3. Dezember 2007

The Astronaut Farmer

You've got bad credit, but good character!

Man stelle sich vor, jemand baut eine Rakete und keiner geht hin! Dann würde es natürlich keinen Film darüber geben. Aber vielleicht wäre das auch besser so. Fangen wir anders an: wer kennt alles Mark und Michael Polish? Nein, das sind keine Polen, das sind natürlich Amerikaner. Autor und Regisseur sind das genauer gesagt, so wie die Coen-Brüder, die kennt man doch hoffentlich. Oder die Farrellys, die kennt sicher jeder. Aber zurück zu den Polish-Brüdern, die sind eineiige Zwillinge und für diesen Film verantwortlich. Weiter im Text. Wer kennt alles Billy Bob Thornton? Ein paar? Ja, richtig, der hat es mal ein paar Jahre lang mit der guten Angelina Jolie treiben dürfen (aber wer hat das in Hollywood nicht?). Aber eine wirkliche Karriere hat er dann doch nicht in Hollywood. Einen Oscar hat er jedoch, einen für das beste Drehbuch. Und wenn man das weiß, dann wundert man sich doch, warum jemand, der ein so gutes Drehbuch schreiben kann, dass es den Oscar gewinnt (zugegeben, das ist nicht weiter schwer, es gewinnen auch Leute Oscars die ein chinesisches Drehbuch einfach ins Englische übersetzen – aber das ist eine andere Geschichte), nicht die Fähigkeit besitzt, ein schlechtes Drehbuch zu erkennen.

Willkommen in Amerika, dem Land der unmöglichen Beschränktheiten! Hier lebt in Texas (wo sonst?!) der Farmer Charles Farmer (nein, ich habe mich nicht vertippt). Charles Farmer (Billy Bob Thornton) wollte mal Astronaut werden, bzw. war er fast schon einer, ist dann jedoch aus der Ausbildung ausgestiegen weil sich sein Vater umgebracht hat. Das ist nun eine Weile her und Farmer hat eine scharfe Frau (Virginia Madsen) und drei Kinder. Aber er hat auch noch seinen Traum vom Weltall und deswegen hat er sich aus Schrottplatzstücken eine Rakete zusammengebastelt. Hat auch nur schlappe $600.000 gekostet, weswegen in drei Wochen sein Haus gepfändet wird. Dumm nur, dass Farmer noch die 5.000 Liter Kerosin fehlen und als er die übers Internet besorgen will, rückt ihm das FBI auf die Pelle. Mit Hilfe der Medien schafft er es dann aber doch ins Weltall zu starten, zumindest beinah, sagen wir drei Meter (reichen drei Meter um als „Weltall“ zu gelten?). Dumm gelaufen, dass ganze, aber Farmer lässt sich nicht unterkriegen, denn wie es so kommt, ist vor ein paar Tagen der Schwiegervater abgekratzt und hat mehrere hunderttausend hinterlassen. Davon könnte man zwar die Schulden für das Haus abbezahlen, aber hey, was ein Texaner will, das kriegt ein Texaner auch (nicht wahr, Georgie?).

Ich denke es ist klar, dass sich keiner (auch nicht die Yankees) eine Rakete über den Schrottplatz zusammenbasteln können, zumindest nicht ohne dass es ihnen Jean Pütz vorher erklärt hat. Jetzt fällt mir auf, dass wohl noch weniger Leute was mit Jean Pütz als mit Billy Bob Thornton anfangen können, aber auch egal. Also, Raketen kann man sich nicht selber zusammenbasteln, ganz davon abgesehen, sich 5.000 Liter Kerosin zu besorgen. Logischerweise ist diese eine…richtig, Metapher des Films. In einer Szene – wir können sie die zentrale Szene des Filmes nennen – erklärt Farmer, dass ihm als Kind gesagt wurde, dass er alles in seinem Leben erreichen kann und das glaubt er auch noch heute. Dass kennt man ja, dass man Kinder sagt, dass sie alles in ihrem Leben erreichen können, auch wenn man weiß, dass die meisten von ihnen wahrscheinlich nie etwas erreichen werden. Aber es ist der Wille der zählt, bzw. der Glaube daran, dass es jeder schaffen kann. Auch Astronaut zu werden. Deswegen sollte man nicht gleich zum Wertstoffhof fahren, weil….richtig, metaphorisch und so. Das ist auch alles schön und gut, dass versteht man ja noch und kann sich damit zurecht finden und es akzeptieren.

Dennoch hat auch eine Geschichte, die nicht unbedingt in der Realität spielt, Grenzen, bzw. unterliegt ihrer eigenen Logik. Und dieser Logik muss man dann folgen, jedenfalls wenn man eine gute Geschichte erzählen will. Das machen die Polen, äh, Polish-Brüder, leider nicht. Da hat man eine kleine texanische Stadt, wo jeder jeden kennt, und Farmer bekommt zwanzig Mal eine Erhöhung seiner Hypothek. Meine Bank würde das nicht tun. Und obschon er mit 600.000 in den Miesen steht, sieht man ihn nicht ein einziges Mal auf seiner Farm arbeiten. Und obschon seine Farm in drei Wochen gepfändet wird und seine Rakete noch nicht fertig ist, sieht man ihn nicht einmal an ihr arbeiten. Trotzdem fliegt er dann, bzw. versucht es. Und als das nicht klappt, nimmt er das Geld des Großvaters und baut sich noch eine Rakete. Warum der Opa nicht von Anfang an die erste Rakete finanziert hat oder (und das ist gewichtiger) was auf einmal mit der Pfändung der Farm ist – ganz zu schweigen von der Rekordzeit der neuen Rakete), und so weiter und so fort – macht alles keinen Sinn. Farmer macht sprichwörtlich was er will und keiner tut was dagegen, nicht der örtliche Richter, die NASA oder das FBI.

So geht das nicht und ich bin mir sicher, dass die Polish-Brüder das nicht wissen und/oder erkannt haben (was erklärt wieso man nie von ihnen gehört hat und es wohl auch nie tun wird). Aber Thornton hätte das doch besser wissen können, ich meine, wenn das jeder Zuschauer im Kino sieht, dass es sich hierbei um eine unlogische und lächerliche Handlung handelt, warum dann nicht Thornton? Dass Bruce Willis in einer nutzlosen Nebenrolle auftaucht, verdankt sich der Freundschaft der beiden Schauspieler (und wenn ein Schauspieler seinen berühmteren Kollegenfreund bittet, in seinem nächsten Film kurz aufzutreten, ist das kein gutes Zeichen für die Karriere des erbittenden Schauspielers). „Packend“ lautete die Prämisse der heutigen Sneak und wie so oft, hat die Prämisse mit dem gezeigten Film nicht viel zu tun. Von acht Filmen, die hätten laufen können, waren sieben sicherlich akzeptabel und es spricht für meine örtliche Sneak, dass sie gerade den einen miesen Film gezeigt hat. Naja, was soll man machen, immerhin gab es Virginia Madsen zu bewundern, die so schön wie eh und je ist –wobei mir in Sideways nicht aufgefallen war, dass sie so gut bestückt ist. Was bleibt ist die Angst vor der Sneak der nächsten Woche und die Hoffnung, dass vielleicht doch mal wieder ein guter Film läuft. Ansonsten muss ich mir demnächst mein eigenes Kino basteln.

2.5/10

4 Kommentare:

  1. Klingt nach einem überflüssigen Film (bis auf Virginia Madsen).
    Aber dein Review ist dafür umso netter zu lesen - somit hat der Kinobesuch doch noch was positives hervorgebracht. ;-)

    AntwortenLöschen
  2. looooooool, und über Axi lachen... :D ;-)

    AntwortenLöschen
  3. Hatte mir mehr von dem Film versprochen. Schade drum.

    AntwortenLöschen
  4. Hab bereits bei Axi Asche auf mein Haupt geschüttet ;)

    AntwortenLöschen