringenz. Es ist ein Märchen, das sich im Nachhinein wie ein Lückenfüller anbiedert. Ein Lückenfüller für einen abschließenden und gewaltigen dritten Teil der Hellboy-Trilogie. Eine Trilogie, die im Grunde nur auf eine Art enden kann, zumindest deutet The Golden Army dies an. Del Toro besinnt sich auf die positiven Eigenschaften aus Hellboy und setzt ganz auf genreüberschreitenden Humor.
Hatte sich Hellboy aus Liebeskummer einst auf einem Hausdach mit einem Jungen bei Milch und Keksen ereifert, so sitzt er nun betrunken auf dem Teppich und singt Lieder von Barry Manilow. Del Toro nimmt sich Zeit für diese Momente, die sich neben der Handlung abspielen und eher dafür stehen, dass sie im Grunde für nichts stehen. Aber sie machen den Charakter des Films aus, jene Szenen für sich, abstrahiert vom Rest. Die humoristischen Einbindungen von Witzen über sprechende Tumore und Nazibegriffe – mal einfach so, ganz flapsig nebenbei. Eine Fantasy-Komödie, weitaus lustiger als der erste Teil, diesmal zwar nicht redundant, aber dennoch viel zu lang geraten. Erneut verliert sich del Toro in seiner phantastischen Welt und seiner narrativen Ebene – dabei hat er an sich nicht genug zu erzählen. Doch übel nimmt man es dem Mexikaner nicht.
Dafür ist Hellboy II: The Golden Army zu lustig und zu liebevoll detailliert. Ein Stöhnen hier, ein Ächzen da, keine Kreatur muss ohne auskommen. Unterstützt wird dies von dem sehr gelungenen Pop-Soundtrack auf der einen und der nicht minder gelungenen Komposition von Danny Elfman auf der anderen Seite. Dessen Arbeit macht sich in dieser märchenhaften Welt ohne Frage bezahlter als es einem Marco Beltrami gelungen wäre. Und als Fazit ließe sich nun sagen, dass del Toro zuvorderst Shakespeare beachtet und dessen Zitat aus Henry V: Dies über alles dir selber sei treu. Denn del Toro ist der Mann des Phantastischen, zu Hause in jener Welt, die er seit 15 Jahren sein eigen nennt. Eine Welt voller sympathischer Monster und Wichtel. Und eine Welt, in der er hoffentlich irgendwann trotz aller bisherigen Dementis mit Hellboy III nochmals zurückkehren wird.
7.5/10
Der Mexikaner Giullermo del Toro ist nicht erst seit El laberinto del fauno gefragt. Nach Cronos lockte ihn Hollywood und mit Mimic lieferte del Toro durchschnittlichen US-Horror ab. Anschließend ging er erstmal wieder zurück nach Mexiko und drehte dort seinen Bürgerkriegshorror El espinazo del diablo. Gekonnt verknüpfte del Toro die historische Dramatik mit Gruselelementen und einer Geschichte über Freundschaft. Erneut kam Hollywood und sicherte sich seine Dienste. Dank Blade begann die neue Erfolgswelle der Comicverfilmungen und del Toro durfte 2002 den zweiten Teil inszenieren. Und es machte dieses Mal nichts, dass die Erwartungen nicht erfüllt wurden und der Mexikaner verkroch sich auch nicht erneut in seiner Heimat. Denn nun hatte er sich einen Namen gemacht in Hollywood. Einen Ruf, der bis heute anhält und der del Toro all seinen Erfolg brachte.
Del Toro, der Meister des Phantastischen. Warner wollte ihn für die Regie zu Harry Potter and the Prisoner of Azkaban und musste am Ende doch mit Landmann Alfonso Cúaron vorlieb nehmen. Denn del Toro selbst hatte ein anderes Projekt ausgewählt, entschied sich für ein Herzensprojekt und adaptierte Mike Mignolas Hellboy, ein in der Comicwelt renommiertes Stück Fantasy. Darin wusste er der Vorlage gegenüber treu zu bleiben und doch seinen eigenen Touch einzubringen. Nach Hellboy folgte die Oscarprämierte mexikanische Mär El laberinto del fauno und im Anschluss daran das Angebot, die Regie von J.R.R. Tolkiens The Hobbit zu übernehmen. Der wurde zwar wegen Produktionsproblemen letztlich doch von Peter Jackson selbst inszeniert, aber zumindest am Drehbuch war der Mexikaner beteiligt. Davor widmete er sich jedoch erneut seinem Baby.
Am Ende des Films bekommt der Held immer das Mädchen. Selbst ein Teufel mit riesiger Steinhand die Brünette, die Feuer und Flamme für ihn ist. Und was will man noch großartig erzählen? Die letzten Nazis sind tot, die sieben Chaosgötter aus der Nachbargalaxie vernichtet und das Böse vom Guten im Bösen besiegt. Guillermo del Toro macht sich gar nicht die Mühe, sich nochmals irgendwie an jener Thematik zu versuchen. Vielmehr geht er einen anderen Weg, einen persönlicheren. Denn Hellboy II: The Golden Army ist im Grunde eine Geschichte in der Geschichte. Ein phantastisches Märchen in einem Fantasy-Film. Da lässt es sich der Mexikaner auch nicht nehmen, für den Prolog erneut John Hurt zurückzuholen, um in einer liebevollen Animation das Märchen einzuläuten. Elfen, Trolle, Kobolde – sie alle führten Krieg gegen die Menschen.
Bis die Kobolde für Elfenkönig Balor eine Armee von unzerstörbaren Kriegern anfertigten. Deren Kriegswut war so desaströs, dass Balor Frieden schloss und mit seinesgleichen in den Untergrund wanderte. Doch nun kehrt sein Sohn, Prinz Nuada (Luke Goss), aus dem Exil zurück, um die Armee zu beschwören und die Menschheit zu vernichten. Warum kehrt Nuada jetzt, Anfang des 21. Jahrhunderts, zurück? Eine unwichtige Frage, del Toro interessiert sie nicht und auf formaler Ebene will er meist auch gar nicht überzeugen. Stattdessen lässt er die Bilder sprechen. Doch auch trügerische Bilder. Bilder, die ihn verraten. Bilder, die vermuten lassen, dass auch die Phantasie eines Guillermo del Toro nicht ohne Grenzen ist. Oder ihm war die Zeit zu knapp, sich neue Storyboards auszudenken, wenn er ohnehin noch welche von El laberinto del fauno übrig hatte.
Da hat man kleine Zahnfeen, die unverkennbar eine Verwandtschaft mit den Feen aus der Oscarmär aufweisen. Und der Engel des Todes, der sicher ein Cousin vom blassen Mann ist. Das sieht natürlich nicht weniger spektakulär aus, aber das kennt man inzwischen. Genauso wie die harte rechte Faust aus einem speziellen Material von Nuadas stummem Begleiter Wink. Es wuselt zwar in Hellboy II was das Zeug hält, aber dies lädt auch zu Wiederholungen ein. Der Freitagsspaziergang von Abe (Doug Jones) und Manning (Jeffrey Tambor) wirkt dann auch wie eine starke Referenz zu Barry Sonnenfelds Men in Black und die Wirkung des Trollmarktes kennt das Publikum zumindest aus Chris Colombus’ Harry Potter and the Philosopher’s Stone. Del Toro evoziert somit einen extrem hohen Wiedererkennungswert anderer Genrevertreter der vergangenen Jahre.
Eine ganze Welt zu erschaffen, voller seltsamer Figuren, ist nicht einfach. Dass der Mexikaner stets respektvoll und mit Hingabe an seine Figuren herangeht, macht das Ganze besser. Speziell weil die Effekte im Gegensatz zu Hellboy auch weitaus gelungener sind, von den Zahnfeen bis hin zum Waldgott und Johann Krauss (Seth MacFarlane). Enttäuschen wollen die Effekte lediglich im finalen Kampf zwischen Hellboy und der Goldenen Armee. Die gesamte Inszenierung lässt die Entstehung am Computer offensichtlich werden, wobei dies auch an der Hochauflösung der Blu-Ray gelegen haben mag. Keine übermenschlichen Nazis also, kein russischer Zauberer, keine außerirdischen Götter. Stattdessen Elfen und Trolle. Mittelerde reloaded. Die Platzierung von Hellboy (Ron Perlman), seiner Flamme Liz (Selma Blair) und dem Rest in einem großen Märchen.
Der Held bekommt das Mädchen. Soweit so gut, denn viel ändert sich sonst nicht. Manning und Hellboy sind sich noch immer spinnefeind und auch das Untergrundleben hat der große Rote langsam satt. Umso gerne lässt man sich dann im Park fotografieren und unterschreibt das Ganze auch noch fleißig. Bei einem seiner Einsätze wird es Hellboy dann zu blöd und er ergreift die Chance, sich der Welt gegenüber zu outen. Sogar zu Jimmy Kimmel schafft er es damit, doch ändern tut sich wider Erwarten nichts. Er ist fremd, er ist anders. Man traut ihm nicht, ebenso wenig wie man Jahrhunderte zuvor den anderen Fabelwesen getraut hat. Dieser Punkt ist nun nicht universell, vielmehr ist es der Alltag im X-Men-Universum und anderer Superhelden. Man ist zwar toleriert, wird jedoch nicht respektiert. Stattdessen verabscheuen einen die Menschen.
Da bildet sich auch schnell mal ein Pulk von Menschen, um Hellboy wie Frankenstein ans Leder zu wollen. Im ersten Teil hätte der hier noch nachgedacht, ob es sich lohnt, diese zu retten. Und da Nuada erst wenige Minuten zuvor gesäuselt hat, dass Hellboy eigentlich auf seiner Seite stehe sollte, würde man dergleichen nun erwarten. Doch Hellboy scheint reifer geworden zu sein. Oder es liegt nur an Liz, für die er seine Arbeit und das Schicksal der Menschen gerne aufgeben würde. Das ist wahre Liebe, wenn man sagen kann: fuck the mankind. Aber so tief innen drin, da hätte man sich dennoch eine etwas tiefere Auseinandersetzung gewünscht. Wenn Hellboy durch den Trollmarkt latscht und sich wie ein Derwisch freut, dass hier mal keiner starrt und man einfach akzeptiert wird. Doch del Toro geht dem aus dem Weg und beginnt erneut, seine Bilder sprechen zu lassen.
Was folgt, ist eine im Kontext des Films unerhebliche Szene voller Effekte. Unerheblich deshalb, da sie vom Protagonisten nicht wirklich reflektiert oder eingeordnet wird. Aber auch jene Szene besitzt wieder einmal zwei Seiten einer Medaille, wie im Grunde der ganze Film. Denn del Toro schenkt seinem Publikum den vielleicht schönsten Charaktertod in der Filmgeschichte. Ungemein bild- und dadurch ausdruckstark. Für die Geschichte nicht erheblich, aber daran denkt man in jenem Augenblick nicht. Hellboy II: The Golden Army will dabei keine Geschichte über Diskriminierung und Auseinandersetzung mit der eigenen Persönlichkeit wie in Bryan Singers X2 erzählen. Auch keine Geschichte über verbitterten Hass und den Drang nach Gerechtigkeit wie bei Batman oder die selbstverständliche Hörigkeit einer ideologisierten Kultur eines Superman.
Kein Kampf mit dem inneren Dämon wie in Hulk. Nein, Hellboy II ist eine Geschichte fernab von der sozialpolitischen Kritik der Marvel- und mit Abstrichen DC-Comics. Vielmehr ist es eine Geschichte um ihrer selbst willen. Eine Geschichte, um der Phantasie willen. Und es ist durchaus eine Geschichte, die del Toro hier erzählt, nur eine etwas flache. Sie wirkt herausgelöst und ohne Zusammenhang. Es gibt keine Prämisse, keine Reflektion, keine wirkliche Stringenz. Es ist ein Märchen, das sich im Nachhinein wie ein Lückenfüller anbiedert. Ein Lückenfüller für einen abschließenden und gewaltigen dritten Teil der Hellboy-Trilogie. Eine Trilogie, die im Grunde nur auf eine Art enden kann, zumindest deutet The Golden Army dies an. Del Toro besinnt sich auf die positiven Eigenschaften aus Hellboy und setzt ganz auf genreüberschreitenden Humor.
Hatte sich Hellboy aus Liebeskummer einst auf einem Hausdach mit einem Jungen bei Milch und Keksen ereifert, so sitzt er nun betrunken auf dem Teppich und singt Lieder von Barry Manilow. Del Toro nimmt sich Zeit für diese Momente, die sich neben der Handlung abspielen und eher dafür stehen, dass sie im Grunde für nichts stehen. Aber sie machen den Charakter des Films aus, jene Szenen für sich, abstrahiert vom Rest. Die humoristischen Einbindungen von Witzen über sprechende Tumore und Nazibegriffe – mal einfach so, ganz flapsig nebenbei. Eine Fantasy-Komödie, weitaus lustiger als der erste Teil, diesmal zwar nicht redundant, aber dennoch viel zu lang geraten. Erneut verliert sich del Toro in seiner phantastischen Welt und seiner narrativen Ebene – dabei hat er an sich nicht genug zu erzählen. Doch übel nimmt man es dem Mexikaner nicht.
Dafür ist Hellboy II: The Golden Army zu lustig und zu liebevoll detailliert. Ein Stöhnen hier, ein Ächzen da, keine Kreatur muss ohne auskommen. Unterstützt wird dies von dem sehr gelungenen Pop-Soundtrack auf der einen und der nicht minder gelungenen Komposition von Danny Elfman auf der anderen Seite. Dessen Arbeit macht sich in dieser märchenhaften Welt ohne Frage bezahlter als es einem Marco Beltrami gelungen wäre. Und als Fazit ließe sich nun sagen, dass del Toro zuvorderst Shakespeare beachtet und dessen Zitat aus Henry V: Dies über alles dir selber sei treu. Denn del Toro ist der Mann des Phantastischen, zu Hause in jener Welt, die er seit 15 Jahren sein eigen nennt. Eine Welt voller sympathischer Monster und Wichtel. Und eine Welt, in der er hoffentlich irgendwann trotz aller bisherigen Dementis mit Hellboy III nochmals zurückkehren wird.
7.5/10
Hellboy II: The Golden Army ist keine Geschichte über Diskriminierung und Auseinandersetzung mit ... Nein, Hellboy ist eine Geschichte fernab von der sozialpolitischen Kritik der Marvel- und mit Abstrichen DC-Comics.
AntwortenLöschenUnd das ist einfach wunderbar, wie ich finde. Einfach mal pure Unterhaltung ohne Anspruch, den die anderen von Dir erwähnten eh nicht vernünftig transportieren können.:)
Und weiterhin stellt der Mexikaner in seinen amerikanischen Arbeiten den Inhalt hinter die Bilder zurück
AntwortenLöschenGenau, dass ist das Hauptproblem von Hellboy II. Eine bessere Story, etwas mehr Tiefgang - und es hätte definitiv eine Wertung >8.5 geben können. So bleibt eine vor allem audiovisuell starke und unterhaltsame, aber keine wegweisener Comic-Verfilmung.
Klar, die Story ist, wie überall geschrieben, nicht das gelbe vom Ei. Ist aber auch gar nicht notwendig - starke Bilder und emotionale Hingabe sind mehr als 95% der gegenwärtigen Genre-Regisseure hinbekommen.
AntwortenLöschen