29. April 2008

How I Met Your Mother - Season One

Come on, if you don’t laugh it just seems mean.

Der perfekte Freundeskreis besteht meist aus vier Leuten, so zu bewundern in den Sitcoms Seinfeld oder Scrubs. Der ultimative Freundeskreis bestand aus sechs Personen, drei Männer und drei Frauen: David Cranes Friends. Am 22. September 1994 begann ein neues Serienphänomen, welches einige Jahre später allen Darstellern ein Episodengehalt von einer Million Dollar bescheren sollte. Nach zehn konstant guten Staffeln verabschiedete sich die Serie am 6. Mai 2004, gut zehn Jahre nach ihrem Start. Am 19. September 2005, elf Jahre nach dem Beginn von Friends, feierte eine Serie ihre Premiere, die sich um fünf Freunde in New York dreht, die mit Beziehungsproblemen zu kämpfen haben: How I Met Your Mother von Craig Thomas und Carter Bays.

Die Serie läuft in den USA inzwischen in ihrer dritten Staffel und sorgt aktuell deswegen für Gesprächsstoff, weil Britney Spears einen Gastauftritt feiern wird. Jener Gastauftritt der umstrittenen Sängerin sorgte wiederum dafür, dass Alicia Silverstone, die in derselben Episode auftreten sollte, ihr Engagement zurückzog und von Sarah Chalke ersetzt wurde. Der große Unterschied zu Friends ist, dass How I Met Your Mother (kurz: HIMYM) einen der Freunde als Erzähler hat, der als Zentrum der Handlung fungiert. Hier gibt es keine sechs Freunden, von denen keiner mehr Aufmerksamkeit erhält als der andere, stattdessen ist Architekt Ted Mosby (Josh Radnor) der Mittelpunkt der Serie, nicht nur weil, sein alter Ego jede Folge narrativ 25 Jahre in der Zukunft für seine Kinder einleitet.

Die Prämisse der Serie ist in ihrem Titel enthalten. Der zukünftige Ted, der aus dem Off von Bob Saget gesprochen wird, erzählt seinen beiden Kindern, wie er ihre Mutter kennen lernte (engl. How I met your mother). Allerdings schweift die Show bereits nach den ersten Folgen ab und es geht fortan weniger darum, wie Ted seine spätere Frau kennenlernte, sondern um seinen Single-Status, sowie das Beziehungsleben seiner vier Freunde. Denn der Gegenwart-Ted lebt im New York City des Jahres 2005 in einer Wohngemeinschaft mit seinem besten Freund Marshall (Jason Segel) und dessen Freundin Lily (Alyson Hannigan), die sich allesamt auf dem College begegnet sind. Mit ihrer neunjährigen Beziehung und aktuellen Verlobung stellen Marshall und Lily den Fels in der Brandung dar.

Ted hingegen hat mit den Frauen weniger Glück und ist der abendlichen Bar-Touren mit seinem Kumpel Barney (Neil Patrick Harris) überdrüssig. Barney selbst ist quasi eine fleischgewordene Mischung aus den beiden Friends-Charakteren von Chandler und Joey: der Sarkasmus des Ersteren gepaart sich mit der Geilheit des Letzteren. Ohne Frage ist die Figur des Barney Stinson das Highlight von HIMYM. Sein Witz, sein Charme, sein ganzes Verhalten sorgt für die meisten Lacher und lässt sich im Grunde in vier Worte zusammenfassen, die da lauten: “Awesome“, “Legendary“ und - meinen persönlichen Favoriten - “Suit up“. Ein herrliches Spin-Off wäre mal eine Serie, die sich allein um Joey Tribiani, Barney Stinson und Scrubs’ Todd dreht - drei unwahrscheinlich rallige, aber herzliche Typen.

In diese Vierergruppe stößt zu Beginn der Serie die TV-Moderatorin Robin Scherbatzky (Cobie Smulders), in die sich Ted verliebt und beim ersten Date mit einem Liebesgeständnis herausplatzt. Fortan sind scheinbar alle romantischen Ambitionen ad acta gelegt, doch Robin wird platonisch in die Clique installiert. Diese Beziehungsschwebe macht in etwa zwei Drittel der ersten Staffel aus, gerät dann aber im Mittelteil auf die Ersatzbank, als Ted die Konditorin Victoria (Ashley Williams) trifft. Auch die Beziehung zwischen Lily und Marshall ist weitaus weniger gefestigt, als man zu Beginn von How I Met Your Mother den Eindruck hat. Serien-Star Barney wiederum hat keinerlei Interesse an einer festen Bindung, dessen Ursache die spätere Flashback-Folge Game Night genauer beleuchten wird.

Dadurch, dass sich How I Met Your Mother auf eine Figur konzentriert, geht sie ein sehr viel größeres Risiko ein, als es seinerzeit bei Friends der Fall war. Doch glücklicherweise ist Ted, obschon bisweilen sehr anstrengend, grundsätzlich ein liebenswürdiger Charakter, der nun mit 28 in ein Alter gekommen ist, wo er sich nach familiärer Geborgenheit sehnt, sprich einer Frau und Kindern. Dabei ist er allerdings weiterhin selbst noch ein Kind im Körper eines Mannes. Worin sich die Serie noch von ihrem Vorbild unterscheidet, ist die Tatsache, dass man bis auf Robin - und mit Abstrichen auch im Ansatz noch Marshall - wenig bis gar nichts über das berufliche Leben der Figuren erfährt. Erst in der zweiten Staffel wird man einen Blick in das Arbeitsleben von Barney, Ted und Lily erhalten.

Josh Radnor gibt dabei eine überzeugende Vorstellung als Ted und ist, obwohl Hauptdarsteller der Serie, derjenige mit der geringsten Erfahrung. Zuvor als Gaststar in Serien wie ER und Six Feet Under aufgetreten, hat auch die ebenso überzeugende Kanadierin Cobie Smulders bereits Serien-Erfahrung durch Shows wie The L Word. Jason Segel wiederum ist ein Protege von Judd Apatow, der in dessen Serie Freaks and Geeks mitgewirkt hat und nunmehr in der von Apatow produzierten Komödie Forgetting Sarah Marshall zu sehen sein wird. Alyson Hannigan ist dagegen aus der Schule von Joss Whedon durch dessen Kult-Serie Buffy hervorgegangen und hat einschlägige Kino-Erfahrung durch Nonsens-Komödien wie die American Pie-Filme oder Date Movie gesammelt.

Höhepunkt Neil Patrick Harris wurde dagegen im zarten Alter von 16 Jahren durch die Serie Doogie Howser M.D. bekannt. Inzwischen lebt Harris von HIMYM und die Serie von ihm beziehungsweise seiner Figur (zu Recht erhielt er für seine Darstellung eine Emmy-Nominierung). Zwar kein Ersatz für die Brillanz von Friends, ist How I Met Your Mother dennoch gelungene Unterhaltung, die von ihren Charakteren lebt und sich meist auf einem konstant guten Level bewegt. Flacht die Staffel gerade am Ende stark hab, findet sich ihre gelungenste Folge in Sweet Taste of Liberty, die viele Stärken der Sitcom überzeugend vereint. Der perfekte Freundeskreis besteht eben aus vier, der ultimative aus sechs Freunden. Vielleicht haben Thomas und Bays einfach einen Freund zuviel eingeladen.

7/10

13 Kommentare:

  1. Was guckst du nur immer für komische Sachen, ich kenne das alles gar nicht.

    Anstatt irgendwelcher Serien, die man sowieso bald vergessen hat, solltest du ruhig weiterhin Filme besprechen, z.B. mal was von Welles, Fellini, Lang, Lubbitsch, Wilder, Preminger, Sturges, Wise, Sirk... ;)

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  2. Alter Banause du, das hier ist ein Film- und Serienblog :P

    Wahrscheinlich wüsste ich Sirk gar nicht zu schätzen ;) Aber wenn ich mal Zeit finde die nächsten Wochen, bespreche ich extra einen Fellini, Wilder oder Welles nur für dich. Und dieser Beitrag wird dann ... legendary! *g*

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  3. Ich liebe diese Serie. Für mich der vollkommene "Friends"-Ersatz. Teils sogar noch besser. Allein die "Lick the liberty bell"-Episode. Grandios. Eine meiner absoluten Lieblingsshows!

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  4. Teils sogar noch besser.

    Also DAS hab ich jetzt mal überhört ;)

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  5. Naja, in den 10 Jahren "Friends" war auch nicht alles großes Kino. Sicher muss HIMYM da erst einmal hinkommen, doch allein die erste Staffel hat so viele geniale Folgen, dass es eine wahre Freude ist!

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  6. Naja, wie der Text sagt, ich fand sie durchwachsen und dabei ist Harris schon die halbe Miete. An FRIENDS kommt sie aber nicht ran, never. Tut mir leid ;)

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  7. FRIENDS ist doch auch voll kacke, wie überhaupt fast alle US-TV-Serien. Wie kann man seine Zeit nur mit sowas verschwenden, wenn es Filme gibt, die darauf warten, gesehen zu werden? ;)

    *duck*

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  8. @vega

    Kann mich da nur dem Rudi anschließen: Banause!


    Ansonsten bleibt dem nicht viel hinzuzufügen, außer dass ich in einer Endbewertung, so ich Serien den Punkte geben würde, ganz deutlich höher greifen würde, da ich da eher bei moviescape bin - jede Menge grandioser Einfälle, tolle Geschichte, liebevolle Charaktere, durchdachte Figuren. Da passt einfach fast alles zusammen.

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  9. @ Vega:

    Würdest du mehr US-Serien schauen, könntest du feststellen, dass diese zum Teil ein höheres Niveau als Kinofilme haben ;)

    @hirngabel:

    Ich handhabe das bei Serien ja immer so, dass ich jede Folge einzeln bewerte und dann aus der Staffel den Durchschnitt berechne. Natürlich hat die Serie viele geniale Einfälle, aber mir geht es um das Gesamtgefüge. Richtig lachen musste ich während einer HIMYM-Folge 2-3 mal, und das ist eben irgendwie doch nur eine 7.5/10.

    Der Vergleich zu FRIENDS drängt sich bei der Serie auf und FRIENDS ist nunmal meine Lieblings-Sitcom, daher bin ich evtl. auch etwas harscher.

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  10. FRIENDS mag ich ja durchaus auch gerne, aber ich gehöre nicht zu denjenigen, die diese Serie so vergöttern. =) Dazu habe ich sie einfach zu wenig konstant durchgesehen.
    Dementsprechend fehlt da dann auch der "überdimensionale" Maßstab in meinem Erfahrungshorizont.

    Zumal ich in der Regel ohnehin mehr als 2-3 mal pro Folge laut lachen muss. Vielleicht bin ich da auch leichter zu haben. =)
    Wobei das tolle an dieser Serie ja eben nicht nur die humoristische Komponente ist, sondern durchaus auch die emotionalen Momente sehr toll funktionieren (alleine "Drumroll" mit Victoria ist fantastisch)

    Ganz allgemein muss ich aber auch noch mal mein Unverständnis über ProSieben los werden. Ich kann es einfach nicht verstehen, warum man diese Serie immer noch im Archiv rumgammeln lässt. Ausnahmslos jeder, dem ich bisher direkt (oder indirekt) die Serie gezeigt habe -das sind bislang sicherlich ein gutes Dutzend Leute-, hat HIMYM zumindest sehr gemocht oder war direkt komplett begeistert.

    ProSieben verschenkt da m.E. einen potentiellen Serienerfolg je länger man auf eine Ausstrahlung verzichtet.

    Aber was mecker ich...


    Für Einzelbewertungen jeder Episode aller Serien, die ich schaue, bin ich glaube ich einfach zu faul. =)

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  11. @ Vega:

    Würdest du mehr US-Serien schauen, könntest du feststellen, dass diese zum Teil ein höheres Niveau als Kinofilme haben ;)


    Ist ja auch nicht schwer beim derzeitigen Niveau an US-Kinofilmen.

    Aber dafür gibt es ja Filmgeschichte, die ist unerschöpflich.

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  12. So. ok. Erste Staffel gesehen und für gut befunden (Will heißen ich würde die Serie im Momente auch mit 7-8 Punkten bewerten).

    Die Frage, die sich mir zu Beginn stellte, nämlich warum mir die Serie von Beginn an gefiel, konnte ich dann in der Tat schnell selbst beantworten. Es ist die offensichtliche Nähe zu "Friends" (Für mich DIE!!! Sitcom schlechthin), die du ja in der Review auch völlig zu recht angesprochen hast. Kein Wunder, also das ich auf "HIMYM" stehe. ;-)

    Wenn man mal intensiver nachdenkt, dann sind die Paralellen wirklich sehr intensiv. Man könnte fast die Meinung vertreten, die Autoren der Serie hätten sich gezielt das beste von "Friends" rausgesucht und verdichet. Nicht nur das offensichtliche Ross/Rachel Syndron, welches auf Tod/Robin übergesprungen ist, nein auch die Konzeption ist gleich: Ross/Ted haben beide schwarze Haare und können genauso dämlich/trottelig aus der Wäsche schauen - sind also vom Typ her ähnlich, während Rachel/Robin zu Beginn der Serie als ursprünglich außenstehende in die Clique eingeführt wird.

    Marshal und Lilly hingegen sind das Pendant zu den späteren Monica/Chandler (glaube das war ja so ab Season 5), die das gefestigte Paar in der Clique bilden. Im Übrigen: Trennung am Arsch. Ich finde solche offensichtlichen Cliffhanger ja immer ziemlich lahm, aber gut.

    Barney, da muss Konsens bestehen, ist der Knaller in der Serie, und ganz offensichtlich in seiner Lebensweise an Joey angelehnt, dabei aber nicht so naiv wie dieser, sondern eher mit dem Witz eines Chandlers ausgestattet - Die Paralelle hast du ja auch schon in deiner Review gezogen.

    Bleibt Phoebe - Und wenn man bedenkt, dass dieser Charakter in Friends zumindest für mich der Schwächst war (und ich denke damit stehe ich nicht alleine), ist es nicht weiter verwunderlich, dass es in "HIMYM" nur 5 Protagonisten sind, und eben nicht 6.

    Was mir in der ersten Staffel im übrigen nicht so gut gefallen hat, ist die Tatsache, dass schon ab Mitte/Ende der ersten Staffel damit begonnen wurde, die Geschichten Episoden-Übergreifend zu erzählen. Ich bin da jetzt nicht sooo der Freund von, mir ist eine etwas offenere Erzählweise a la "KoQ" irgendwie lieber. Aber egal, die Serie wird einen festen Platz bei mir finden und ich hoffe das Ding läuft noch einige Staffeln.... ;-)

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  13. @C.H.: Ja, FRIENDS ist wohl der CHEERS unserer Generation. Und Phoebe ist in der Tat das schwächste Glied der Kette (selbst Ursula gefiel mir besser). Freu dich auf die zweite Staffel, die fand ich noch unterhaltsamer (ich sage nur Slap-Bet und Slapsgiving). ;-)

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