31. Januar 2010

Same Same But Different

I *gucci* me up.

Nicht nur, aber insbesondere auch durch Alex Garlands Roman The Beach manifestierte sich in vielen Köpfen das Bild von Südostasien als Metropole der Rucksacktouristen. Speziell die Strände Thailands haben es dabei den meisten jungen Menschen angetan. Zu ebenjenen Rucksacktouristen in Südostasien zählte auch Benjamin Prüfer, der Anfang des Jahrtausends mit 23 Jahren unter anderem nach Kambodscha gereist war. Ein Land, gebeutelt von dem Regime der Roten Khmer, das in manchen Aspekten gleich sein mag mit Deutschland – in welchen Aspekten genau, wäre zu diskutieren -, aber letztlich doch ganz anders ist. „Same same, but different“, wie ein thai-englisches Sprichwort besagt, dessen sich Regisseur Detlev Buck für seinen achten Spielfilm bedient hat. Same Same But Different erzählt nicht nur eine Geschichte über Kambodscha, sondern auch die Geschichte von Benjamin Prüfer und wie diese beiden Geschichten letztlich eins miteinander wurden.

Der Film erzählt von Ben (David Kross) und seinem Mitbewohner Ed (Stefan Konarske), die sich in Kambodschas Hauptstadt Phnom Penh mit Raketenwerfern und gestrecktem Kokain die Zeit vertreiben. Während eines schwül-heißen Abends in einer Diskothek lernt Ben die Einheimische Sreykeo (Apinya Sakuljaroensuk) kennen, mit der er anschließend die Nacht verbringt. Die Tatsache, dass sie sich am Morgen danach als Prostituierte offenbart, stört Ben in seiner Zuneigung nicht. In den verbleibenden Tagen seines Urlaubs nähern sich die Beiden immer mehr an, wobei Ben nicht nur Sreykeo, sondern auch ihrer Familie ein ums andere Mal Geld zusteckt. Als der Abschied naht, einigt sich Ben mit Sreykeo darauf, dass er sie weiterhin aus Deutschland finanziell unterstützt, wenn sie sich dafür eine andere Einnahmequelle sucht. Sechs Wochen später folgt für Ben dann der Schock: Sreykeo wurde positiv auf HIV getestet. Die Frage ist: wie wird er reagieren?

Nach Thailand weist Kambodscha die zweithöchste Zahl an HIV-Infektionen auf. Genauer gesagt sind es 75.000 Khmer, die an HIV leiden, was etwa 0,5 Prozent der Gesamtbevölkerung entspricht. Im Vergleich dazu gibt es in Deutschland bei einer Bevölkerung von etwas mehr als 82 Millionen Menschen „lediglich“ 56.000 HIV-Kranke. Ein Wert, der somit prozentual um die acht Mal niedriger liegt als in Kambodscha. Der HIV-Thematik widmet sich Buck speziell im zweiten Akt des Filmes, wenn Sreykeo ihrer Familie nichts von ihrer Erkrankung erzählen möchte, weil bereits ihre Schwester vor einem Jahr an dem Virus starb und sich Sreykeo nicht wichtig machen will. Oder wenn Ben größte Probleme hat, an die notwendigen Medikamente für Sreykeos Behandlung zu gelangen, enthalten viele Arzneimittel schließlich nicht das, was draußen auf der Verpackung steht. Letztlich ist der tiefgründigere Blick auf das Grundproblem von Buck im zweiten Akt ausreichend und sehr harmonisch integriert.

Allerdings ist Same Same But Different kein Film über HIV, sondern über die Liebe zweier Menschen. Zwar erweckt das Geschehen im zweiten Akt den Eindruck, als müsse Ben nur das HIV-Hindernis überwinden, doch ist selbst das Virus am Ende lediglich ein Detail. Ein viel größeres Problem als die Diagnose ist die Distanz von Hamburg und Phnom Penh sowie die Kosten, welche die Beziehung zu Sreykeo mit sich bringen. Zwar erhält Ben erst einen Praktikums- und dann einen halben Redaktionsplatz im Verlag seines Bruders Henry (Jens Harzer), aber langfristig findet sich keine Lösung. „Ich fahr hin, ich fahr zurück, ich fahr wieder hin. Ich hab einfach kein Geld mehr“, konstatiert er zu einem Zeitpunkt gegenüber Ed seine missliche Lage. Als sich diese beginnt direkt auf die Beziehung zu Sreykeo auszuwirken, steht die gesamte Romanze auf dem Prüfstein. Ein Aspekt, den Buck und Drehbuchautorin Ruth Toma bedauerlicherweise nicht genug herausstellen.

Zwar ruft Sreykeo zwischendurch per Telefon oder Videochat in Deutschland an, aber auf jedes „I miss you“ und „I love you“ lässt Buck ein „I need money“ oder „Can you give me money?“ folgen. Daher wird den gesamten Film hindurch nie vollends der Vorwurf entkräftet, Sreykeo wäre nur mit Ben zusammen, um sich von diesem aushalten zu lassen. Einmal soll er ihr Geld schicken, damit sie ihre Medizin kaufen kann, dann soll er ihrer Mutter Geld geben, damit diese es beim Glückspiel verzocken kann und ein eigenes Haus hätte Sreykeos Familie auch noch gerne. „I’m not an American millionaire“, entrüstet sich Ben zu einem Zeitpunkt schließlich zu recht, nur um anschließend wie der arrogante Westler dazustehen. Ein oder zwei ausschließlich romantische Szenen, ohne die Konnotation des Finanziellen, hätten nicht nur Same Same But Different, sondern insbesondere der Glaubwürdigkeit der Liebesgeschichte weitaus besser zu Gesicht gestanden.

Abgesehen von diesem Makel kann man Bucks neuesten Film zu den besseren Werken seiner Filmographie zählen. Same Same But Different lebt von seinen Szenen in Kambodscha, die im Vergleich zum kalten und verschneiten Deutschland weitaus lebendiger, da farbenfroher wirken. Es ist Bucks zweite Zusammenarbeit mit Jungschauspieler Kross, dem er vor einigen Jahren mit Knallhart zu seinem Durchbruch verholfen hat. Stand die Rolle des verschreckten Jugendlichen Kross damals relativ gut zu Gesicht, zeigt er auch hier wie bereits in The Reader, dass er mit vielschichtigeren und reiferen Rollen ein Problem hat. So sind es jeweils Kross’ Szenenpartner - speziell Sakuljaroensuk -, die ihm die Show stehlen. Von den in Nebenrollen verstreuten Gaststars sind manche von Nutzen (Olli Dittrich als Bens Vater), andere dagegen überflüssig (Mario Adorf als Verlagschef). Besonders nett ist jedoch Anatole Taubman geraten, dessen Auftritt an die von Bruce Campbell aus der Spider-Man-Trilogie erinnert. Insgesamt hinterlässt Same Same But Different somit einen positiven Eindruck, nicht nur für einen deutschen Film, sondern auch für sich genommen.

7/10

27. Januar 2010

Up in the Air

I call it Airworld, the scene, the place, the style.
(Up in the Air, p. 7)

In David Finchers Fight Club führt der namenlose Held im ersten Akt der Geschichte das Publikum in seine Welt ein. Er arbeitet für eine Autoversicherung, was dazu führt, dass er viel reisen muss. Hauptsächlich per Flugzeug. „The people I meet on each flight … they’re single-serving friends. Between take-off and landing we have our time together”, erklärt er. Die Nebensitzer verkommen in Fight Club zu einem Angebot, ähnlich wie der Kaffee, die Kaffeesahne oder das Cordon Bleu aus der Mikrowelle. Etwas für den Augenblick also. Anders in Walter Kirns Roman Up in the Air, der zwei Jahre nach dem Filmstart von Fight Club erschien. Für Kirns Hauptfigur Ryan Bingham sind die anderen Passagiere des Flugzeuges nicht nur einmalige Bekanntschaften, sondern viel mehr als das. „Fast friends aren’t my only friends, but they’re my best friends“, erläutert Bingham auf Seite 6. Einer von vielen Sätzen, die diese Figur charakterisieren.

Die Menschheit lebt im Hochgeschwindigkeitszeitalter. Wo ein Fax bereits veraltet ist und Twitter als schnellstes Medienformat gilt. Selbstverständlich, dass das Flugzeug hier aufgrund seiner Schnelligkeit zu den bevorzugten Transportformen zählt. Sehnt sich Edward Nortons Figur in Fight Club danach, dass sein Flieger mit einer anderen Maschine kollidiert, stellt der Luftraum für Ryan Bingham sein Zuhause dar. Er nennt es „Airworld“ und bezeichnet dieses als „nation within a nation“. Mit eigener Sprache, Architektur, Stimmung und insbesondere: Währung. Die Flugmeilen, die Bingham inzwischen „[has] come to value more than dollars“. Kirns Up in the Air ist eine Charakterstudie, über einen Mann, gefangen im System. Wer in Airworld überleben will, muss up to date sein. „This is the place to see America“, legt Kirn seiner Figur auf Seite 42 in den Mund. „Not down there, where the show is almost over.“ Wenn jemand nun zentriert auf engem Raum lebt, beginnt er den Überblick über das Ganze zu verlieren.

Ryan Bingham ist von Beruf ein sogenannter career transition counsellor. Oder ganz einfach ausgedrückt: Jemand, der angeheuert wird, um Menschen zu entlassen. In Kirns Roman wird Bingham nun mit relativ wenig Mitgefühl für die Personen versehen, die er aus ihrem Job befördert. „It’s a job I fell into because I wasn’t strong, and grew to tolerate because I had to“, entschuldigt sich Bingham gleich zu Beginn auf Seite 4. Während des gesamten Romans, erlebt man nicht ein einziges Mal, wie Bingham eine/n MitarbeiterIn entlässt. Was nicht bedeuten soll, dass ihn sein Beruf kalt lässt. Im Gegenteil, umfasst die Romanhandlung doch Binghams letzte Arbeitswoche, bevor sein Vorgesetzter seine eigene Kündigung vorfindet. Wie angesprochen ist Up in the Air eine Charakterstudie und zugleich Vorlage für einen gleichnamigen Film, der nun unter der Regie von Jason Reitman in die Kinos kommt. In Zeiten der Wirtschaftskrise fühlte sich Reitman, zuvor bereits durch Thank You For Smoking auf dem Pfad der Literaturadaption bewandert, nun verpflichtet, den Fokus weg von Bingham zu lenken und sich stattdessen auf seine Tätigkeit zu fokussieren.

Der deutlichste Unterschied zum Roman ist nun die Tatsache, dass Reitmans Film mehrfach von Kündigungsgesprächen unterbrochen wird. Sieht man von einigen Gaststars (Zach Galifianakis, J.K. Simmons) ab, wurden alle entlassenen Personen von realen Menschen gespielt, die selbst zuvor ihren Job verloren hatten. Was sich Reitman dabei gedacht hat, bleibt zu hinterfragen, wirken diese dokumentarischen Szenen nicht nur ungemein gestelzt, sondern die gesamte Idee ist letztlich schlicht und ergreifend redundant und vollkommen unerheblich. Die Entlassenen reagieren, wie man es von Entlassenen erwarten würde und sprechen Dinge an, die man selbst ansprechen würde, würde man entlassen werden. Man mag sich somit denken, weshalb es Kirn selbst bei Einschüben wie „free agency“ und „self-directed professional enhancement“ beließ, summieren diese Begriffe doch mehr als deutlich die Perversität von Binghams Beruf.

Beschwor Kirn die Studie eines von Flugmeilen und Jobangeboten Besessenen, forciert Reitman in Up in the Air seinen Blick auf die einsamen Seelen, die in Airworld sprichwörtlich auf der Strecke bleiben. Aufgezogen nach klassischem Hollywood-Muster präsentiert Reitman eine Tragikkomödie, in der niemand bindende Verpflichtungen eingehen und zugleich auch nicht alleine enden will. Da wird George Clooney zum charmanten Ryan Bingham, der sinn- und zusammenhangslos Zitate aus Kirns Roman um sich wirft und Vera Farmiga portraitiert eine Nebenfigur, die zur Filmmutter hochstilisiert wird. Um das Familienbild zu komplettieren, gibt Twilight-Darstellerin Anna Kendrick noch das nervtötende Kind, indem sie Clooney als Assistentin zur Seite gestellt wird, damit dieser sie anlernt. Clooney selbst wird mit seinen 48 Jahren in eine Coming-of-Age-Geschichte gezwängt, in welcher der überzeugte Einzelgänger und Single Bingham lernen muss, sich zu öffnen. Ganz speziell natürlich seinem weiblichen Pendant Alex (Vera Farmiga).

Weder die gesponnene Affäre mit Alex, noch die allmähliche Aufweichung von Binghams harter Schale mag im Film überzeugen. Reitman fehlt ein attraktiver Fokus, der seine vorhersehbare Geschichte schmackhaft macht. Doch nicht einmal für seine Sozialkritik in Form der mannigfachen Entlassungen scheint er sich richtig zu interessieren. Stattdessen flüchtet sich das schwache Drehbuch in Plattitüden und bedeutungslose Nebenfiguren wie sie von Jason Bateman als Binghams Vorgesetzter und Danny McBride als Schwager in spe dargestellt werden. Selbst die Wendung zum Schluss vermag nichts mehr zu retten, zu uninspiriert und zusammenhangslos präsentierte Reitman in den neunzig Minuten zuvor sein Konglomerat aus filmischen Versatzstücken. Der Film vermisst eine klare Linie, eine Haupthandlung, an der sich nicht nur das Publikum, sondern auch die Figuren letztlich orientieren können. Viel zu oft wirkt Up in the Air dadurch weniger wie ein Geschäftsflug, denn mehrere spontane Last-Minute-Trips.

So strukturiert sich Reitmans Drehbuch um zwei unterschiedliche Aspekte - beide in Kirns Roman von geringerer Bedeutung -, die er hintereinander abhandelt. Zuerst wäre da die Wirtschaftskrise, die Massenentlassungen des Arbeitsmarktes und die Perversität, in der die nun hier Hand in Hand geht. Ist der technologische Wandel, die profession efficiency, im Film etabliert, Bingham als reisender Jobentlasser nunmehr entlastet, rückt Reitman das romantische Element in den Vordergrund, die emotionale Katharsis der Titelfigur. In Handkamerabildern, unterlegt mit Indie-Pop-Musik, an den Vorjahresfilm Rachel Getting Married von Jonathan Demme erinnend, zentriert Reitman schließlich die love story, das vermeintliche happy end. All die Arbeitslosen, die Finanzkrise, die eigene Firmenumstrukturierung, sprich: all das, was Up in the Air in der vorangegangenen Stunde ausgemacht hat oder haben soll, ist für den dritten Akt unerheblich geworden. Ansatzpunkte waren vorhanden (auch aus dem Roman, man denke nur an das frühzeitliche „Can, sir?“), verpuffen allerdings in Reitmans Adaption.

„To know me you have to fly with me“, lautet der erste Satz in Kirns Roman, den Clooney in den ersten Minuten leicht abgewandelt wiedergeben darf beziehungsweise der in seiner Vollständigkeit in einer geschnittenen Szene auftaucht (die es ruhig in den Film hätte schaffen dürfen). Für einen Film, der sich Up in the Air nennt, spielt sich das Geschehen jedoch hauptsächlich im realen Leben auf der Erdoberfläche ab. Auf Partys in Miami, in Firmengebäuden, Schulen und auf Hochzeiten. Was im Nachhinein von einem durchaus unterhaltsamen und über weite Strecken überzeugenden Roman übrig bleibt, sind die Namen von fünf Charakteren, eine Handvoll Zitate, die wahllos zwischen gestreut werden und die Rahmenhandlung eines Mannes, dessen Job darin besteht, anderen Menschen ihre Arbeitslosigkeit mitzuteilen. Aus diesen Zutaten ist es Reitman jedoch nicht gelungen, in Eigenkomposition irgendetwas Nahrhaftes zu kreieren. Insofern lässt sich Up in the Air weniger Ryan Binghams Schublade der „fast friends“ zuordnen, sondern Reitmans dritter Spielfilm ist letzten Endes ein „single-serving friend“, dem man nur zwischen Öffnen und Schließen der Vorhänge Aufmerksamkeit schenkt.

4.5/10

23. Januar 2010

Dazed and Confused

You guys are kings of the school. What are you bitching about?

Die Schule ist im Grunde ein unbeliebter Ort, wo kein Schüler hin will und wenn er dort ist, sich geistig verabschiedet. Da hilft auch der Klassiker „Man lernt für’s Leben und nicht für die Schule“ nichts, denn wie soll ein Jugendlicher vorausschauend die nächsten 50 Jahre seines Lebens planen und somit für den Berufszweig, der für ihn von Bedeutung sein wird. Dabei ist die Schule eigentlich ein großartiges soziales Netzwerk, in dem sich Freunde finden und man sich jeden Tag trifft. Nun mag es auch nur in High-School-Filmen so sein, dass Schüler auch aus narrativen Gründen abends oder am Wochenende die Zeit miteinander verbringen.

Doch gerade außerhalb von Großstädten, in kleinen Orten, wo es nur eine oder zwei Schulen gibt, sind die eigenen Freunde ohnehin gezwungen, mit einem dieselbe Schule zu besuchen. Am Ende liegt es somit weder an der Schule an sich, gegen die man rebelliert, sondern am alles überschattenden (politischen) System, die dem Freiheitsstreben des gemeinen Jugendlichen zuwider läuft. Seien es die sport-politischen Strukturen wie sie in Filmen wie Varsity Blues, Friday Night Lights oder Hoosiers thematisiert werden oder sozio-kulturelle Klassenkämpfe, eingefangen durch Genre-Beiträge wie Heathers oder Clueless.

Mit Richard Linklaters Dazed and Confused findet man ein wenig von beidem und sowieso ist Linklaters Genrebeitrag von 1993 inzwischen ein Kultwerk und exemplarisches Beispiel zugleich. Am 28. Mai 1976, dem letzten Schultag vor den Sommerferien, begleitet das Publikum mehrere Charaktere in einer sinnfreien Handlung. “We know plots suck, (..) so nothing much happens” erkannte Peter Travers im Rolling Stone gut. Denn in der Tat passiert eigentlich nichts in Linklaters Film, außer dass die High-School-Schüler am letzten Schultag ziellos durch die Straßen fahren, um währenddessen zu trinken, zu kiffen und vor allem auch zu flirten.

Es ist zwar kein Abschied und Lossagen zum College und doch verbindet Dazed and Confused viel mit American Graffiti. Denn Linklaters Film ist “the American Graffiti for the slacker generation”, wie es Empire ausdrückte. Im Nachhinein behandelt der Film wohl am ehesten noch den Status des High-School-Schülers und das „System“, in welches man sich unterordnen muss bzw. lässt. Dass hierbei – wie es sich für einen US-amerikanischen High-School-Film gehört – neben Nerds und Losern auch Jocks, beliebte Mädchen, Alkohol und Sex eine Rolle spielen, versteht sich von selbst. Auch der Tokenismus kommt hier zum Tragen.

Randall (Jason London), wegen seines Nachnamens (‘Floyd’) von seinen Freunden nur ‘Pink’ genannt, ist zwar mit Simone (Joey Lauren Adams) zusammen, doch in der High School ist man nicht wirklich mit jemandem zusammen. Er verabredet sich nur lose mit ihr für den folgenden Abend, ignoriert sie während dessen Verlauf und wird am Ende mit einer anderen zum Rummachen verschwinden. Pink ist Quarterback des Football-Teams, was ihm eine besondere Stellung in der schulischen Klassengesellschaft verschafft. Doch im Gegensatz zu anderen Genrekollegen ist Pink kein Arschloch, sondern erinnert vielmehr an Cappie aus Lucas.

Zwar hängt er viel mit seinen Team-Kollegen Benny (Cole Hauser) und Dawson (Sasha Jenson) ab, doch auch mit dem Slacker Slater (Rory Cochrane) und dem Nerd Mike (Adam Goldberg). Als der letzte Schultag einen schmerzlichen Initiationsritus für die neuen Schüler wie Mitch (Wiley Wiggins) mit sich bringt, zeigt sich Pink so kulant, sich zum einen nicht am Ritus zu beteiligen und zum anderen den Freshman auf die nächtliche Partytour mitzunehmen. Hierin, in den kiffenden Football-Spielern, die mit den Losern, Nerds, und Kiffern abhängen, unterscheidet sich Dazed and Confused dann überraschend von der klassischen High-School-Komödie.

Das mag daran liegen, dass in der Lee High School in Texas alle miteinander aufgewachsen sind oder dass Linklater wie in seinem Debüt Slacker vielen Figuren folgen will und dies am ehesten schafft, indem jeder mit jedem abhängt. Es ist jedoch auch der Kiffer-Unterton, der hier stärker als in anderen Filmen wie Fast Times at Ridgemont High auftritt, der alle zu einem großen friedlichen Ganzen werden lässt. Da hängen Pink, Benny und Dawson sogar mit O’Bannion (Ben Affleck) ab, den eigentlich niemand mag und von dem es heißt, er sei nur sitzengeblieben, um nochmals als älterer Schüler dem Initiationsritus der Jüngeren beizuwohnen.

Dass Linklater jenem Ritus in der ersten Hälfte auch aufgrund von Mitch eine größere Aufmerksamkeit schenkt, um ihn dann in der zweiten Hälfte vollends zu den Akten zu legen, passt schließlich ins Bild des Films. Denn die Erzählung der Geschichte ist mindestens genau beduselt und irritiert, wie die Figuren in der Geschichte selbst. Subtile Ausflüge in die Problemfelder der Jugendlichen bleiben hierbei aus, was nicht weiter stört, da im Grunde außer Pinks Konfrontation mit seinem Coach (er soll eine Versicherung unterschreiben, dass er im Sommer keine Drogen nimmt) auch keine Figur wirkliche Probleme zu haben scheint.

Natürlich, Mitch will zuerst den Arsch nicht voll kriegen und Simone will von Pink mehr beachtet werden, aber im Grunde scheint alles okay in der Welt dieser Jugendlichen. Dass Pink den Wisch nicht unterzeichnet, stößt lediglich bei seinen Mitspielern Dawson und Benny sauer auf, doch diese Nebenhandlung erscheint Linklater zu ernst, als dass er sie tiefgründiger thematisieren würde. Erst kurz vor dem Ende, als die Nacht auf dem Football-Feld ausgeklungen wird, fördert ausgerechnet Ex-Schüler Wooderson (Matthew McConaughey) etwas mit Substanz hervor: “The older you get, the more rules they are going to try and get you to follow”.

“You just gotta keep on livin’, man”, rät er Pink. Andere Aspekte, wie die Notwendigkeit eines Initiationsritus an sich oder aber der Druck der Zukunft, wie ihn nur wenige der Jugendlichen wie Mike spüren, beachtet Linklater eigentlich kaum. Somit zählt Dazed and Confused zu den wenigen Genre-Beiträgen, die sich kaum wirklich mit der Problemwelt der Protagonisten beschäftigen. Dafür lässt Linklater den Zuschauer zu wenig am Innenleben der Charaktere teilhaben, von denen einige wie Pickford (Shawn Andrews) und Freundin Michelle (Milla Jovovich) an sich auch komplett aus der Handlung hätten gestrichen werden können.

Ein möglicher Ansatzpunkt wäre gewesen, weshalb Pink überhaupt Football spielt (selbst wenn er gegenüber Dawson impliziert, dass es darum geht, mit Mädchen Sex zu haben). Oder noch viel interessanter: wieso Wooderson auch als Twen noch mit Schülern abhängt. Zwar schiebt Linklater auch hier einen sexuellen Vorwand vor (“That’s what I love about these high school girls, man. I get older, they stay the same age.”), doch gerade Wooderson, der immerhin in der zweiten Hälfte recht prominent vertreten ist, hätte Potential für ein bisschen Tiefgründigkeit gehabt (sieht man mal von seiner finalen Weisheit für Pink am Ende ab).

Stattdessen versucht sich Linklater vormerklich daran, das Flair einzufangen, wofür er sich großzügig der Musik bedient. Von Alice Coopers School’s Out über Lynyrd Skynyrds Tuesday’s Gone bis hin zu Black Sabbaths Paranoid und Wars Why Can’t We Be Friends lässt er kaum fünf Minuten verstreichen, ohne sie mit Musik von ZZ Top, Peter Frampton oder KISS aus dem Off zu begleiten. Da verwundert es dann nicht, dass allein für die Musikrechte schon eine Million Dollar des 6-Millionen-Budgets draufgegangen sind. Das macht den Ausflug in die Siebziger zwar nostalgischer, hilft aber auch nicht, ein stimmiges Ganzes zu kreieren.

An sich unterscheidet Dazed and Confused nichts von anderen High-School-Komödien. Pflichtbewusst wird die Checkliste (Jocks, Slacker, beliebte Mädchen, Nerds, token black guy, Populärmusik) abgearbeitet und auch die Schauspieler befinden sich durchschnittlich Anfang 20 oder drüber (Joey Lauren Adams war 24, Sasha Jensen sogar 28). Lediglich Cole Hauser und Milla Jovovich mit 17 Jahren waren alterstechnisch an der Zielgruppe. Namhaft ist der Film allemal, finden sich in Nebenrollen Ben Affleck, Parker Posey, Cole Hauser, Joey Lauren Adams, Milla Jovovich, Adam Goldberg, Matthew McConaughey und Reneé Zellweger.

Amüsant sind die späteren Filme, die meist gerade McConaughy wieder mit einigen Mitstreitern zusammen führen sollten (McConaughy und Zellweger in Texas Chainsaw Massacre: The Next Generation, McConaughy und Affleck in Glory Daze, McConaughy und Hauser in Paparazzi, Affleck und Adams in Mallrats und Chasing Amy). Im Nachhinein fehlt es Linklater an einem Fokus, sodass sein Werk zum unkoordinierten Cruisen und Kiffen verkommt, mit eindimensionalen Figuren denen es an Emotion fehlt. Im Vergleich zu anderen Filmen des Genres etwas enttäuschend, aber grundsätzlich ein würdiger Vertreter.

8.5/10

20. Januar 2010

Party of Five - Season One

You know, you just can't buy love like that.

Mitunter wurde das Fernsehgerät schon als Erzieher angesehen. Statt dass sich die Eltern um ihr Kind kümmern, setzt man es vor den Fernseher. Und dieser übernimmt quasi die Überwachungsfunktion. Man verbringt als Kind sicherlich weniger Zeit draußen oder mit anderen Beschäftigungen als es noch die eigenen Eltern getan haben. Das Besondere an einem Aufwachsen mit Fernseher ist, dass man in der heutigen Medienlandschaft, speziell der Seriengesellschaft, mit eben jenen Serien aufwachsen kann. Und mit ihnen auch mit ihren Figuren. So baut man als Kind dann eine besondere Beziehung zu Parker Lewis Can’t Lose, Dawson’s Creek oder auch Party of Five auf. Jener Serie von Amy Lippman und Christopher Keyser, die eigentlich wegen ihrer schwachen Quoten nach der ersten Staffel eingestellt werden sollte. Ehe sie 1996 überraschend den Golden Globe als beste Drama-Serie gewann. Es folgten fünf weitere Staffeln und mit ihnen fünf Karrieren, die mal besser und mal schlechter verliefen.

Die „Party of Five“ bezieht sich auf die Familie Salinger aus San Francisco. Als Mutter und Vater bei einem Autounfall ums Leben kommen, muss sich der 24-jährige Charlie (Matthew Fox) als gesetzlicher Vormund um seine vier jüngeren Geschwister kümmern. Besonders problematisch wird es dadurch, dass Owen, der Jüngste, noch im Babyalter ist. Als Charlie dann auch noch ein Teil des Familiengeldes bei einem riskanten Geschäft verliert, haben die Salingers ein Problem. Oft mehr schlecht als recht raufen sich die Vier zusammen, damit das Jugendamt sie nicht auseinanderreißt. Am härtesten trifft es wohl hierbei noch Charlie, der seine Unabhängigkeit aufgeben muss, um (zu) früh Verantwortung zu übernehmen. Nicht nur zieht er wieder ins Elternhaus, sondern er nimmt sogar einen Job im Familienrestaurant an. Dabei seine eigene Karriere als Tischler hinten anstellend, ohne all seine Arbeit und Mühe von den anderen Drei gewürdigt zu bekommen. Denn selbst wenn alle im Notfall am selben Strang ziehen, so möchte doch jeder im Grunde sein eigenes Leben führen, speziell ohne von einem der Geschwister bevormundet zu werden.

Während Bailey (Scott Wolf), der Zweitälteste, grundsätzlich zwar verantwortungsvoll ist, stellen sich gerade bei ihm mehr und mehr die pubertären Hormone ein. Die erste Freundin muss her, das erste Mal umso mehr. So wird kurzerhand das neue Kindermädchen Kirsten (Paula Devicq) zum Objekt der Begierde, wobei diese eher Interesse am gleichaltrigen Charlie hat. Seine jüngste Schwester Claudia (Lacey Chabert) wiederum ist nun abhängig von ihren Geschwistern, die trotz ihrer Mehrzahl die beiden verschiedenen Eltern nicht wett machen können. Gerade mit Ersatzvater Charlie kommt es immer wieder zu Reibereien, wie auch Claudias manchmal leicht arrogante Art ihr hin und wieder ein Bein stellt. Alle Figuren müssen nun im Laufe der ersten Staffel wachsen, mehr als man von ihnen normalerweise erwarten würde. Den größten Wandel vollzieht dabei wohl Julia (Neve Campbell), die von einer widerspenstigen Jugendlichen zu Beginn, Folge um Folge wieder zu ihrem alten Selbst findet. Grundsätzlich hat jeder der vier Salingers aber in den ersten 22 Episoden sein eigenes Päckchen zu schultern.

Als Zuschauer ist man bei diesem Prozess nun als stiller Beobachter oder weiteres Familienmitglied – je nach eigener Betrachtungsweise – anwesend. Man wird Zeuge von Baileys erstem Mal mit der wilden Jill (Megan Ward). Man bekommt mit, wenn Claudia ihre erste Periode kriegt. Man beobachtet gemeinsam mit den Anderen die ersten Schritte von Owen. Ist dabei, wenn Charlie schließlich Kirsten einen Heiratsantrag macht. Und man sieht, wie Julia aufblüht, als sie sich in ihrer ersten richtigen Beziehung befindet. Ein Charakterwandel ist dabei an sich nur bei Charlie und Julia zu bemerken, da Claudia und Bailey weitaus stabilere Figuren sind. Während Charlie sein wildes Junggesellenleben aufgeben muss, um nicht nur einer ernsthaften Beziehung ins Auge zu blicken, sondern auch elterlichen Verpflichtungen. Und Julia selbst ihre wilde Phase erst ausleben möchte, wenn sie mit einem gefälschten Ausweis in einer Nachtbar arbeitet, Schule schwänzt und Widerstand leistet, wo sie die Möglichkeit dazu hat. Dagegen sind Claudia und Bailey weitaus geerdetere Personen, die zwar auch sich selbst gelegentlich in den Mittelpunkt stellen, grundsätzlich aber moralisch nicht abseits des Pfads wandeln.

Thematisch integriert die Serie verschiedene Problemfelder mal mehr und mal weniger. So wird in einer Folge die Homosexualität von Claudias Violinlehrer Ross angesprochen, was im Staffelfinale nochmals ein leichtes Echo findet. Auch dem Thema HIV und häusliche Gewalt schenken die Macher ihre Aufmerksamkeit, doch es ist der Drogenmissbrauch, der in Form von Baileys Freundin Jill am Präsentesten ist. Und natürlich spielt auch Sex für eigentlich jede der vier Figuren auf gewisse Art und Weise eine große Rolle. Nun ist Party of Five aber keine Drama-Serie wie Roswell oder Lost, wo es ein großes Ganzes gibt, in dem sich kleine Geschichten abspielen. Und doch ist die Serie auch kein CSI, wo am Ende ein Schluss unter ein jeweils aufgeschlagenes Kapitel gezogen wird. Unspektakulär sind die meisten Folgen, aber dennoch auf gewisse Art interessant. Wobei sicherlich ein größeres Interesse an den Figuren vorherrscht als an deren Handlung. Insofern bewegt sich die erste Staffel auf einem nahezu konstant guten, aber nicht herausragenden Niveau. Lediglich der Mittelteil mit den drei Folgen Thanksgiving, Private Lives und Games People Play setzt ein kleines Ausrufezeichen.

Von den drei Hauptdarstellern sollte sich jeder kurzfristig ins Rampenlicht spielen. Während sich Wolfs Karriere nach drei Kinofilmen – u.a. Ridley Scotts White Squall – auf die Serie beschränkte, sollte Campbell zu Wes Cravens Scream-Queen werden. Mit dem Ende der Trilogie endete in gewisser Hinsicht aber auch ihre Kinokarriere. Auch Fox sollte leicht in der Versenkung verschwinden, ehe er mit Lost wieder durch eine Serie seinen Weg zurück finden würde. Einige andere Gesichter wie Nebendarsteller Scott Grimes und Gastschauspielerin Laura Innes würden bei ER zu festen Größen heranwachsen. Ähnlich Jane Kaczmarek mit Malcolm in the Middle, während Brittany Murphy und James Marsden, ebenfalls in Gastrollen zu bewundern, heutzutage sehr viel präsenter im Kino sind bzw. waren. Letztlich ist Party of Five zwar keine Ausgeburt an großem Fernsehdrama, aber sie ist eine liebgewonnene Erinnerung. Ein alter Freund aus seiner Jugend. Und wenn Closer to Free von den BoDeans im Intro spielt – das übrigens erst mit der sechsten Folge zur Serie stieß -, dann ist auch diese Serie, ähnlich wie Dawson’s Creek, wie nach langer Zeit wieder nach Hause in sein altes Kinderzimmer zu kommen.

7.5/10

16. Januar 2010

Nord

Manchmal sind die Dinge schwierig. Nur aufgeben darf man nicht.

Denkt man an Norwegen, so schießt dem Boulevard-lastigen Leser wohl zuerst Kronprinz Haakon und seine Gattin Mette-Marit in den Kopf. Die Gedanken des treuen Kicker-Abonnenten wandern dagegen sofort zu Rosenborg Trondheim, dem fußballerischen Rekordmeister. Und dann wird es auch schon schwierig. Fjorde gibt es auch noch sehr schöne in Norwegen und neben Japan gilt das skandinavische Land als bekannteste Walfang-Nation. Bemüht man einen Blick in den deutschen Wikipedia-Eintrag, stößt man noch auf den Maler Edvard Munch und Schriftsteller Henrik Ibsen. Eigentlich relativ wenig, was man so als Ottonormalbürger über Norwegen und seine Bevölkerung weiß. Viel verpasst scheint man auch nicht zu haben, schaut man sich Rune Denstad Langlos Nord an. Dieser zeichnet seine Landsleute als wortkarge Einsiedler, denen es zuvorderst erst einmal um ihren Schnaps geht. Zumindest mehr oder weniger.

Rune Denstad Langlo hatte sich zuvor als Regisseur zweier Dokumentationen ausgezeichnet und wagte sich nun mit Nord an seinen ersten Spielfilm. Drehbuchautor Erlend Loe scheint sich dabei nicht gerade mit kreativem Ruhm bekleckert zu haben, stößt man doch kaum auf einen Beitrag zum Film, in dem kein Verweis auf David Lynchs The Straight Story stattfindet. Sogar das Presseheft bemüht diesen Vergleich, der einem erstaunlicherweise nicht von selbst bei Sichtung des Filmes in den Kopf kommen will. Was auch damit zusammenhängen kann, dass Lynchs offensichtliche Vorlage nach der Sichtung nicht lange in Erinnerung geblieben ist. Und obschon Nord nun eine Art Remake ist oder zumindest Kind derselben Idee, macht sich Loe nicht die Mühe, seine Geschichte mit einer glaubwürdigen Exposition zu versehen oder einem überzeugenden Mittelteil. Da helfen auch die Glanzlichter in der Handlung nicht viel.

Erzählt wird von Jomar Henriksen (Anders Baasmo Christiansen), einem übergewichtigen und depressiven Skilift-Arbeiter. Er trinkt seinen Schnaps, raucht und liegt lethargisch auf dem Sofa. Ohnehin würde er viel lieber zurück in seine Psychiatrie, deren Ärztin ihn allerdings nicht wieder aufnehmen will. Den Grund für Jomars Verhalten bekommt der Zuschauer durch die Ankunft eines alten Freundes. Dieser hatte Jomar einst die Freundin ausgespannt, woraufhin dieser seine Passion des Skifahrens aufgab und zu jenem depressiven Häufchen Elend wurde. Doch die Beziehung von Jomars Ex und seinem Kumpel ist nun vorbei. Ein Grund mehr, für Jomar wieder in Aktion zu treten, schließlich hat er einen vierjährigen Sohn, von dem er bisher nichts wusste. Und als seine Skihütte versehentlich abbrennt, hat sich auch Jomars berufliche Verpflichtung erledigt. Mit nicht mal einer Gallone Schnaps steigt er auf sein Schneemobil und düst Richtung Norden zu seiner Ex-Freundin und dem gemeinsamen Sohn.

Wenn Denstad Langlo seinen bärtigen Anti-Helden zu Banjo- und Violinenklängen auf dem Schneemobil in den Sonnenaufgang fahren lässt, dann hat das durchaus etwas von einem voll geschneiten norwegischen Western. Bis es dazu kommt, muss man jedoch zuerst Loes planlose Exposition über sich ergehen lassen, wird dann aber vermeintlich mit dem Beginn der eigentlichen Geschichte erlöst. Die lange Fahrt ohne Ski- oder Sonnenbrille führt bei Jomar zur Schneeblindheit. Glücklicherweise stößt er auf die jugendliche Lotte (Marte Aunemo), die ihn mit nach Hause nimmt. Gegen den Willen ihrer Großmutter wird Jomar dort in einen Wandschrank einquartiert, während Lotte und er sich zögerlich anfreunden. Eine Reise in die weiße Leere der Berge muss konsequenterweise von den zwischenmenschlichen Beziehungen leben. Doch diese sind rar gesät in Nord beziehungsweise treten nur in 50 Prozent der Fälle auf.

Loe baut drei Begegnungen ein, die eher störend wirken. In zwei von ihnen bestiehlt Jomar seine Landsleute, in einer anderen Szene fackelt er erneut durch Unachtsamkeit eine Hütte ab. Es sind Augenblicke, die wie Bremsen in Denstad Langlos Roadmovie wirken. Dabei zeigen die Szenen mit Lotte oder später auch Ulrik, dass das Potential des Drehbuchs in eben diesen Momenten zu finden ist, wenn Jomar mit anderen Menschen tatsächlich interagiert. Dass sich all diese Figuren grundsätzlich wenig voneinander unterscheiden, ist dabei prinzipiell nicht störend. Sie alle sind Einsiedler dort draußen im Schnee. Scheinbar abgeschieden von der Außenwelt und sich folglich primär um sich selbst kümmernd. Lotte hat ein Freundschaftsbuch wie man es aus der eigenen Jugend kennt. Eine der bitter-süßesten Momente von Nord ist jene Szene, in der Lotte ihr Freundschaftsbuch aufschlägt und es nur einen Eintrag vorweist – vermutlich ihr eigener oder der ihrer Großmutter – und sie daraufhin Jomar beginnt Fragen zu stellen.

Insgesamt ist Nord jedoch etwas enttäuschend und mag es nur deshalb sein, weil einem diese norwegische Kultur so unzugänglich erscheint. Denstad Langlo verleiht den Figuren zu wenig Tiefe, als dass einem ihr Schicksal wirklich etwas bedeuten würde. Da wird zwar impliziert, dass der schwulenfeindliche Ulrik selbst homosexuell ist oder sein könnte und der alte Ailo (Lars Olsen) inzwischen des Lebens überdrüssig ist. Nur haben all diese Begegnungen keine Auswirkung(en) auf Jomar, sind bloße Stationen, an denen dieser Zug namens Nord vorüberrauscht. Zwar kulminiert Jomars Reise in einer sehr schönen Schlusseinstellung – derer man sich ruhig noch etwas länger als nur die eine Sekunde hätte widmen können -, doch tröstet dies wie auch die restlichen vereinzelten guten Szenen nicht darüber hinweg, dass Nord zum einen weit schneller aus dem Gedächtnis verschwindet als Lynchs Straight Story und der Film zum anderen nicht dazu beitragen dürfte, dass sich einem die Namen von Loe oder Denstad Langlo neben Mette-Marit, Munch und Ibsen einbläuen werden.

4.5/10

12. Januar 2010

Traffic

It's all about the money.

Man stelle sich vor, ein Mann läuft durch ein kleines Dorf. Er fragt alle Einwohner, ob sie Orangen hätten. Ob sie ihm welche verkaufen könnten. Aber es hat niemand Orangen. Am nächsten Tag kommt ein anderer Mann ins Dorf. Auch er fragt die Einwohner nach Orangen. Auch er verlässt das Dorf ohne das Obst. Dieses Spiel wiederholt sich noch mehrere Tage. Gegebenenfalls Wochen. Immer wieder fragen Männer nach Orangen. Irgendwann beginnt einer der Dorfbewohner in die Berge aufzubrechen. Er findet Orangen und nimmt eine Wagenladung mit in sein Dorf. Als das nächste Mal ein Mann ins Dorf kommt und nach Orangen fragt, verkauft er diesem welche. Er deckt mit seinem Angebot die Nachfrage. Je mehr Leute nach Orangen fragen, desto mehr Umsatz macht er. Nun sind Orangen keine Drogen und dementsprechend auch nicht illegal. Aber das Beispiel veranschaulicht sehr gut, dass im Kampf gegen die Drogen nicht die Dealer das Problem sind, sondern die Konsumenten.

In Steven Soderberghs Film Traffic, einer Spielfilmadaption der britischen Fernsehserie Traffik von 1989, legt Drehbuchautor Stephen Gaghan einer Figur eine ähnliche, wenn auch näher an der Materie liegende Ausführung in den Mund. Der amerikanische Richter Robert Wakefield (Michael Douglas) wird zum Direktor der Nationalen Drogenbekämpfungsbehörde befördert. Nichtsahnend, dass seine eigene 16-jährige Tochter Caroline (Erika Christensen) bereits der Drogensucht zum Opfer gefallen ist. Als diese nach einer ersten Rehabilitationsmaßnahme ausbüxt, macht er sich mit ihrem Klassenkameraden und Drogenversorger Seth (Topher Grace) auf die Suche nach ihr. In einem eher heruntergekommenen Viertel von Cincinnati scheint der Familienvater zu kapitulieren. Die Straßen sind bevölkert von Afroamerikanern, die an jedem Hauseingang nur darauf warten, Geschäfte machen zu können. Verbittert und angewidert presst Wakefield hervor, an welchen Ort Seth seine Tochter gebracht habe. „To this place?“, wiederholt dieser ungläubig. „What is that shit?”

Seth führt sein Beispiel an. Von Hunderttausenden Weißen, die in den Innenstädten jeden Schwarzen fragen würden: „You got any drugs? You know where I can score some drugs?” Die Männer also, die nach Orangen fragen. „Think about the effect that that has on the psyche of a black person, on their possibilities?”, echauffiert sich Seth. Sein Gegenbeispiel sieht vor, dass Hunderttausende Afroamerikaner in die Vororte der kaukasischen Bevölkerung fahren und jeden Weißen nach Drogen fragen. „Within a day, everyone would be selling. Your friends. Their kids”, behauptet der Schüler. Drogenhandel sei eine „unbeatable market force“ mit „three hundred percent markup value”. Für zwei Stunden Arbeit verdiene man am Tag fünfhundert Dollar. Der Rest des Tages stünde zur freien Verfügung. „And…I’m sorry. You’re telling me… you’re telling me that white people would still be going to law school?”, lautet Seths ungläubiges Fazit. Wakefield entgegnet ihm nichts. Sei es, weil er nicht antworten will oder er keine Antwort weiß.

Orangen sind keine Drogen. Sie mache nicht süchtig, sind im Gegenteil sogar gesund. Niemand würde sich daran stören, wenn man Orangen verkauft. Tatsächlich stört sich auch niemand daran. Die Drogenpolitik in der Gesellschaft ist nun variabel. In Deutschland klammert das Betäubungsmittelgesetz Drogen wie Nikotin, Koffein und Alkohol aus seinen Bestimmungen aus. Im Jahr 2007 wurden in Deutschland 532 000 Patientinnen und Patienten „infolge des Konsums von sogenannten legalen Drogen vollstationär behandelt“, wie das Bundesamt für Statistik mitteilt. Dem gegenüber stehen 80 000 vollstationäre Behandlungen infolge des Konsums von illegalen Drogen. Daraus ließe sich nun lesen, dass die Zahl deswegen nur 80 000 beziffert, eben weil diese Drogen illegal sind. Was jedoch zur Folge hätte, dass man im Sinne des Allgemeinwohls handeln würde, wenn man auch die so genannten „legalen“ Drogen rechtlich verbieten lassen würde.

In 43 Prozent aller Länder wird ein Anstieg des Drogenhandels verzeichnet. Über 25 Prozent aller Nordamerikaner und Mitteleuropäer konsumieren zumindest ein Mal in ihrem Leben Cannabis. Ebenfalls über 25 Prozent konsumieren die Droge ihr Leben lang. Im Jahr 2008 lag die Zahl der Menschen, die zumindest ein Mal Drogen gleich welcher Art genommen haben bei 172-250 Millionen Personen zwischen 15 und 64 Jahren. Das heißt, dass 2008 beinahe 1,5 Prozent der Weltbevölkerung illegale Drogen konsumiert hat. Unabhängig davon, dass dies gesetzlich verboten ist. Es besteht eine Nachfrage und diese wird gedeckt. In den USA werden jedes Jahr bis zu 50 Milliarden Dollar über den Drogenhandel umgesetzt. Die Hälfte davon wandert zur Geldwäsche nach Mexiko, das zugleich den Hauptmarkt für den amerikanischen Drogenhandel darstellt. Neunzig Prozent des Kokains, das in die Staaten wandert, wird über Mexiko geschmuggelt.

Die Drogenbekämpfungsbehörde, deren Vertreter Michael Douglas in Traffic nun repräsentiert, gibt es in den USA seit 1988. Vor sieben Jahren gaben die USA über 13 Milliarden Dollar für ihren Krieg gegen die Drogen aus. „Our budgetary process (..) makes us pale in comparison“, legt Gaghan im Film einem Regierungsverteter in den Mund, als dieser Robert Wakefield erklärt, wie sich das Budget der USA gegenüber dem der Drogenkartelle verhält. 13 Milliarden Dollar im Jahr entsprach 2003 einer Ausgabe von 600 US-Dollar pro Sekunde. Aktuell hat sich diese Zahl verdreifacht. Sprich, pro Sekunde geben die USA 1.800 Dollar für den Kampf gegen den illegalen Drogenhandel aus. Als Resultat lässt sich vorweisen, dass innerhalb der letzten neun Jahre – also seit Ausstrahlung von Traffic – der Zugang amerikanischer Schüler zu Kokain um nahezu sechs Prozent gefallen ist. Dafür nimmt jedoch der Cannabis-Konsum zu. Allein 2010 wurden bereits über 25.000 Personen diesbezüglich festgenommen.

Ein scheinbar aussichtsloser Kampf, der sich wohl auch nicht gewinnen lässt. Traffic fängt diesen Kampf hinsichtlich seiner oberflächlichen Präsentation sehr gut ein. Gaghan teilt seine Handlung auf, in drei, wenn man generös ist auch vier, individuelle Geschichten. Er widmet sich der Drogenbekämpfung sowie der Auswirkungen des Drogenhandels und –konsums auf amerikanische Familien. Die drei Handlungsstränge werden dabei als Hilfestellung für den Zuschauer durch Farbfilter voneinander getrennt. Dem Geschehen in Mexiko widmet sich Soderbergh dementsprechend in Sepia-Tönung und Handkamera. Erzählt wird die Geschichte des Polizeiermittlers Javier Rodriguez Rodriguez (Benicio Del Toro), der in einen Strudel aus Korruption hineingerät. Die blau gefärbten Bilder rund um die Familie Wakefield hingegen beschäftigen sich mit den Auswirkungen von Drogen im kleinen Raum. Und die sehr hellen und klaren Bilder rund um Helena Ayala (Catherine Zeta-Jones) und den Drogen-Prozess gegen ihren Mann, sowie ebenjene Ermittlung von DEA-Agent Montel Gordon (Don Cheadle) bilden letztlich nochmals eine Zusammenfassung der beiden Segmente.

Nimmt man an, dass die 140 Minuten Laufzeit distributiv auf die drei Segmente entfallen, müsste jeder der Handlungsstränge eine Dreiviertelstunde laufen. Wie in Episodenfilme oft gepflegt, verwebt Gaghan die Geschichten an manchen Stellen, wenn auch nicht sonderlich gezwungen oder plakativ. Jedes Segment fängt sehr schön die Ohnmacht ein, welche die jeweiligen Figuren überfällt. Und doch lässt Gaghan jede Geschichte auf einer positiven Note enden. Auf einem Hoffnungsschimmer. Wenn Gordon am Ende seine Ermittlungen von vorne beginnt bzw. weiterführt. Wenn Caroline Wakefield sich erneut in die Rehabilitation begibt und ihr Vater zur Unterstützung seinen Posten in Washington D.C. aufgibt. Wenn Javier in der Schlusseinstellung ein von Flutlicht beleuchtetes Baseballspiel beobachtet. Während die Ayala-Handlung lediglich andeutet, dass man nicht aufgeben soll, versucht Gaghan in den anderen Fällen Lösungsvorschläge anzubieten.

Sowohl die Wakefield-Handlung als auch die in Mexiko veranschaulichen, dass das Problem an der Wurzel bekämpft werden muss. Und dass diese Wurzel nicht die Drogenkartelle in Mexiko sind. Robert Wakefield erkennt, dass er den Kampf gegen die Drogen zuerst Zuhause in seiner eigenen Familie beginnen muss. Denn wenn er ihn dort nicht gewinnt, ist er in Mexiko bereits verloren. Ähnlich verhält es sich bei Javier, der mit den amerikanischen Behörden zusammen arbeitet. Als diese ihm Geld für seine Informationen anbieten, lehnt er ab. „We need lights for the parks so kids can play at night. So it’s safe. So they can play baseball. So they no become burros para los malones. Everybody likes baseball. Everybody likes parks. Listen, I believe it’s important that the United States take an interest in Tijuana now.” Das Interesse der USA an Tijuana liest sich als Spiegelbild für das Interesse an den eigenen Kindern. Seien es die Mexikanischen, die von der Straße geholt werden sollen, oder die Töchter und Söhne, denen in der Rehabilitation Aufmerksamkeit geschenkt werden muss. „We’re here to listen“, erklärt Wakefield zum Schluss.

Die beiden Handlungsstränge ergänzen sich somit sehr gut, wohingegen das Segment über den Ayala-Prozess etwas heraus fällt. Während der eine Teil rund um die Bewachung des Kronzeugen (Miguel Ferrer) von Gordon und Ray Castro (Luis Guzmán) „lediglich“ veranschaulicht, dass die Mühlen des amerikanischen Justizapparates langsam und mühsam mahlen, präsentiert der zweite Teil um Helena Ayala zumindest die interessante Note, wozu eine großbürgerliche Frau im Stande ist, um ihren gesellschaftlichen Status aufrecht zu erhalten. In ihrer Botschaft gleicht sich jedoch auch diese Episode wieder an die anderen Beiden an. Eine Botschaft, die wie auch die Übrigen ein Echo in einem Monolog erfährt. Beziehungsweise in diesem Fall in einer Anekdote von Wakefields Vorgänger (James Brolin), die auf humoristische Weise den Teufelskreis beschreibt, in welchem sich die Figuren in Traffic, aber auch ihre Spiegelbilder in der Realität befinden.

Die Anekdote erzählt von Nikita Sergejewitsch Chruschtschow, dem ehemaligen Regierungschef der Sowjetunion. Dieser soll seinem Nachfolger (vermutlich Breschnew) bei seiner Amtsübergabe zwei Briefe geschrieben haben. Sollte sein Nachfolger in eine Situation geraten, aus der er keinen Ausweg findet, würde er Rettung im ersten Brief finden. Sollte es zu einer weiteren Situation kommen, würde er Rat im zweiten Brief finden. Schon bald fand sich Chruschtschows Nachfolger in einer solchen Situation und öffnete den ersten Brief. „Blame everything on me”, stand in diesem und so schob der Nachfolger alles auf seinen Vorgänger. Alles verlief bestens, aber es folgte natürlich eine weitere Situation. Der Nachfolger nahm den zweiten Brief zur Hand und öffnete ihn. „Sit down and write two letters”, stand in diesem. Auch Traffic passt sich dieser Anekdote an und öffnet zum Schluss seinen ersten Umschlag. Sehr

6/10

8. Januar 2010

Classic Scene: Lost ("Orientation"; Season 2, Episode 3) - "It's a leap of faith"

DIE SZENERIE: Die Überlebenden eines Flugzeugabsturzes finden auf einer scheinbar einsamen Insel eine verbuddelte Luke. Als sie diese mit Dynamit frei sprengen, stoßen sie auf einen Bunker, inklusive Computerraum. Während eines Schusswechsels mit Desmond, dem Bewohner des Bunkers, wird der Computer getroffen. Dieser wiederum muss alle 108 Minuten mit einem Code gefüttert werden, damit – so Desmond – die Welt nicht untergeht. Angesichts der Umstände – der Strom fällt aus und die Zeit läuft davon - ergreift Desmond schließlich die Flucht, während die Überlebenden versuchen, den Computer zu reparieren. Es kommt zum Konflikt zwischen den beiden Anführern der Gruppe: Jack und Locke. Die Situation wird zur Glaubensfrage.

INT. HATCH – COMPUTER ROOM

The timer is at 5:00.

LOCKE: Can you fix it?

SAYID: This man, whoever he was, replaced the motherboard. The power transformer is blown.

LOCKE: Don't you need to know why?

SAYID: All I need to know is that the timer is counting down to something, and that this computer needs to be repaired. I'm sure you'll tell me why once I've done so.

Kate finds the breaker and flips the switch. The lights come back on.

KATE: Found it!

Kate and Hurley enter the computer room. We hear the alarm sound and see the timer counting down past 4:00.

HURLEY: Oh, what's that?

LOCKE: Sayid!

SAYID: Working on it.

LOCKE: You have to...

SAYID: I know what I have to do. Reconnected the processor, replaced the transformer.

Sayid hits the computer's switch and it turns on.

LOCKE: It's on.

KATE: Okay, so what now?

LOCKE: There was a code. He made me enter it.

HURLEY: What code?

SAYID: Do you remember what it is?

LOCKE: 4, 8...

HURLEY: Wait a minute...

LOCKE: 15, 16...

HURLEY: Dude, I'm serious, stop.

LOCKE: Hugo, this is not the time or the place.

HURLEY: Yeah, well, I think it is.

LOCKE: 23...

HURLEY: What is this thing? You don't even know what it does. We need...

LOCKE: 32...

HURLEY: You know what? Forget it, go ahead, do your thing.

Locke is about to push the execute button.

JACK (O.S.): It's not 32.

Locke and the others look up and see Jack entering the room.

JACK (cont.): It's 42. He just told me… Desmond. The last number's 42.

Jack is walking away.

LOCKE: You're sure?

Jack stops.

JACK: Yeah, I'm sure.

Locke enters 42, and is again about to press the execute button. The counter passes 2:15 while he hesitates and looks at Jack who starts to walk away again.

LOCKE: You do it, Jack.

Jack stops and turns around. Locke is standing up from behind the computer, meeting Jack in the middle of the room.

JACK: What?

LOCKE: You have to do it.

JACK: You do it yourself, John.

LOCKE: You saw the film, Jack. This is a two person job, at least.

SAYID: This argument is irrelevant.

Sayid makes a move to push the button.

LOCKE: Sayid, don't.

SAYID: Jack.

JACK: No. It's not real. Look, you want to push the button, you do it yourself.

LOCKE: If it's not real, then what are you doing here, Jack? Why did you come back? Why do you find it so hard to believe?

JACK: Why do you find it so easy?

LOCKE: It's never been easy!

The timer passes 1:00. Another, more insistent alarm starts to sound.

KATE: Maybe you should just do it.

JACK: No. It's a button.

LOCKE: I can't do this alone, Jack. I don't want to. It's a leap of faith, Jack.

The timer shows 0:27. Jack goes to the computer and pushes the button. The timer shows 0:01 and then resets to 108:00.

LOCKE: I'll take the first shift.

Locke sits down at the computer. Jack finally walks away. Locke looks up at the timer. The timer shows 107:00.