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23. Mai 2010

The Office - Season Six

I’m still enjoying it.

Als Neuangestellter in einem Bürokosmos wirkt alles zu Beginn noch frisch und vielleicht mitunter auch seltsam. Es gibt sympathische Kollegen, etwas Nervigere, möglicherweise auch den ein oder anderen etwas komischen Sitznachbarn und dann natürlich den Chef. Mit den Jahren spielt sich das Alles langsam ein und nach fünf Jahren ist es, wie so vieles im Leben, zur Gewohnheit verkommen. Nicht nur in der Arbeit, auch allgemein. Ein Reifeprozess tritt ein, beziehungsweise ist bereits eingetreten und steht vor dem Abschluss. In der Serienlandschaft gibt es nur wenige Serien, die über Jahre hinweg laufen können oder dürfen. Konzepte wie Friends (10 Jahre) oder ER (15 Jahre) sind die Ausnahme der Regel einer schnelllebigen Branche. Wie der Fels in der Brandung ragte hier seit 2005 Greg Daniels’ US-Adaption von Ricky Gervais’ The Office heraus. Doch im sechsten Jahr nun bricht die charmante Sitcom ein.

Die beiden Hälften der sechsten Staffel zeichnen sich durch jeweils zwei Dinge aus. In den ersten Episoden bereiten zum einen Jim (John Krasinski) und Pam (Jenna Fisher) ihre Hochzeit an den Niagarafällen vor, zum anderen droht Dunder Mifflin der Ausverkauf. Zu diesem kommt es in der zweiten Hälfte dann auch, sodass sich Michael (Steve Carell) und Jim als gleichgestellte Führungskräfte in Scranton mit Jo Bennett (Kathy Bates) und ihrer Drucker-Firma „Sabre“ einer neuen Hierarchie gegenübersehen. Währenddessen geht Pams Schwangerschaft in die finalen Monate. Abseits hiervon zeichnet sich in Andy (Ed Helms) und Erin (Ellie Kemper) ein neues Büropärchen ab und Dwight (Rainn Wilson) zieht die meiste Zeit einsam seine Kreise. Vielleicht auch weil Darryl (Craig Robinson) nun selbst einen Schreibtisch im Büro erhält, geraten Kelly (Mindy Kaling), Ryan (B.J. Novak) und andere noch mehr ins Hintertreffen.

Gab es früher neben den beiden dynamischen Duos Jim-Pam und Michael-Dwight stets noch genügend Raum, auch den anderen Charakteren der Serie - zum Beispiel Creed oder Meredith - entsprechend Entfaltungsspielraum zu gewähren, hat sich dies nun geändert. Was überrascht, weil trotz des verstärkten Fokus' auf Andys und Erins Beziehung gleichzeitig auch Jim und Pam gehörig an screen time einbüßen. Ihr Privatleben wird abgesehen von den zentralen Doppelfolgen Niagara und The Delivery kaum noch thematisiert, im Büro selbst war Pam wegen Mutterschutz lange abwesend und auch ansonsten halten sich Beide hier vermehrt zurück. Da auch Dwight nicht mehr so präsent erscheint wie in vergangen Jahren, ist The Office immer mehr zur Michael-Scott-Show verkommen, ohne dass dieser paradoxerweise (zu) allgegenwärtig auftritt. Dennoch wirkt Daniels’ Serie über weite Strecken verloren, denn es wurde versäumt, neue Gesichter einzubauen.

Weniger Jim, Pam, Kelly, Ryan, Oscar, kaum noch Creed, Toby, Meredith, Stanley und Phyllis. Zwar etwas mehr Andy und Erin, aber auch dies nur unausgegoren. Große Gaststars geben sich nicht gerade die Klinke in die Hand, weshalb Kathy Bates in ihren wenigen Auftritten auch schon das Sahnehäubchen darstellt. Auch auf dem Regieposten zeigte sich kaum Aktivität, der wiederkehrende Harold Ramis und Marc Webb ließen sich ein Mal beschwatzen, ansonsten schien in diesem Jahr die Stunde der Darsteller gekommen. Neben Novak, Kaling, Wilson und Krasinski setzte sich auch Carell hinter die Kamera, um die Kollegen des Ensembles in Szene zu setzen. Von einer Auffrischung also nichts zu spüren, weder vor noch hinter den Kulissen. Stattdessen heißt es allmählich: bonjour tristesse. Denn vom Elan vergangener Jahre ist in The Office nicht mehr allzu viel übrig geblieben. Weshalb das alte Rezept inzwischen fad wird.

Es heißt also den Gürtel enger zu schnallen. Jim spielt Dwight noch weniger Streiche - obschon er und Pam sich gegen Ende der Staffel etwas Nettes haben einfallen lassen - und kaum einer der Handlungsstränge kann und will so recht überzeugen. Deshalb lässt sich The Delivery als einzig wirklich überzeugende Episode ausmachen, nach der erst ein Mal eine Weile lang nichts kommt, ehe sich einige überdurchschnittliche Folgen finden lassen. Hinzu kommen dann misslungene Wochenwerke wie Double Date, The Banker, Sabre und Body-Language, die mit zu den schlechtesten Episoden der ganzen Serie zählen. Zum Verlauf von The Office passt es, dass die Show zwar Anfang Mai für eine siebte Staffel verlängert wurde, Carell jedoch erklärte, dass er aktuell nicht vorhabe, im Jahr darauf zur Serie zurückzukehren. Denn zu erzählen gibt es scheinbar nichts mehr. Was bleibt ist ein würdevoller Abschied ab Herbst 2010.

6.5/10

21. März 2010

The Blind Side

Übergewichtige afroamerikanische Problemkinder haben es der Academy und Hollywood scheinbar dieses Jahr angetan. In The Blind Side ist es ein auf dem realen Michael Oher, Football-Spieler in der NFL, basierender afroamerikanischer Jugendlicher, der von einer weißen Südstaatenfamilie aufgenommen wird. Der Film ist in seiner Darstellung - wenn auch ungewollt - ebenso wie bereits Precious latent rassistisch, weiß aber gelegentlich durchaus zu berühren und insbesondere durch die toll aufspielende Sandra Bullock zu beeindrucken. Weiteres beim Manifest.

6/10

12. Januar 2009

Revolutionary Road

We’re just like everyone else.

Es sind zwei entscheidende Szenen in Revolutionary Road [Zeiten des Aufruhrs], die verhältnismäßig kurz aufeinander folgen: Wenn Frank Wheeler (Leonardo DiCaprio) morgens zur Arbeit geht, ist er am Bahnhof ein Schaf. Einer von Vielen. Sie stürmen die Gänge entlang. Männer im Anzug, mit Krawatte und Hut. Die Gesichtsausdrücke leer, die Motivation im Prinzip nicht vorhanden. Einige Szenen später sieht man erneut diese Herde von Männern. Mit dem Unterschied, dass Frank nunmehr lächelnd abseits steht. Ein kurzes Hoch in einem Film, der nur von Tiefpunkten berichtet. Kennen Sie die Wheelers in der Revolutionary Road? Ein Vorzeige-Paar, gefangen in seinem aufgezwungenen Klischeebild. Oder anders gesagt: die Vorstadthölle.

Das Time Magazin wählte Richard Yates’ Roman Revolutionary Road vor rund drei Jahren zu den 100 besten englischsprachigen Romanen der neuesten Geschichte. Bereits 1961 wollte John Frankenheimer ihn ehe er sich für The Manchurian Candidate entschied. Nun, beinahe ein halbes Jahrhundert später, wird Yates’ Geschichte doch noch verfilmt – womöglich etwas zu spät, angesichts seiner Thematik. Nach Filmen wie Ang Lees The Ice Storm oder Todd Fields Little Children sowie Sam Mendes’ eigenem American Beauty sind dysfunktionale Ehen in Vorstädten nichts Neues. Man kommt also mitunter nicht umhin, während Revolutionary Road gelegentlich gedanklich abzuschweifen, ob der bereits bekannten Elemente dieser anderen Werke.

“You’re the most interesting person I’ve ever met”, erklärt April (Kate Winslet) 1948 ihrem Freund Frank. Auf einer Party hatten sich die ambitionierte Schauspielerin und der Kriegsveteran kennen gelernt. Beide lachen und philosophieren über Paris. Jene Stadt, der Frank seit dem Zweiten Weltkrieg verfallen ist und die er wieder besuchen möchte. Dort seien die Menschen noch frei, versichert er seiner Freundin. Doch es kommt alles anders als geplant. April wird schwanger und Frank nimmt einen Job in der alten Firma seines Vaters an. Er mag den Job nicht und es beschämt ihn, wie sein Vater geendet zu haben. Dies gesteht er an seinem 30. Geburtstag, einer Sekretärin seiner Firma, mit der er anschließend Sex hat.

Viel hat sich getan, seit die Wheelers vor sieben Jahren in ihr weißes Haus in der beschaulichen Revolutionary Road zogen. Auf das erste Kind folgte das zweite, auch um sich zu beweisen, dass das Älteste kein Unfall war. Übergang wurde Routine, die Ehe bröckelt als Folge in ihrem verflixten siebten Jahr. Ähnlich wie Aprils Theaterstück, das wir zu Beginn sehen. Emotionen schaukeln sich hoch, sie und Frank streiten sich auf der Heimfahrt, gehen tags darauf aber wieder zum Alltag über. Eine der vielen dysfunktionalen Szenen zwischen dem Paar, das in der Folge als letzten Ausweg eine Auswanderung nach Paris sieht. Sie will damit ihre Beziehung retten, er zu sich selbst finden. Bis April plötzlich erneut schwanger wird.

Glaubt man US-Dramen, muss das Leben in der Vorstadt grauenhaft sein. Auch, da Eltern darin zum eigenen Nachwuchs eine gestörte Beziehung unterhalten. Grundsätzlich unterscheidet die Ehe der Wheelers wenig von Hoods, Pierces oder Burnhams. Man lebt weitestgehend nebeneinander und nicht miteinander. Ob man immer alles tot diskutieren müsse, will April in einer Szene wissen, und findet später erst dann etwas Privatsphäre, als sie in den Wald flüchtet. Was genau schief gelaufen ist zwischen den netten Wheelers aus der Revolutionary Road kann man nur erahnen. Sicher ist jedenfalls, dass das Vorstadtleben wie ein goldener Käfig empfunden wird. Vielmehr noch von April, welche die eigentliche Hauptperson ist.

Eine unbeschwerte junge Frau wird schwanger und Anfang der 1950er in die Hausfrauenrolle gedrängt. Dass sie nach Paris will, um dort als Sekretärin alleine für ihre Familie zu sorgen, findet seine Begründung sicher weniger in ihrer Liebe zu Frank und dem Wunsch dessen Selbstverwirklichung zu ermöglichen. Stattdessen geht es eher darum, dass April sich selbst endlich wieder lebendig fühlt, sich als individuell und nicht Teil einer Maschinerie wahrnimmt. Exemplarisch zu sehen, als sie nachts allein mit Shep (David Harbour), dem Kriegskameraden und besten Freund ihres Mannes, wie losgelöst tanzt. Für April bedeutet die dritte Schwangerschaft ein weiteres Gewicht an ihren Fußfesseln. Sie ist die Person, die eigentlich im Fokus steht.

Auch für Frank ist sein Leben ein goldener Käfig. Seine Arbeit macht er ungern und nur so gut, wie unbedingt notwendig. Von dem was er eigentlich verkauft, hat er keine Ahnung. Die zehn Stunden, die er täglich unterwegs verbringt, ehe er sich zu Hause noch ein paar Stunden gönnt, zehren an ihm. Die Idee, sich in Paris vor all den heimatlichen Verpflichtungen zu drücken, gefällt ihm daher sehr gut. Eine flapsige Bemerkung im Geschäft bringt den Wendepunkt herbei. Auf einmal wird Frank von seinen Vorgesetzten gelobt. Vielmehr noch, ihm steht sogar eine Beförderung ins Haus. Die pragmatische Seite von Frank kommt zum Vorschein. Mehr Geld und was ihm wichtiger erscheint, mehr Anerkennung, lassen die Arbeit weniger lästig erscheinen.

Regisseur Sam Mendes präsentiert in Revolutionary Road ein trostloses Bild von der Gesellschaft, die keine Bindung zu ihren Kindern hat. Immerhin bringen Helen Givings (Kathy Bates) und ihr Mann dem eigenen Sohn, John (Michael Shannon), noch Liebe entgegen. Der Mathematiker, kurz zuvor aus dem Sanatorium entlassen, behandelt seine Erzeuger dafür weniger glimpflich. Die Klimax der Ehrlichkeit erreicht der Film bei einem Treffen dieser beiden Familien, als John einen gnadenlosen Schlussstrich unter die Auswanderungspläne der Wheelers zieht. John gebiert sich dabei als Verrückter, der als einziger die Wahrheit zu erkennen scheint. Oder vielleicht muss man womöglich auch verrückt sein, um die Wahrheit zu erkennen?

An einigen Stellen wirkt die Musik von Thomas Newman recht nervig, fügt sich die meiste Zeit jedoch sehr stimmig mit den wunderbar ausgeleuchtete Bildern von Roger Deakins zusammen. Sam Mendes’ period piece fehlt wie bereits oben angerissen letztlich jedoch narrativ das Besondere, das ihn aus der Masse des Genres heraushebt. So ist er nicht unbedingt schlecht, aber dennoch ein wenig beliebig. Oscar-Preisträger Mendes versammelte für Revolutionary Road dabei erneut das Titanic-Trio um Leonardo DiCaprio, Kate Winslet und Kathy Bates. Während Letztere in der Rolle der verschüchterten Nachbarschaftsglucke richtig aufgeht, harmoniert es zwischen “Baby Face” DiCaprio und der Kette rauchenden Winslet nicht so wirklich.

Für das Ehepaar Winslet-Mendes ist die Prämisse kalter Kaffee, waren beide doch an den sehr ähnlichen Filmen American Beauty und Little Children beteiligt. DiCaprio hingegen passt einfach nicht so recht in die Rolle des 30-jährigen frustrierten Familienvaters, auch wenn er seine Momente hat, beispielsweise wenn Frank seinen Kindern apatisch beim Spielen zusieht. Nichtsdestotrotz ist Revolutionary Road ein über weite Strecken von seinen Darstellern getragenes Drama der bisweilen herausragenden Sorte. Allerdings leidet er unter einigen Längen, gelegentlichem Overacting von allen Beteiligten und der Tatsache, dass Richard Yates’ Geschichte irgendwie nicht so neu ist, wie Sam Mendes seinem Publikum weißmachen möchte.

7.5/10

10. Dezember 2008

The Day the Earth Stood Still

If the Earth dies, you die. If you die, the Earth survives.

Das Telefon klingelt. Dabei hat Helen Barnes (Jennifer Connelly) eigentlich keinen Nerv jetzt zu telefonieren, hat sie doch soeben das Abendessen für ihren Stiefsohn Jacob (Jaden Smith) vorbereitet. Die männliche Stimme am Telefon unterrichtet Helen schließlich davon, dass sie in Kürze abgeholt wird. Wohin will er ihr nicht sagen. Helen wird nervös und als kurz darauf Polizeisirenen ertönen und es an ihre Tür klopft, weicht die Nervosität einer langsamen Angst. Ein Staatsbeamter steht in ihrem Türrahmen, hinter ihm ein Polizeikonvoi von zwei Geländewagen und vier Polizisten zu Motorrad. Ohne wirklich eine Chance zu haben steigt Helen ein, erhält jedoch auch unterwegs keine Antwort für ihre nächtliche „Entführung“. Der Bundesagent der sie abholt wurde selber nicht informiert. Kurz darauf wird Helen auf einem Flughafen in ein Frachtflugzeug gesetzt, gemeinsam mit einigen anderen renommierten Wissenschaftlern. Es mutet durchaus etwas lächerlich an, dass die Astrobiologin Helen von einem Polizeikonvoi abgeholt werden muss, da ihr im Grunde keine Gefahr blüht.

Die anschließende Szenerie überrascht, denn anstatt dass Helen direkt zu ebenjenem Raumschiff gebracht wird, das die Handlung von Scott Derricksons Remake zu The Day the Earth Stood Still ausmacht, geht der Film zuerst einen anderen, interessanteren Weg. Das amerikanische Militär unterrichtet Helen und die anderen von einem unbekannten Objekt, welches auf die Erde zurast. Man rechnet mit einem Meteoriten oder Asteroiden. Die rasche Versammlung der Wissenschaftler hat einen Grund – die Einschlagszeit findet in etwas mehr als einer Stunde statt. Während sich die Wissenschaftler auf die Nachwirkung des Einschlags vorbereitet, kommt alles ganz anders als sie dachten. Das unbekannte Flugobjekt ist letztlich exakt das, was es in den fünfziger Jahren ausgezeichnet hat: ein UFO. Und ein UFO wäre kein UFO, würde es keine außerirdische Lebensform bergen. Nun stellt sich die Fragen aller Fragen: kommt der Besucher in Frieden oder mit feindlichen Absichten?

In gewissem Sinne ist Robert Weides The Day the Earth Stood Still von 1951 ein Meisterwerk seines Genres, zumindest hat es den Science-Fiction Film mit Alien-Thematik zur damaligen Zeit erstmals finanzielle Früchte tragen lassen. Die fünfziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts markierten eine Zeit voller Ängste. Zum einen die Angst vor einem nuklearen Holocaust, kulminierend aus dem Kalten Krieg mit der UdSSR und zum anderen eine Invasion feindlich gesinnter Außerirdischer. Zu einem Teil stellten die Außerirdischen dabei selbst nur eine Analogie für die „rote Gefahr“ aus dem Osten da. Geschöpfe aus einer anderen, fremden Welt, die den eigenen Lebensstil auslöschen wollten. In jener Frühphase des Kalten Krieges erschien schließlich Weides Film, der teilweise andere, bemerkenswerte Pfade beschritt, zugleich jedoch in seiner Botschaft letztlich doch versagte. Als der außerirdische Repräsentant Klaatu auf die Erde kommt, hat er den Führern des Planeten eine wichtige Botschaft mitzuteilen.

Doch seine Planungen erweisen sich schwieriger als geplant. Die Sowjets wollen sich nicht in Washington treffen und die Amerikaner nicht in Moskau. Auch die Idee mit den Vereinten Nationen stößt bei der amerikanischen Regierung auf Ablehnung. Klaatus Auftrag ist quasi beendet, bevor er begonnen hat. Seine Botschaft selbst dabei sehr simpel. Aufgrund der Entdeckung der Wasserstoffbombe stellen die Menschen eine Gefahr für das Universum dar. Sollten sie versuchen Nuklearwaffen ins All zu transportieren, würden sie damit die Aggression der vereinten außerirdischen Mächte auf sich ziehen. Ein Fingerzeig gegen das Wettrüsten und eine Bloßstellung der Engstirnigkeit sowohl von amerikanischer wie sowjetischer Seite. Zwar versuchte sich Weides Film als Plädoyer gegen die Gewalt der Menschen untereinander, doch wird dieses Plädoyer von seinem Finale letztlich korrumpiert.

Am Ende des Filmes hält Klaatu einen pathetischen Monolog, der in seinem Inhalt nicht weniger faschistisch und chauvinistisch ist, als die Systeme, die der Film zuvor kritisierte. Unter anderem äußert Klaatu so schöne Sätze wie „The threat of aggression by any group, anywhere, can no longer be tolerated” oder „Your choice is simple: join us and live in peace, or pursue your present course and face obliteration”. Analog dazu lassen sich Sätze aus George W. Bushs Rede vom 28. Januar 2003 stellen, die den bis heute andauernden Irakkrieg einläuteten. „We will answer every danger and every enemy that threatens the American people”, sagte Bush und fuhr unter anderem fort, „Sometimes peace must be defended. (…) And if war is forced upon us, we will fight with the full force and might of the United States military, and we will prevail”. Unter dem Strich gesehen „legitimierte“ Klaatus Rede die amerikanische Außenpolitik der vergangenen fast sechzig Jahre. Die ach so edle Botschaft knüpft sich selber ihren Strick. Es ist unter anderem diesem Aspekt zu verdanken, dass Scott Derrickson es geschafft hat ein Hollywood-Remake zu drehen, dass sein Original überflügelt, indem es die Schwachpunkte der Vorlage ausmerzt und zugleich die Handlungsebene einer vergangenen Epoche in die Gegenwart zu versetzen vermag. Man mag sich über die eine oder andere Szene des Remakes streiten, die durch ihre Belanglosigkeit auffallen, aber abgesehen von einem etwas fragwürdigen Weg, den bereits das Original einschlug, macht Derrickson in seinem zweiten Kinofilm alles richtig, was er richtig machen kann.

Statt Kaltem Krieg und Gewalt untereinander – die natürlich immer noch in unserer Gesellschaft verankert ist – hat The Day the Earth Stood Still einen anderen, aktuelleren Schwerpunkt gewählt. In Zeiten von An Inconveniant Truth und The Eleventh Hour ist die Globale Erwärmung oder der Raubbau an der Natur präsenter als je zuvor. Anstatt dass Klaatu wie im Original ein Repräsentant einer Vereinigung von Mächten ist, die de facto einen Präventivkrieg gegen die Erde anstreben, ist die Funktion der Außerirdischen nunmehr eher mit beschützender Absicht. In einer Szene brüskiert sich die amerikanische Verteidigungsministerin Regina Jackson (Kathy Bates), dass es „unser Planet“ sei, um den es hier geht. Klaatus Antwort ist präzise und prägnant in einer rhetorischen Frage formuliert: „your planet?“. Für die Außerirdischen ist alles Leben auf der Erde gleichwertig und somit verdient es ebenso geschützt zu werden, wie jede andere Lebensform. Von entwaffnender Wahrheit ist da der Schlüsselsatz des Filmes, dass die Menschen nicht ohne die Erde leben können, aber die Erde ohne die Menschen.

Da die Menschen nicht im Stande sind sorgsam mit ihrem Planeten umzugehen, obliegt dies der Verantwortung der Außerirdischen. Der bezeichnende Makel ist, wie später angesprochen wird, das Wissen um seine Schuld und die Fortführung der eigenen Taten wider besseren Wissens. Das Kyoto-Protokoll lässt grüßen. Eine ähnliche Kritik an der menschlichen Zivilisation fand man in artgemäßer Form bereits in The Matrix von den Gebrüdern Wachowski. Zugleich versäumt es Derricksons Film jedoch nicht, sich dem Problem von zwei Seiten zu stellen. Hierzu dient die Konfrontation von Klaatu mit Professor Barnhardt (John Cleese), die in einem entscheidenden und evolutionstechnisch gesehen durchaus nachvollziehbaren Dialog mündet. Somit ist es nicht nur gelungen die moralische Frage des Filmes in die Gegenwart zu verlagern, sondern sie sogar zu einem stringenten Ende zu führen, was Weides Film einst versagt blieb.

Die Störfaktoren des Filmes sind jedoch ebenso offensichtlich. Zuvorderst bereits die Einleitung, die vollkommen überflüssig da unnötig zum Verständnis des Filmes ist. Weitaus ärgerlicher ist da jedoch das penetrante Product Placement, das im Grunde nur als widerlich zu bezeichnen ist. Anbiedernd wird da das Microsoft Vista Logo in die Kamera gehalten, mit einem Honda durch die Gegend gefahren und schließlich bei McDonalds Halt gemacht. Die Hure Hollywood macht ihrem Namen mal wieder alle Ehre. Zu bemängeln wären auch die nicht sonderlich überzeugenden visuellen Effekte. Weshalb das außerirdische Raumschiff eine schimmernde Kugel ist, ergibt sich spätestens dann, wenn man sich den Leiter der zugehörigen Abteilung ansieht. Jeffrey A. Okun hatte einst bei Barry Levinsons Sphere seine Hände mit im Spiel und scheint kurzerhand seine alten Pläne rausgekramt zu haben, statt sich neuer kreativer Ergüsse zu bedienen.

Auch Gort wirkt dermaßen künstlich, dass man sich zu Recht fragt, weshalb ihn die Macher unbedingt achteinhalb Meter groß machen mussten. Allerdings muss man eingestehen, dass die Effekte nicht wirklich weh tun und im Rahmen ihrer Platzierung akzeptabel sind. Streitbar wäre dagegen fraglos die verstärkte messianische Konnotation von Klaatus Figur im Vergleich zu Weides Film. Bereits dort waren die Analogien zu Christus offensichtlich, doch finden sie bei Derrickson nochmals eine Ausdehnung. Nicht nur wandelt Klaatu in einer Szene über das Wasser, sondern er erweckt auch Tote wieder zum Leben und wird von Stigmata gezeichnet. Dies könnte sicherlich dem einen oder anderen etwas sauer aufstoßen. Die Vergleiche zur Christus-Figur sind jedoch derartig ersichtlich, dass sie eher zum Schmunzeln und zur Belustigung an- als zur Brüskierung aufregen.

Zu guter letzt ist es auch die Besetzung, die ein Lob verdient. In die Rolle von Klaatu schlüpft im Remake nun Keanu Reeves, der augenscheinlich perfekt für die Figur zu sein scheint. Denn Klaatus Emotionslosigkeit über die meiste Spielzeit hinweg erfordert nicht sonderlich viel schauspielerisches Talent, sodass Reeves hier mit seinem steinernen Blick größtenteils richtig liegt. Zudem passt er sein Spiel dem Wandel seiner Figur innerhalb der Geschichte an, sodass man dem Schauspieler keinerlei großartigen Vorwürfe machen kann. Ähnlich verhält es sich mit Jaden Smith, dem zweitjüngsten Sprössling von Hollywood-Superstar Will Smith, der in The Day the Earth Stood Still den verbitterten und bornierten Stiefsohn von Jennifer Connelly spielt. Connelly wiederum ist schauspielerisch über jeden Zweifel erhaben und durch ihren Auftritt in Hulk bereits gewohnt eine Biologin zu spielen, die mit dem US-Militär in Hubschraubern unmenschlichen Gegnern folgen muss. Des weiteren treten in Nebenrollen die Fernsehschauspieler Kyle Chandler und Robert Knepper auf.

Einziger Schwachpunkt des Filmes ist leider Kathy Bates als amerikanische Verteidigungsministerin. Dass Mrs. Bates eine exzellente Schauspielerin ist, steht außer Frage, die Rolle der toughen Ministerin, die das Ende der Welt abwenden soll, kauft man der kleinen üppigen Frau dann aber doch nicht so ganz ab. Insgesamt überzeugt das Schauspielerensemble und mit ihnen der gesamte Film. Dass es heutzutage einem Hollywood-Remake zu gelingen vermag, seinem Original zu enteilen ist eine Seltenheit und verdient hier in der Tat Lob. Ob der Film gerade in den Vereinigten Staaten von Amerika finanziell erfolgreich sein wird, ist zu bezweifeln, bedenkt man die kritischen Töne, die Derricksons Film gerade gegenüber der Umwelt- und Militärpolitik des Landes anschlägt. Auf alle Fälle zählt The Day the Earth Stood Still zu den besten Science-Fiction Filmen des Kalenderjahres.

7.5/10 - erschienen bei Wicked-Vision