The distance between life as you dream it and life as it is.
Was haben Mary Kay Letourneau, Karen Louise Ellis, Debra Lafave, Bridget Mary Nolan, Pamela Rogers Turner und Sarah Jayne Vercoe gemeinsam? Abgesehen von Debra Lafave haben alle drei Namen, richtig, aber noch etwas anderes vereint diese Frauen: sie waren alles Lehrerinnen, die mit ihren minderjährigen Schülern ein sexuelles Verhältnis eingegangen sind. Mary Kay Letourneau hat ihren betreffenden Schüler nach ihrem Gefängnisaufenthalt sogar geheiratet. Sicherlich sind diese sechs Damen keine Einzelfälle und von sexuellen Übergriffen männlicher Lehrer an weiblichen Schülern will man gar nicht erst anfangen. Die Faszination die von pubertierenden Jungs auszugehen scheint, lässt sich kaum nachvollziehen, diente Zoë Heller jedoch als Vorlage für ihren 2003 erschienen Roman, welcher von Patrick Marber (Closer) schließlich in ein Drehbuch umgewandelt wurde, für das er dieses Jahr eine Oscarnominierung erhielt. Die Regie bei dem gewagten Thema übernahm Richard Eyre, der dadurch nach Iris erneut die Chance hat mit Lady Judi Dench zusammen zu arbeiten.
Die bigotte Barbara (Judi Dench) ist eine jungferische Lehrerin, die ihre Kollegen nicht sonderlich ausstehen kann. Doch die neue Kunstlehrerin Sheba (Cate Blanchett) ist anders, frischer und erweckt Barbaras Interesse. Und in der Tat freunden sich die beiden Lehrerinnen an und verbringen ihre Freizeit miteinander, in welcher Barbara Shebas Kinder und ihren älteren Ehemann Richard (Bill Nighy) kennen lernt. Eines Abends bei einer Schulaufführung vermisst Barbara schließlich ihre Freundin so sehr, dass sie Sheba sucht. Als sie ihre Kollegin mit einem ihrer Schüler ertappt und dies wenig später gegenüber Sheba eröffnet, bildet sich zwischen den beiden ein starkes Band, verbunden durch ihr gemeinsames Geheimnis. Die Dinge laufen bestens, bis schließlich Barbaras geliebte Katze verstirbt. Da Sheba zu einer Schulaufführung ihres behinderten Sohnes Ben muss, kann sie Barbara nicht unterstützen, was diese ihr äußerst übel nimmt. Das dünne Eis auf welchem sich die Freundschaft der beiden Frauen bewegt, beginnt einen Riss zu bekommen.
Neben Marber waren auch die beiden Darstellerinnen und Oscarpreisträgerinnen Judi Dench und Cate Blanchett, ebenso wie Komponist Philip Glass für einen Academy Award im Frühjahr nominiert, konnten ihn jedoch ebenso wenig wie der Autor mit nach Hause nehmen. Sicherlich eine gerechtfertigte Entscheidung, da beide Darstellerinnen zwar überzeugend spielen, jedoch nicht herausragend (wenn auch Miss Blanchett selten attraktiver aussah). Mit 85 Minuten hat der Film dabei eine äußerst kurze Laufzeit und hält sich auch nicht lange mit betreffenden Begebenheiten auf. Zwischen zwei Einstellungen können schon mal Wochen liegen, ohne dass dies besonders ersichtlich wird. Es wird auch nicht sonderlich ersichtlich, ob Sheba ernsthaft mit Barbara befreundet ist oder sich nur „ergibt“, da diese über ihre Affäre Bescheid weiß. Ebenso wenig ersichtlich wird die Anziehung zwischen Sheba und ihrem Schüler, der keineswegs charmant mit ihr (zumindest zu Beginn) umzugehen vermag. Die Motivation von Shebas Taten wird somit dem Publikum nicht klar und daher fällt es ihm am Ende auch schwer mit der Lehrerin zu leiden.
Statt das Problem von Lehrerinnen, die ihre Schüler verführen, hervorzuheben, beschäftigt sich der Film vielmehr mit den Psychospielen von Barbara, die eine durchtrieben und berechnende Frau ist, und – wie man später erfahren soll – bereits Kontaktverbot zu einer anderen, ehemaligen Kollegin hat. Sehr kammerspielartig inszenieren Marber und Eyre ihre Geschichte, die irgendwie (nicht nur wegen ihrer Kürze) sehr viel besser für eine Theaterbühne als die große Leinwand geeignet scheint. Wenn sich Sheba zum Schluss schreiend in die Pressemenge schmeißt, wirkt das leider etwas lächerlich, vor allem da man für die Figur keinerlei Sympathie aufbringen kann. Die Motivation beider Frauen wird durch den Film hinweg nicht ersichtlich, man erfährt nicht, wieso sie so handeln wie sie handeln. Da es sich jedoch um Handlungen handelt, die nicht alltäglich sind oder der gesellschaftlichen Norm entsprechen, müsste man sie dem Publikum erklären, was der Film dann doch versäumt.
7/10
Wie gehst du denn ab? Eine Kritik nach dem anderen... ;-)
AntwortenLöschenMach weiter so, sehr abwechslungsreich. :)
Mich hat falscher Ehrgeiz wegen des Jahresrückblicks gepackt, daher hol ich schnell Kandidaten nach, die evtl. noch vorpreschen könnten ;) (Man hätte auch einfach damals ins Kino gehen können - aber das ist ein anderes Thema...)
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