Appearances can be... deceptive.
Jetzt sind sie wer, jetzt kennt man ihren Namen. Hatte sich das Massenpublikum zuvor noch nie groß von den Filmen der Coen Brüder Joel und Ethan beeindrucken lassen, wird jetzt fett Reibach gemacht. Denn jetzt sind sie ja Oscarpreisträger und außerdem spielen auch noch Brad Pitt und George Clooney mit, die beiden sozial engagierten, super sexy Hollywood-Stars und private best buddies. Dabei hat Clooney mit den Brüdern bereits O Brother, Where Art Thou? und Intolerable Cruelty gedreht – aber interessiert hatte sich damals kaum einer für die beiden Streifen. Und auch das mit Tom Hanks besetzte The Ladykillers-Remake war nicht gerade ein Hit an den Kinokassen. Dafür markierte in Amerika jetzt Burn After Reading den besten Start eines Coen-Films an den Kinokassen aller Zeiten – mit phänomenalen 19 Millionen Dollar Einspiel. Aber immerhin, besser als gar nichts. Sind die Coens nun en vogue? Massenkompatibel? No Country For Old Men sei Dank? Präsentierten die Brüder früher kleine und sehr feine Meisterwerke wie Fargo oder The Hudsucker Proxy, gingen diese am Bewusstsein der Bevölkerung dennoch vorbei. Da sich der Stil der Brüder nicht großartig verändert hat, zumindest in seiner Substanz, lässt sich die neugewonnene Popularität im Grunde nur durch die drei respektive vier Oscars vom Frühjahr erklären. Ironischerweise ist es mit den Coens in den letzten Jahren stets bergab gegangen, Filme wie Intolerable Cruelty oder The Ladykillers floppten nicht nur an den Kassen, sondern zu einem Großteil auch bei den Kritikern und hatten wenig von dem großartigen Humor aus ihren früheren Filmen wie The Big Lebowski vorzuweisen. Nach dem im wahrsten Sinne des Wortes staubtrockenen und endlos überschätzten No Country For Old Men bewegen sich die Brüder nunmehr wieder im humoristischen Fach der schwarzen Komödie.
Ein Spionage-Film soll Burn After Reading sein, vielleicht auch eine Rückkehr zu den Wurzeln. Ein CIA-Analyst namens Ozzy Cox (John Malkovich) wird wegen seines Alkoholproblems gefeuert – stattdessen will der gute Mann nun seine Memoiren schreiben, weiß jedoch nicht wie anfangen. Seine Frau Katie (Tilda Swinton) ist ohnehin genervt, vögelt lieber lieblos mit Harry Pfarrer (George Clooney), einem Vertreter des Schatzamtes. Da Katie die Scheidung von Ozzy will, zieht sie einige seiner Daten – darunter auch die Memoiren – auf CD und bringt sie ihrem Scheidungsanwalt. Dessen Sekretärin vergisst die CD in ihrem Fitness-Studio bei „Hardbodies“, wo sie in die Hände des Fitnesstrainers Chad Feldheimer (Brad Pitt) gerät. Dieser erkennt sofort, dass es sich hierbei um „highly classified shit“ handelt, und schafft es sogar die CD zu Cox zurück zu verfolgen. Ganz klar, hier dürfte eine Belohnung drin sein, denn Cox will sicher seinen „highly classified shit“ zurück haben. Hier kommt nun Chads Kollegin Linda Litzke (Frances McDormand) ins Spiel. Linda geht auf die fünfzig zu und ist mit ihrem Körper unzufrieden. Ihre Versicherung lehnt die finanzielle Übernahme ihrer gewünschten kosmetischen Operationen ab, weshalb sie in Cox’ „highly classified shit“ ihre Chance gekommen sieht. Was für die eine Seite eine Belohnung ist, stellt für die andere Erpressung dar. Der Austausch der Daten verläuft nicht nach Wunsch, denn irgendwo gerät auch noch Pfarrer in die ganze Situation hinein und ehe sich die Protagonisten versehen, haben sie ein Spiel begonnen, von dem eigentlich keiner genau weiß, worum es eigentlich geht. Wie bei den Coens nicht ungewöhnlich strikt sich die relativ simple Geschichte auf relativ komplizierten Bahnen. Die Protagonisten machen nicht viel, aber es gibt viele Protagonisten. Und wenn jeder seinen kleinen Teil beiträgt und immer wieder miteinander kollidiert, kann man schon mal den Überblick verlieren.
Jetzt sind sie wer, jetzt kennt man ihren Namen. Hatte sich das Massenpublikum zuvor noch nie groß von den Filmen der Coen Brüder Joel und Ethan beeindrucken lassen, wird jetzt fett Reibach gemacht. Denn jetzt sind sie ja Oscarpreisträger und außerdem spielen auch noch Brad Pitt und George Clooney mit, die beiden sozial engagierten, super sexy Hollywood-Stars und private best buddies. Dabei hat Clooney mit den Brüdern bereits O Brother, Where Art Thou? und Intolerable Cruelty gedreht – aber interessiert hatte sich damals kaum einer für die beiden Streifen. Und auch das mit Tom Hanks besetzte The Ladykillers-Remake war nicht gerade ein Hit an den Kinokassen. Dafür markierte in Amerika jetzt Burn After Reading den besten Start eines Coen-Films an den Kinokassen aller Zeiten – mit phänomenalen 19 Millionen Dollar Einspiel. Aber immerhin, besser als gar nichts. Sind die Coens nun en vogue? Massenkompatibel? No Country For Old Men sei Dank? Präsentierten die Brüder früher kleine und sehr feine Meisterwerke wie Fargo oder The Hudsucker Proxy, gingen diese am Bewusstsein der Bevölkerung dennoch vorbei. Da sich der Stil der Brüder nicht großartig verändert hat, zumindest in seiner Substanz, lässt sich die neugewonnene Popularität im Grunde nur durch die drei respektive vier Oscars vom Frühjahr erklären. Ironischerweise ist es mit den Coens in den letzten Jahren stets bergab gegangen, Filme wie Intolerable Cruelty oder The Ladykillers floppten nicht nur an den Kassen, sondern zu einem Großteil auch bei den Kritikern und hatten wenig von dem großartigen Humor aus ihren früheren Filmen wie The Big Lebowski vorzuweisen. Nach dem im wahrsten Sinne des Wortes staubtrockenen und endlos überschätzten No Country For Old Men bewegen sich die Brüder nunmehr wieder im humoristischen Fach der schwarzen Komödie.
Ein Spionage-Film soll Burn After Reading sein, vielleicht auch eine Rückkehr zu den Wurzeln. Ein CIA-Analyst namens Ozzy Cox (John Malkovich) wird wegen seines Alkoholproblems gefeuert – stattdessen will der gute Mann nun seine Memoiren schreiben, weiß jedoch nicht wie anfangen. Seine Frau Katie (Tilda Swinton) ist ohnehin genervt, vögelt lieber lieblos mit Harry Pfarrer (George Clooney), einem Vertreter des Schatzamtes. Da Katie die Scheidung von Ozzy will, zieht sie einige seiner Daten – darunter auch die Memoiren – auf CD und bringt sie ihrem Scheidungsanwalt. Dessen Sekretärin vergisst die CD in ihrem Fitness-Studio bei „Hardbodies“, wo sie in die Hände des Fitnesstrainers Chad Feldheimer (Brad Pitt) gerät. Dieser erkennt sofort, dass es sich hierbei um „highly classified shit“ handelt, und schafft es sogar die CD zu Cox zurück zu verfolgen. Ganz klar, hier dürfte eine Belohnung drin sein, denn Cox will sicher seinen „highly classified shit“ zurück haben. Hier kommt nun Chads Kollegin Linda Litzke (Frances McDormand) ins Spiel. Linda geht auf die fünfzig zu und ist mit ihrem Körper unzufrieden. Ihre Versicherung lehnt die finanzielle Übernahme ihrer gewünschten kosmetischen Operationen ab, weshalb sie in Cox’ „highly classified shit“ ihre Chance gekommen sieht. Was für die eine Seite eine Belohnung ist, stellt für die andere Erpressung dar. Der Austausch der Daten verläuft nicht nach Wunsch, denn irgendwo gerät auch noch Pfarrer in die ganze Situation hinein und ehe sich die Protagonisten versehen, haben sie ein Spiel begonnen, von dem eigentlich keiner genau weiß, worum es eigentlich geht. Wie bei den Coens nicht ungewöhnlich strikt sich die relativ simple Geschichte auf relativ komplizierten Bahnen. Die Protagonisten machen nicht viel, aber es gibt viele Protagonisten. Und wenn jeder seinen kleinen Teil beiträgt und immer wieder miteinander kollidiert, kann man schon mal den Überblick verlieren.
Ohne Frage lassen sich zwischen Burn After Reading und dem Coenschen Meisterwerk Fargo einige Parallelen herauslesen. Mehrere Parteien versuchen sich gegenseitig auszuspielen, während der red herring respektive McGuffin der Geschichte ziemlich simpel ist. Und was ein Coen-Film ist, darf auch seine typischen Muster nicht außen vor lassen. Besonders die jüdischen Namen haben es den Brüdern wieder einmal angetan und spiegeln zugleich die klassische Idiotie der Coenschen Figuren wieder. Harry Pfarrer, Linda Litzke, Chad Feldheimer – allein die Namen regen bereits zum Schmunzeln an. Doch lustige Namen und dumme Figuren ergeben noch lange kein neues Fargo. Im Gegenteil, bei ihrem Versuch Burn After Reading in dieselben Bahnen gleiten zu lassen scheitern die Brüder grandios. Zu trivial die Geschichte, zu uninspiriert der gesamte Vortrag. Was sich als „Komödie“ ankündigt ist zu einem Großteil der Laufzeit leidlich komisch, wenn überhaupt. Bezeichnenderweise manifestiert sich das gesamte Dilemma des Filmes in John Malkovichs Figur, die außer Flüchen nicht viel beizutragen hat und sich in jener Redundanz schon ziemlich schnell verliert. Ohnehin krankt das neueste Werk der Coens an den unausgearbeiteten Charakteren, deren Motivationen kaum erklärt werden. Wieso ist Pfarrer dermaßen paranoid? Hat er überhaupt einen Grund und wenn ja, welchen? Was bringt Chad dazu Linda zu helfen? Die Coens machen sich nicht viel Mühe für Erklärungen.
Stattdessen mutet der gesamte Film wie ein einziges Spaßprojekt an, von Freunden gedreht. Die Rollen für Malkovich, McDormand, Clooney und Pitt wurden den Darstellern auf den Leib geschrieben und man merkt den Stars durchaus an, dass sie Spaß an ihren Figuren hatten. Die Schrulligkeit ihrer Persönlichkeiten reicht jedoch nicht aus, um das wackelnde Gerüst der inhaltsschwachen Handlung alleine zu tragen. Dabei können die Coens durchaus in knappen Worten viel erzählen. Allein die Figur von Walter in The Big Lebowski ließ durch einen einzigen Blick von John Goodman tiefer blicken, als hier ein John Malkovich zu transferieren vermag. Das Dilemma der Coens setzt sich also fort, seit The Big Lebowski ist ein Film schlechter als der andere. Bewegten sich O Brother, Where Art Thou? und The Man Who Wasn’t There noch auf einem hohen kreativen Niveau, stellen die folgenden drei Filme der Brüder eine Degeneration dar. Und Burn After Reading ist sogar noch schlechter als No Country For Old Men, allein aufgrund der Tatsache, dass er viel zu selten lustig ist. Wenn Brad Pitt nicht wäre, hätte man im Grund gar keinen Anlass zum Lachen und in der Debilität seiner Figur geht gealterte Schönling richtig auf. Seine Hydrierungsgeiler Fitnesstrainer stiehlt allen anderen die Schau und hätte sogar eine Oscarnominierung verdient, die der Konkurrenz eines Heath-Jokers würdig ist. Auch einige andere Szenen, gerade der – extrem überhastete – Schluss sind hier zweifelsohne gelungen, können das Gesamtbild des Filmes jedoch nicht retten. Auch die inner-Coensche Referenz zu No Country For Old Men ist hier nervig, wenn auch nicht so nervig wie im einschläfernden Western der Brüder. Der Weg, den die beiden eingeschlagen haben, scheint ins Nichts zu führen, doch zumindest verspricht A Serious Man hier eine Verbesserung darzustellen. Mal keine großen Namen, vielmehr die Rückkehr zu alten Werten. Vielleicht gelingt es den Coens hier endlich mal wieder einen überzeugenden Film zu drehen – wünschenswert wäre es allemal.
6/10
6/10
stimmt, "burn after reading" ist schlechter als "no country for old men". den satz kann ich unterschreiben, vieles andere nicht ;)
AntwortenLöschenohne "burn after reading" gesehen zu haben, aber bei "no country..." hab ich nicht allzuoft gelacht.
AntwortenLöschenWarum eigentlich so abwertend sobald etwas auch von der Masse geliebt wird? Und einen Namen hatten die Coens auch schon vor NCFOM. Aber, da hast Du vollkommen Recht, Burn after Reading ist wirklich nur so ein persönliches Filmhappening. Ich war Recht enttäuscht und mußte mich durch die letzten 40 Minuten des Films quälen. Natürlich, hier und da eine vergnügliche Szene, aber auch viel schnöde und routinierte Satire, die mir ein wenig zu halbintellektuell vorkommt. Da fehlt der Biss. Richtig gelacht habe ich nur als Chad zu Cox ins Auto steigt. "Und sie sind Mr. Black, oder was?" Ich glaube die Coens haben gar nicht kapiert wieviel Potenzial sie haben liegen lassen. Gut sind nämlich die Szenen in der sie der Albernheit freien Lauf lassen.
AntwortenLöschenMuss mich da dem Marcus voll und umfassend anschließend.
AntwortenLöschenFand den Film wirklich gut und kann diese übertriebene Kritik nicht wirklich nachvollziehen.
Ist Dir die Derbyniederlage auf den Magen geschlagen? =)
@hirngabel: 1. ging der Post vor dem Spiel on ;) und 2. wollte ich dass sie verlieren. Jetzt ist der Taugenichts Luhukay endlich weg. Einen gescheiten Trainer und Gospodarek für den Nullinger Heimeroth ins Tor und evtl. wirds ja wenigstens der Relegationsplatz.
AntwortenLöschen@tumulder: Tut mir ja leid, dass ich nicht jeden Massenkompatiblen Film wie BURN, WANTED, IRON MAN und Co. wie der Rest hochjubel - bin da 1. nunmal etwas anspruchsvoller und 2. gerade von den Coens sehr sehr viel besseres gewöhnt. Wegen mir kann/soll&darf ja jeder bei BURN seinen Spaß haben. Für mich hat's dann halt nicht gereicht.
Genau, der Rudi ist halt anspruchsvoller als die anderen. LOL
AntwortenLöschenDu hast meine Frage falsch verstanden. Ich stellte sie eher hinsichtlich Deiner Einführung zum Review.
AntwortenLöschenHattest du einen schlechten Tag, als du dir den Film angesehen hast? Anders kann ich mir deine Rezi nicht erklären. Ich müsste fast durchweg widersprechen. BAR ist m. E. die beste Coen-Komödie seit dem Big Lebowski!
AntwortenLöschen@Jochen: Öhm, ja, gut. Also ich fand außer Pitt und mitunter Clooney nicht viel lustig. Aber Humor ist ja so ne subjektive Sache ;)
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