Ohne Frage stammte das ambitionierteste Filmprojekte dieses Jahres von Clint Eastwood und seiner back-to-back Verfilmung der Ereignisse der Schlacht von Iwo Jima vom Februar/März 1945. Dass sich Mr. Eastwood auch der japanischen Seite annahm und diese schließlich so inszenierte, wie er es getan hat, zeichnet ihn zweifellos aus und macht die Academy Award Nominierung verdient. Die Idee zum Film stammte aus dem Jahr 2000 als der Sohn eines der amerikanischen Flaggenhissers, James Bradley, ein Buch über die Ereignisse um ebenjene Flaggenhissung und der Schlacht um Iwo Jima veröffentlichte. Clint Eastwood wollte sich die Rechte sicher, aber wie so oft hatte sich Steven Spielberg zuerst darauf gestürzt. Spielberg wies William Broyles Jr. (Jarhead, Cast Away) an Bradleys Buch in eine entsprechende Filmvorlage umzusetzen, war dann aber im Nachhinein mit dem Ergebnis unzufrieden und wollte den Film zurückstellen, als er 2004 mit Clint Eastwood sprach und diesem am Ende doch die Regie überließ, jedoch als Produzent mit an Bord blieb. Das Drehbuch von Boyles Jr. wurde daraufhin vom neuen Autoren-Wunderkind Paul Haggis überarbeitet.
Der japanische Gesichtspunkt, ursprünglich Red Sun, Black Sand betitelt, entstammt einem Buch über die Briefe des kommandierenden Generaly Kuribayashi und einer Kriegshistorie von Kumiko Kakehashi. Während die Idee zum Teil auch von Paul Haggis stammt, zeichnet sich die bis dato unbekannte Iris Yamashita für das Drehbuch verantwortlich. Mit einem Budget das mit fünfzehn Millionen Dollar nur ein Drittel des von Flags ausmachte, gelang Eastwood ein beeindruckender Film, der ebenfalls wie Flags in sehr grauen und ausgebleichten Bildern daherkommt und zu Recht für vier Academy Awards nominiert worden ist. Das die Dreharbeiten in Kalifornien stattfanden merkt man dem Film nicht an und ist sicher auch Ursache für sein geringes Budget. Es ist, wenn man bedenkt dass Eastwood den Film in japanischer Sprache drehte, beachtlich, dass Letters dennoch in Amerika dreizehn Millionen Dollar einspielen konnte, auch wenn er selbstverständlich in Japan – wo er fünf Wochen auf Platz Eins stand – sehr viel erfolgreicher war. Dies erklärt sich wohl auch in der Besetzung der zweiten Hauptrolle mit dem Mitglied der Boygroup Arashi, Kazunari Ninomiya, während die erste Hauptrolle vom Export-Japaner Ken Watanabe ausgefüllt wird.
Flags of Our Fathers (2006)
No sense being a hero if you don’t look like one.
Mitten im Kriegsgeschehen trifft das Publikum zum ersten Mal auf John „Doc“ Bradley (Ryan Phillippe), Sanitäter eines US-Marine Corps in der Schlacht um den Hügel Suribachi auf der japanischen Insel Iwo Jima. Ein kurzer Erinnerungsfetzen eines alten Mannes, wie sich kurz darauf herausstellt, aber die Erinnerung ebbt nicht an und kehrt zurück in die Zeit des Zweiten Weltkrieges. Bradley und seine Kameraden rund um den amerikanischen Ureinwohner Ira Hayes (Adam Beach) und Rene Gagnon (Jesse Bradford) machen sich bereit um den Strand von Iwo Jima einzunehmen. Am fünften Tag der Schlacht gelingt es schließlich einigen Soldaten von Bradleys Einheit Suribachi einzunehmen und im patriotischen Geiste hissen die fünf Männer schließlich eine amerikanische Flagge. Da diese Flagge jedoch als Andenken zurück nach Washington sollte, wurden Bradley, Hayes, Gagnon und drei weitere Männer ihres Korps angewiesen eine zweite Flagge zu heißen. Diese Hissung wurde von Joe Rosenthal photographiert und markierte schließlich in den USA eine riesige Propagandawelle für Kriegsspenden, zu deren Zweck Bradley und seine beiden überlebenden Kameraden in die Heimat abberufen werden.
In ausgebleichten grauen Bildern konzentriert sich Eastwood in seinem Film auf ein Kapitel in Bradleys Buch – was ihm hinterher von vielen Menschen vorgeworfen wurde. Das Augenmerk setzt der Altstar dabei weniger auf die Schlacht und ihren Ausgang per se, als auf die Wirkung welche die Flaggenhissung auf das Leben der drei überlebenden Soldaten hatte. Insbesondere Hayes hatte es widerstrebt, für etwas als Held bezeichnet zu werden, was er nicht geleistet hat. Während der Schönling Gagnon in Rosenthals Bild (s)ein Ticket nach Hause sah und die Situation ausnutzen wollte, zerstörte das Photo sozusagen Hayes Leben. Bradley wird dabei als das Herz der Gruppe dargestellt, als Leim der alles zusammenhält. Während ihre Freunde und Kameraden in Japan starben und noch sterben, lassen sich die Drei breitschlagen durch das Photo Geld für den Krieg zu sammeln, damit dieser weitergehen kann und ihre Freunde nicht umsonst gestorben sind. Wirklich ändern tut sich jedoch nichts in dem Leben der drei, für Hayes und Gagnon soll es später sogar schlechter laufen, als sie es sich dachten, während insbesondere Hayes und Bradley immer wieder von Erinnerungen aus Iwo Jima heimgesucht werden, welche auch das Publikum zurück zu den wahren Ereignissen führen.
Hier liegt einer der Schwachpunkte des Filmes: die Rückblenden. Laut Haggis’ Aussage ließ sich das Buch nicht ohne sie und die daraus resultierende unlineare Struktur verfilmen, Eastwood setzt sie jedoch so ein, dass es mitunter störend wirkt. Dreißig Sekunden in Iwo Jima folgen zwei Minuten in den USA und daraufhin wieder eine Minute in Iwo Jima und dann wieder die USA. Hier wäre es besser gewesen, wenn er den Film in größeren, mindestens zehn Minuten langen Schritten erzählt hätte, da es durch seine kurzen Momente und das Kriegsgetümmel schwer fällt die verschiedenen Charaktere, vor allem Iggy und Franklin auseinander zu halten. Auch die finalen fünfzehn Minuten mit Ausblick auf den Lebensweg der Figuren sind schließlich zu langatmig geraten. Den Höhepunkt des Films markiert sicherlich die Szene um den Austausch der Flaggen, welcher von einer besonderen inneren Ruhe getragen zu werden scheint. Auch die Szenen um das Ableben von Mike Strank (Barry Pepper) oder Hank Hansen (Paul Walker) sind außerordentlich gut geraten, sodass sich sagen lässt, dass Flags of out Fathers dort am besten ist, wo die Handlung auf Iwo Jima spielt. Denn gerade von Pepper (der hier in seinem dritten Kriegsfilm spielt), Walker oder auch Robert Patrick hätte man generell noch gerne mehr gesehen.
Es dreht sich also alles um das Photo von Rosenthal, welches in der Heimat als Hoffnungsschimmer und Siegeszeichen wahrgenommen wird und für das stellvertretend mit Bradley, Hayes und Gagnon die einzigen drei Überlebenden zu Helden stilisiert werden. Als herauskommt, dass es gar nicht diese sechs waren, sondern andere fünf, welche für die Hissung verantwortlich sind, ist der Propagandazug bereits im Rollen. Kriege sind kostspielig und müssen unter allen Umständen gewonnen werden – zu diesem Zweck soll Rosenthals Photo dienen und selbst Präsident Truman erwartet von den drei Soldaten nichts anderes, als dass sie ihre Rollen spielen. Diese spielen zwar mit, damit das Leben ihrer gefallenen Kameraden nicht umsonst vergeudet wurde, übersehen aber dass eine Verlängerung des Krieges das Leben weiterer Kameraden kosten wird. Wie sehr ein einzelnes Photo den Verlauf eines Krieges beeinflussen kann ist dabei erstaunlich inszeniert und sicherlich eine Sichtung wert – den Status als Meisterwerk verdient sich Eastwoods Film dann aber nicht, auch wenn es einer der besseren Kriegsfilme ist.
7/10
Letters from Iwo Jima (2006)
See you on the other side.
Japanische Archäologen stoßen bei Ausgrabungen in Iwo Jima auf eine Tasche voller Briefe. Es handelt sich um Briefe der japanischen Soldaten, welche die Insel im Februar und März 1945 gegen die USA verteidigt haben. Einer dieser Soldaten ist der junge Bäcker Saigo (Kazunari Ninomiya), welcher lieber heute wie morgen den Amerikanern die Insel überlassen und zurück zu seiner schwangeren Frau kehren würde. Aber die Ankunft des neuen Generals Kuribayashi (Ken Watanabe) macht ihm wieder Hoffnung, da er sich als Freund und Vorbild seiner Soldaten erweist. Bei seinen Leutnants dagegen stößt er auf Widerspruch, da er den Strand nicht verteidigen und stattdessen die umliegenden Hügel mit Tunneln aushöhlen will. Als Kuribayashi die Nachricht erhält, dass weder die Luftwaffe noch die Marine die Verteidigung von Iwo Jima unterstützen werden, erkennt er, dass es sich um seine Suizidmission handelt und versucht dennoch die Verteidigung der Insel so gut wie möglich aufrecht zu erhalten. Als die Amerikaner schließlich eintreffen, spaltet sich Kuribayashis Truppe in zwei Lager, während die einen wie Leutnant Ito den ehrenvollen Tod suchen, bilden Kuribayashi und seine Anhänger um Saigo und Baron Nishi eine letzte Verteidigungsfront.
Wieso die Deutschen glaubten den Film synchronisieren zu müssen, bleibt wohl mal wieder im Unklaren, es ist jedoch selbstverständlich zu empfehlen Letters in der Originalsprache mit Untertiteln anzusehen. Wie bei allen asiatischen Filmen schon allein deswegen, weil die Sprache sehr viel wohlklingender und gewichtiger ist. Sehr schön in Szene gesetzt wird hierbei die Insel Iwo Jimo – auch wenn unklar bleibt, was alles wirklich Iwo Jima ist, und was nachgestellt – bedingt durch die wie bei Flags sehr ausgebleichten Bilder. Die erste Hälfte der Handlung, welcher der Vorbereitung auf die Invasion dient, ist dabei ausgesprochen ruhig geraten und dient der Charaktereinführung. Diese ist gegenüber Flags sehr viel besser und ausgearbeiteter, weshalb einem die Figuren recht schnell ans Herzen wachsen, insbesondere natürlich der schusselige Saigo, der in der Tat an der Front total fehl platziert zu sein scheint. Dass gerade Saigo ein fiktiver Charakter ist, macht das ganze dann auch sehr viel verständlicher. Überaschenderweise – auch wenn es einen rassistischen Unterton hat – fällt es einem bei Letters sehr viel leichter die Charaktere auseinander zu halten, als bei seinem amerikanischen Pendant, obschon Asiaten für das ungeschulte Auge alle „gleich“ auszusehen pflegen. Die Besetzung einer wichtigen Figur wie Saigo mit einem Popstar klappt hierbei vielleicht auch nur deswegen besser als in den USA z.B. mit Justin Timberlake, weil die Band Arishi in Europa (und Amerika) ziemlich unbekannt ist. Trotz allem macht Ninomiya seine Sache durchaus gut.
Kritisch beäugt wurde die Darstellung japanischer Kultur, welche sich in Letters natürlich vor allem durch den gewählten Freitod vieler Charaktere widerspiegelt. Wenn auch Klischee dürfte dies für den Zweiten Weltkrieg sicher noch der Fall gewesen sein, besonders dann, wenn der eigene Tod wie im Fall der Iwo Jima Soldaten mit großer Wahrscheinlichkeit sicher gewesen zu sein scheint und man den „ehrenvolleren“ Ausweg wählen wollte. Unmut zog auch die Gestapo-Darstellung der Kempeitai nach sich, deren Vertreter der Soldat Shimizu (Ryo Kase) darstellt. Dies mündet auch in den großen Kritikpunkt von Letters, der ähnlich wie in Flags zu Tage tritt: die Rückblenden. Diese sind in Letters absolut unnötig und bringen die Handlung in keinem Fall weiter, was ihre Einfügung ziemlich unverständlich macht. Die Kritik an den Kempeitai (Shimizu) oder der ehrenvolle Tod für Vaterland und Kaiser (Saigo), sowie die Tatsache, dass man auch manchmal gegen einen Freund kämpfen muss (Kuribayashi) führen nirgendwo hin und sind unerheblich. Gerade wenn man sie weggelassen hätte, wäre die Geschichte dadurch aufgewertet worden und hätte die aussichtlose Isolation der Männer auf Iwo Jima noch verstärkt.
Neben den Rückblenden bildet eine zweite Szene den großen Kritikpunkt und zwar die Darstellung der verschiedenen Militärkulturellen. Als der xenophile Baron Nishi einen verwundeten amerikanischen Soldaten pflegen lässt wird demgegenüber eine Szene gestellt, in der zwei japanische Kriegsgefangene von den Marines kaltblütig erschossen werden. Was das genau sollte fragt man sich umsonst, vor allem wenn man bedenkt, dass eine solche Handlung immer situations-, bzw. charaktergebunden ist. Denn Leutnant Ito hätte fraglos anders gehandelt, als es Nishi getan hat. Diese Szenen, sowie die Rückblenden und die unnötige Ein- und Ausleitung über die Archäologen sind also die Schwachpunkte des Filmes, der trotz allem ein kleines poetisches Meistwerk ist und es ohne Zweifel mehr verdient gehabt hätte der beste Film 2007 zu sein, als dieses billige amerikanische Remake eines anderen asiatischen Meisterwerks. Auch in dem Œuvre von Mr. Eastwood nimmt Letters eine vorrangige Stellung ein und gehört zu den Filmen, die man in diesem Jahr gesehen haben sollte, da der Film nicht nur für sich genommen bemerkenswert ist, sondern dies noch von der Tatsache verstärkt wird, dass es sich um einen Film mit amerikanischer Intention handelt.
8.5/10
Der japanische Gesichtspunkt, ursprünglich Red Sun, Black Sand betitelt, entstammt einem Buch über die Briefe des kommandierenden Generaly Kuribayashi und einer Kriegshistorie von Kumiko Kakehashi. Während die Idee zum Teil auch von Paul Haggis stammt, zeichnet sich die bis dato unbekannte Iris Yamashita für das Drehbuch verantwortlich. Mit einem Budget das mit fünfzehn Millionen Dollar nur ein Drittel des von Flags ausmachte, gelang Eastwood ein beeindruckender Film, der ebenfalls wie Flags in sehr grauen und ausgebleichten Bildern daherkommt und zu Recht für vier Academy Awards nominiert worden ist. Das die Dreharbeiten in Kalifornien stattfanden merkt man dem Film nicht an und ist sicher auch Ursache für sein geringes Budget. Es ist, wenn man bedenkt dass Eastwood den Film in japanischer Sprache drehte, beachtlich, dass Letters dennoch in Amerika dreizehn Millionen Dollar einspielen konnte, auch wenn er selbstverständlich in Japan – wo er fünf Wochen auf Platz Eins stand – sehr viel erfolgreicher war. Dies erklärt sich wohl auch in der Besetzung der zweiten Hauptrolle mit dem Mitglied der Boygroup Arashi, Kazunari Ninomiya, während die erste Hauptrolle vom Export-Japaner Ken Watanabe ausgefüllt wird.
Flags of Our Fathers (2006)
No sense being a hero if you don’t look like one.
Mitten im Kriegsgeschehen trifft das Publikum zum ersten Mal auf John „Doc“ Bradley (Ryan Phillippe), Sanitäter eines US-Marine Corps in der Schlacht um den Hügel Suribachi auf der japanischen Insel Iwo Jima. Ein kurzer Erinnerungsfetzen eines alten Mannes, wie sich kurz darauf herausstellt, aber die Erinnerung ebbt nicht an und kehrt zurück in die Zeit des Zweiten Weltkrieges. Bradley und seine Kameraden rund um den amerikanischen Ureinwohner Ira Hayes (Adam Beach) und Rene Gagnon (Jesse Bradford) machen sich bereit um den Strand von Iwo Jima einzunehmen. Am fünften Tag der Schlacht gelingt es schließlich einigen Soldaten von Bradleys Einheit Suribachi einzunehmen und im patriotischen Geiste hissen die fünf Männer schließlich eine amerikanische Flagge. Da diese Flagge jedoch als Andenken zurück nach Washington sollte, wurden Bradley, Hayes, Gagnon und drei weitere Männer ihres Korps angewiesen eine zweite Flagge zu heißen. Diese Hissung wurde von Joe Rosenthal photographiert und markierte schließlich in den USA eine riesige Propagandawelle für Kriegsspenden, zu deren Zweck Bradley und seine beiden überlebenden Kameraden in die Heimat abberufen werden.
In ausgebleichten grauen Bildern konzentriert sich Eastwood in seinem Film auf ein Kapitel in Bradleys Buch – was ihm hinterher von vielen Menschen vorgeworfen wurde. Das Augenmerk setzt der Altstar dabei weniger auf die Schlacht und ihren Ausgang per se, als auf die Wirkung welche die Flaggenhissung auf das Leben der drei überlebenden Soldaten hatte. Insbesondere Hayes hatte es widerstrebt, für etwas als Held bezeichnet zu werden, was er nicht geleistet hat. Während der Schönling Gagnon in Rosenthals Bild (s)ein Ticket nach Hause sah und die Situation ausnutzen wollte, zerstörte das Photo sozusagen Hayes Leben. Bradley wird dabei als das Herz der Gruppe dargestellt, als Leim der alles zusammenhält. Während ihre Freunde und Kameraden in Japan starben und noch sterben, lassen sich die Drei breitschlagen durch das Photo Geld für den Krieg zu sammeln, damit dieser weitergehen kann und ihre Freunde nicht umsonst gestorben sind. Wirklich ändern tut sich jedoch nichts in dem Leben der drei, für Hayes und Gagnon soll es später sogar schlechter laufen, als sie es sich dachten, während insbesondere Hayes und Bradley immer wieder von Erinnerungen aus Iwo Jima heimgesucht werden, welche auch das Publikum zurück zu den wahren Ereignissen führen.
Hier liegt einer der Schwachpunkte des Filmes: die Rückblenden. Laut Haggis’ Aussage ließ sich das Buch nicht ohne sie und die daraus resultierende unlineare Struktur verfilmen, Eastwood setzt sie jedoch so ein, dass es mitunter störend wirkt. Dreißig Sekunden in Iwo Jima folgen zwei Minuten in den USA und daraufhin wieder eine Minute in Iwo Jima und dann wieder die USA. Hier wäre es besser gewesen, wenn er den Film in größeren, mindestens zehn Minuten langen Schritten erzählt hätte, da es durch seine kurzen Momente und das Kriegsgetümmel schwer fällt die verschiedenen Charaktere, vor allem Iggy und Franklin auseinander zu halten. Auch die finalen fünfzehn Minuten mit Ausblick auf den Lebensweg der Figuren sind schließlich zu langatmig geraten. Den Höhepunkt des Films markiert sicherlich die Szene um den Austausch der Flaggen, welcher von einer besonderen inneren Ruhe getragen zu werden scheint. Auch die Szenen um das Ableben von Mike Strank (Barry Pepper) oder Hank Hansen (Paul Walker) sind außerordentlich gut geraten, sodass sich sagen lässt, dass Flags of out Fathers dort am besten ist, wo die Handlung auf Iwo Jima spielt. Denn gerade von Pepper (der hier in seinem dritten Kriegsfilm spielt), Walker oder auch Robert Patrick hätte man generell noch gerne mehr gesehen.
Es dreht sich also alles um das Photo von Rosenthal, welches in der Heimat als Hoffnungsschimmer und Siegeszeichen wahrgenommen wird und für das stellvertretend mit Bradley, Hayes und Gagnon die einzigen drei Überlebenden zu Helden stilisiert werden. Als herauskommt, dass es gar nicht diese sechs waren, sondern andere fünf, welche für die Hissung verantwortlich sind, ist der Propagandazug bereits im Rollen. Kriege sind kostspielig und müssen unter allen Umständen gewonnen werden – zu diesem Zweck soll Rosenthals Photo dienen und selbst Präsident Truman erwartet von den drei Soldaten nichts anderes, als dass sie ihre Rollen spielen. Diese spielen zwar mit, damit das Leben ihrer gefallenen Kameraden nicht umsonst vergeudet wurde, übersehen aber dass eine Verlängerung des Krieges das Leben weiterer Kameraden kosten wird. Wie sehr ein einzelnes Photo den Verlauf eines Krieges beeinflussen kann ist dabei erstaunlich inszeniert und sicherlich eine Sichtung wert – den Status als Meisterwerk verdient sich Eastwoods Film dann aber nicht, auch wenn es einer der besseren Kriegsfilme ist.
7/10
Letters from Iwo Jima (2006)
See you on the other side.
Japanische Archäologen stoßen bei Ausgrabungen in Iwo Jima auf eine Tasche voller Briefe. Es handelt sich um Briefe der japanischen Soldaten, welche die Insel im Februar und März 1945 gegen die USA verteidigt haben. Einer dieser Soldaten ist der junge Bäcker Saigo (Kazunari Ninomiya), welcher lieber heute wie morgen den Amerikanern die Insel überlassen und zurück zu seiner schwangeren Frau kehren würde. Aber die Ankunft des neuen Generals Kuribayashi (Ken Watanabe) macht ihm wieder Hoffnung, da er sich als Freund und Vorbild seiner Soldaten erweist. Bei seinen Leutnants dagegen stößt er auf Widerspruch, da er den Strand nicht verteidigen und stattdessen die umliegenden Hügel mit Tunneln aushöhlen will. Als Kuribayashi die Nachricht erhält, dass weder die Luftwaffe noch die Marine die Verteidigung von Iwo Jima unterstützen werden, erkennt er, dass es sich um seine Suizidmission handelt und versucht dennoch die Verteidigung der Insel so gut wie möglich aufrecht zu erhalten. Als die Amerikaner schließlich eintreffen, spaltet sich Kuribayashis Truppe in zwei Lager, während die einen wie Leutnant Ito den ehrenvollen Tod suchen, bilden Kuribayashi und seine Anhänger um Saigo und Baron Nishi eine letzte Verteidigungsfront.
Wieso die Deutschen glaubten den Film synchronisieren zu müssen, bleibt wohl mal wieder im Unklaren, es ist jedoch selbstverständlich zu empfehlen Letters in der Originalsprache mit Untertiteln anzusehen. Wie bei allen asiatischen Filmen schon allein deswegen, weil die Sprache sehr viel wohlklingender und gewichtiger ist. Sehr schön in Szene gesetzt wird hierbei die Insel Iwo Jimo – auch wenn unklar bleibt, was alles wirklich Iwo Jima ist, und was nachgestellt – bedingt durch die wie bei Flags sehr ausgebleichten Bilder. Die erste Hälfte der Handlung, welcher der Vorbereitung auf die Invasion dient, ist dabei ausgesprochen ruhig geraten und dient der Charaktereinführung. Diese ist gegenüber Flags sehr viel besser und ausgearbeiteter, weshalb einem die Figuren recht schnell ans Herzen wachsen, insbesondere natürlich der schusselige Saigo, der in der Tat an der Front total fehl platziert zu sein scheint. Dass gerade Saigo ein fiktiver Charakter ist, macht das ganze dann auch sehr viel verständlicher. Überaschenderweise – auch wenn es einen rassistischen Unterton hat – fällt es einem bei Letters sehr viel leichter die Charaktere auseinander zu halten, als bei seinem amerikanischen Pendant, obschon Asiaten für das ungeschulte Auge alle „gleich“ auszusehen pflegen. Die Besetzung einer wichtigen Figur wie Saigo mit einem Popstar klappt hierbei vielleicht auch nur deswegen besser als in den USA z.B. mit Justin Timberlake, weil die Band Arishi in Europa (und Amerika) ziemlich unbekannt ist. Trotz allem macht Ninomiya seine Sache durchaus gut.
Kritisch beäugt wurde die Darstellung japanischer Kultur, welche sich in Letters natürlich vor allem durch den gewählten Freitod vieler Charaktere widerspiegelt. Wenn auch Klischee dürfte dies für den Zweiten Weltkrieg sicher noch der Fall gewesen sein, besonders dann, wenn der eigene Tod wie im Fall der Iwo Jima Soldaten mit großer Wahrscheinlichkeit sicher gewesen zu sein scheint und man den „ehrenvolleren“ Ausweg wählen wollte. Unmut zog auch die Gestapo-Darstellung der Kempeitai nach sich, deren Vertreter der Soldat Shimizu (Ryo Kase) darstellt. Dies mündet auch in den großen Kritikpunkt von Letters, der ähnlich wie in Flags zu Tage tritt: die Rückblenden. Diese sind in Letters absolut unnötig und bringen die Handlung in keinem Fall weiter, was ihre Einfügung ziemlich unverständlich macht. Die Kritik an den Kempeitai (Shimizu) oder der ehrenvolle Tod für Vaterland und Kaiser (Saigo), sowie die Tatsache, dass man auch manchmal gegen einen Freund kämpfen muss (Kuribayashi) führen nirgendwo hin und sind unerheblich. Gerade wenn man sie weggelassen hätte, wäre die Geschichte dadurch aufgewertet worden und hätte die aussichtlose Isolation der Männer auf Iwo Jima noch verstärkt.
Neben den Rückblenden bildet eine zweite Szene den großen Kritikpunkt und zwar die Darstellung der verschiedenen Militärkulturellen. Als der xenophile Baron Nishi einen verwundeten amerikanischen Soldaten pflegen lässt wird demgegenüber eine Szene gestellt, in der zwei japanische Kriegsgefangene von den Marines kaltblütig erschossen werden. Was das genau sollte fragt man sich umsonst, vor allem wenn man bedenkt, dass eine solche Handlung immer situations-, bzw. charaktergebunden ist. Denn Leutnant Ito hätte fraglos anders gehandelt, als es Nishi getan hat. Diese Szenen, sowie die Rückblenden und die unnötige Ein- und Ausleitung über die Archäologen sind also die Schwachpunkte des Filmes, der trotz allem ein kleines poetisches Meistwerk ist und es ohne Zweifel mehr verdient gehabt hätte der beste Film 2007 zu sein, als dieses billige amerikanische Remake eines anderen asiatischen Meisterwerks. Auch in dem Œuvre von Mr. Eastwood nimmt Letters eine vorrangige Stellung ein und gehört zu den Filmen, die man in diesem Jahr gesehen haben sollte, da der Film nicht nur für sich genommen bemerkenswert ist, sondern dies noch von der Tatsache verstärkt wird, dass es sich um einen Film mit amerikanischer Intention handelt.
8.5/10
Hab das 3er Disc-Digi heute von Amazon bekommen. Deine Review stimmt mich jetzt schon für die Filme ein. Hehe...
AntwortenLöschenHab dasselbe Disc ;)
AntwortenLöschenDa stimmen wir ja nun wirklich mal 1:1 überein!
AntwortenLöschen@MVV: :)
AntwortenLöschen"Die" selbe Disc, Herr stud. hist... :D ;-) :p
AntwortenLöschenStimme Dir da auch wiedermal absolut zu! Schön ausführlich. :)
AntwortenLöschen@Cleric: Bezog mich wörtlich auf den Kaiser: "Hab DAS 3er Disc-Digi (...)" --> "Hab DASselbe [3er] Disc[-Digi]" - ihr Germanisten ihr.
AntwortenLöschenMeine Frage wäre nun: ist es trotz allem falsch, auch wenn ich mich wörtlich auf jemand bezogen hab?
Keine Ahnung, aber da es ja ein Anglizismus bzw. kein deutsches Wort ist, ist das mit dem Artikel IMHO sowieso fragwürdig... ;-)
AntwortenLöschenja, letters - da habe ich bis lang auch nichts gegenteiliges gelesen - ist flags doch eindeutig überlegen.
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