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26. Juni 2014

Fargo – Season One

What if you’re right and they’re wrong?

Wenn tatsächlich Filme mal einen TV-Ableger produzieren, dann in Regel einen in Animationsform. Aber auch Hits wie Ferries Bueller’s Day Off oder Highlander erhielten Fernsehformate, dass es aber eine TV-Version eines Films von Joel und Ethan Coen geben würde, war so nicht vorhersehbar. Immerhin sind die Werke der Brüder oft weitestgehend in sich abgeschlossen. Und dennoch schickte sich dieses Jahr Noah Hawley – der seine Meriten zuvor als Autor und Produzent bei Bones verdient hat – an, das coensche Kult-Meisterwerk Fargo als Miniserie umzusetzen. Die zehnteilige Serie ist nun einerseits ziemlich referentiell an den 1987er Film angelegt, zu dem sie ein Spin-off darstellt. Sie weicht jedoch auch ausreichend genug ab.

Spielte die Originalgeschichte in Minneapolis und Brainerd, Minnesota im Jahr 1987, wo der Autoverkäufer Jerry Lundegaard seine Ehefrau von zwei Schmalspurganoven aus Fargo, North Dakota entführen ließ, nur um von der schwangeren Polizeichefin Marge Gunderson überführt zu werden, setzt die Serie 19 Jahre später ein. Im Jahr 2006 treffen sich zufällig der maliziöse Verbrecher Lorne Malvo (Billy Bob Thornton) und der duckmäuserische Versicherungskaufmann Lester Nygaard (Martin Freeman) in einer Krankenhaus-Notaufnahme. Und treten aufgrund von Misskommunikation eine Lawine von Ereignissen los, die in den nächsten zwölf Monaten zahlreiche Menschen – schuldige wie unschuldige – das Leben kosten wird.

Plötzlich sind Lesters nervige Ehefrau und der Polizeichef von Bemidji, Minnesota tot – und Lester der Hauptverdächtige. Zumindest wenn es nach Polizistin Molly Solverson (Allison Tolman) geht. Von deren Thesen will der neue schusselige Polizeichef Oswalt (Bob Odenkirk) aber nichts wissen. Währenddessen ist Lorne Malvo bereits weitergezogen, zu seinem nächsten Opfer. Der bibeltreue Supermarkt-Magnat Stavros Milos (Oliver Platt) wird erpresst – für Malvo der Beginn eines perfiden Psychospiels. Seine Schatten wirft er jedoch auch auf den Straßenpolizisten Gus Grimly (Colin Hanks), der einen Fehler begeht und diesen wieder korrigieren will. Und auch an Fargo und dem dortigen Mafia-Kartell gehen die Ereignisse nicht spurlos vorbei.

Die Handlung ist somit weitestgehend eine andere zwischen Fargo, der Serie und Fargo, dem Film. Dafür ähneln sich einige Figuren ziemlich stark. So ist Martin Freemans Lester Nygaard ebenso deutlich an Jerry Lundegaard angelegt wie Allison Tolmans Molly Solverson an Frances McDormands Marge Gunderson. Und wenn später zwei Auftragskiller in Person von Adam Goldberg und Russell Harvard auf den Plan treten, wirken die wie weniger schusselige Versionen von Steve Buscemi und Peter Stormare. Bob Odenkirks Polizeichef erinnert derweil mehrfach an den armen Officer Lou aus dem Original, während Billy Bob Thorntons Lorne Malvo am ehesten in Anton Chigurh aus No Country for Old Men wohl sein Vorbild findet.

Wie dieser wirkt Malvo wie das wandelnde Böse, allerdings weniger als naturell denn willentlich. Lorne Malvo ist durchtrieben und bösartig – und auch deshalb das eigentliche Highlight von Noah Hawleys Fargo. Da darf er in Tieranekdoten seinen Gegenübern subversiv drohen oder diese in teils semantische Diskussionen verwickeln (Letztere erinnern erneut an Chigurh). Billy Bob Thornton spielt die Figur dabei bis zur Perfektion, was allerdings nicht allzu bemerkenswert ist. Denn generell agiert das Ensemble von Fargo am Limit, was auch der wie so oft brillante Martin Freeman veranschaulicht. Hinzu kommen starke Leistungen aus der zweiten Reihe, seien sie von Bob Odenkirk oder Kate Walsh als verwitwete, alkoholabhängige Ex-Stripperin.

Wirkt Fargo in den ersten Folgen noch ziemlich nah – fast zu nah – am Kinofilm, beginnt sich die Show ab der Mitte glücklicherweise verstärkt zu emanzipieren. Besonders in Person von Freemans Lester Nygaard, der in bester Nietzsche-Manier solange in den Abgrund geblickt hat, bis der sich in ihm selbst breit macht. Seine Entwicklung dürfte selbst Walter White zur Pastorentochter werden lassen, wenn er mehr und mehr zu einer Art Frankensteins Monster mutiert. Hawley selbst ordnet seine Serie einem klaren Gut-Böse-Schema unter, dessen helle Seite von den Gutmenschen wie Molly Solverson, ihrem Vater und Ex-Polizisten Lou (Keith Carradine) sowie Gus Grimly und dessen Tochter Greta (Joey King) verkörpert werden.

Man kann der Serie nun durchaus vorwerfen, dass die Nebenhandlungen mit Oliver Platt sowie Adam Goldberg und Russell Harvard nicht wirklich irgendwohin führen und dafür wiederum das Ende etwas überhastet abgespult wird. Dafür gewinnen die finalen Episoden enorm an Spannung, da zwar der Ausgang an sich in gewisser Weise vorhersehbar ist, nicht jedoch,wie er zustande kommt. Bemängeln ließen sich natürlich auch die zahlreichen Referenzen und Hommagen an die Werke der Coens. Diese stören mal mehr, mal weniger. So wird Marge Gundersons Finalpredigt wiederholt wie es auch Zitate zur Restaurant- und Parkhausszene gibt. Selbst das Schlussbild hat Noah Hawley eins-zu-eins für seine Serie übernommen.

Amüsanter sind dagegen die etwas subtileren Querverweise. Beispielsweise, wenn Malvo im Finale Morton’s Fork einen Gebrauchtwagen entwendet und dessen Kennzeichen (“DLR“) mit der Kamera eingefangen wird. Oder wenn das Haus von Lesters Bruder von seinem Schnitt her an das der Lundegaards angelehnt ist. Hinzu kommt eine geniale Plansequenz in Who Shaves the Barber? – selten wurde besser veranschaulicht, dass weniger in den meisten Fällen tatsächlich mehr ist. So unterhaltsam Billy Bob Thorntons Figur aber ist, zeigen sich gerade zu Beginn bereits erste Abnutzungserscheinungen seiner Charakterzüge. Glücklicherweise emanzipiert er sich jedoch wie Lester und Molly im Verlauf der Serie etwas von ihren coenschen Vorlagen.

Insofern ist Noah Hawleys Fargo im besten Sinne coenesk, wird die Serie doch von ihren Figuren bestimmt und von deren Widrigkeiten. Zu den besten Folgen zählen wohl Who Shaves the Barber? und A Fox, a Rabbit and a Cabbage, generell ist wie angesprochen die zweite Hälfte der Serie der ersten überlegen. Fargo ist dabei nicht nur etwas für Fans der Coens und des 1987er Films, die ganzen Zitate sind allerdings eindeutig für die Coen-Heads. In seiner Summe also kann die Fernsehverwertung des zweifachen Oscarpreisträgers somit als gelungen erachtet werden. Ob es allerdings wirklich einer zweiten Staffel – die wie True Detective neu strukturiert werden soll – bedarf, sei dahingestellt. Sehenswert ist Fargo aber allemal.

7.5/10

24. November 2008

Roswell - Season Two

We create our own destiny.

Es passiert nicht allzu oft, dass Serien in ihrem zweiten Jahr größere Einschaltquoten erzielen, als ihre Debütsaison. Doch im Gegensatz zur ersten Staffel wusste die zweite Runde von Roswell einige neue Zuschauer an Bord zu locken. Insgesamt war die zweite Staffel jedoch weit weniger erfolgreich, als ihr Vorgänger, baute sie besonders inhaltlich stark ab. Das Notsignal wurde aktiviert, alle anderen möglichen Außerirdischen am Ende der vergangenen Staffel informiert. Die Königlichen Vier geben sich quasi preis und erhalten sogleich Antwort. Zwar hat Nasedo (Jim Ortlieb) die Identität von Agent Pierce (David Conrad) übernommen, doch scheint die Regierung in Form der Kongressabgeordneten Whitaker (Gretchen Egolf) nicht von Max (Jason Behr) und den Anderen lassen zu wollen. Allerdings geht die Gefahr für die Außerirdischen in dieser Staffel nicht von der amerikanischen Regierung aus, sondern vielmehr von anderen Außerirdischen, den sogenannten „Skins“.

Die stehen stellvertretend für das Volk von Kavar, jenem Mann, der Max von seinem Thron verdrängt und sein Volk in die Sklaverei genötigt hat. Da versteht es sich von selbst, dass Kavar seine rechte Hand, Nicolas (Miko Hughes), aussendet, um Max und die Anderen auszulöschen oder zumindest von einer Rückkehr in die Heimat abzuhalten. Das ganze Szenario rückt dann auch Isabelles (Katherine Heigl) Vergangenheit als „Velondra“ in ein neues Licht. Als Geliebte von Kavar hatte sie einst ihren Bruder und ihr Volk verraten. Für Max geht es nunmehr darum, seine Freunde vor den Übergriffen der Skins zu bewahren und zugleich seine große Liebe Liz (Shiri Appleby) zurück zu gewinnen. Diese will jedoch dem Schicksal von Max und Tess (Emilie de Ravin) nicht im Wege stehen.

In der letzten Staffel offenbarte sich das ganze Ausmaß von Max, Tess, Isabelle und Michael (Brendan Fehr). Als Königliche Vier sollen sie eines Tages auf ihren Heimatplaneten zurückkehren, um gegen die dortigen Unterdrücker vorzugehen und somit ein ganzes Volk aus der Tyrannei zu befreien. Jene Entwicklung macht insbesondere Max und Liz zu schaffen. Liz will sich nicht in den Weg des Schicksals stellen und somit für die Unterdrückung eines ganzen Volkes verantwortlich sein. Besondere Gewichtung erhielt dies durch die beste Folge der zweiten Staffel: The End of the World. Max aus der Zukunft reist mit Hilfe des Granolithen zurück in die Vergangenheit, um Liz davon zu überzeugen, dass beide kein Paar werden dürfen. Das Leben der Außerirdischen hänge davon ab. Mit jenen Schuldgefühlen versucht Liz fortan Max auf Abstand zu halten, ihn vielmehr sogar mit Tess zusammen zu bringen.

Doch Max lässt nicht locker, sodass Liz so weit geht, ihn vorsätzlich zu verletzen, um den gewünschten Effekt zu erzielen. Max selbst will sich seinem deterministischen Schicksal nicht fügen, die Beziehung mit Tess bedeutet ihm nichts. Ohnehin hat er nun weitaus mehr mit dem (rechtmäßigen) Status des Anführers zu kämpfen als zuvor. Dies kulminiert in Ask Not, wenn er seine eigenen Entscheidungen mit denen von Kennedy in der Kubakrise gleichzusetzen versucht. Als er gegen Ende der Staffel speziell gegenüber Isabelle seinen Königsstatus gerecht werden will, hat er mit merklichen Problemen zu kämpfen. Das Schicksal seines Volkes ignoriert Max dabei die meiste Zeit hindurch, was für einen Teenager mit Liebeskummer auch sicherlich schwer nachzuvollziehen ist. Im besten Interesse seines Volkes handelt Max jedoch während der gesamten Serie (!) hindurch kaum bis gar nicht. Vordergründig steht immer das Wohl von Isabelle, Michael und Liz. Eine ungewöhnliche Heldengeschichte, die primär egoistisch ausgerichtet ist.

Wie bei einer Teenager-Serie nicht ungewöhnlich, spielt die Liebe weiterhin inhaltlich die erste Geige. Allem voran natürlich jene zwischen Max und Liz, aber auch die Beziehung von Michael und Maria (Majandra Delfino) wird eine Spur ernster. Es gibt kein Hin und Her mehr, beide gehen eine feste und dauerlastige Beziehung miteinander ein. Erschüttert wird diese lediglich kurzfristig von der Anwesenheit Courtneys (Sara Downing), einer abtrünnigen Skin, die sich auf die Seite der Außerirdischen stellt. Eigentlich ohne große Erklärungen wird die Romanze zwischen Isabelle und Alex (Colin Hanks) ad acta gelegt. Einer von vielen Aspekten, die in der zweiten Staffel ohne wirkliche Begründung einen Wandel erfährt.

Von Kyle (Nick Wechsler) braucht man erst gar nicht reden, eine generell vernachlässigte Figur, die meist nur dem comic relief dient, wie auch bei Alex mehr und mehr der Fall. Weiterhin im Fokus bleibt dagegen Sheriff Valenti (William Sadler), der wie einige andere Figuren im Laufe der Staffel einen ultimativen Preis für seine Freundschaft und Unterstützung der Außerirdischen bezahlen muss. Vermehrt nimmt er jetzt die Rolle der Vaterfigur für alle ein, nicht nur für Tess, die er praktisch adoptiert hat. Auffällig ist diese Konstellation gerade in Viva Las Vegas, allerdings auch an anderen Stellen. Die Entwicklung der Beziehung zwischen Valenti und den Kids ist generell eine der positiven Elemente der zweiten Staffel und macht viel von dem neuartigen Charme der Serie aus.

Auch in der zweiten Staffel findet wieder eine thematische Untergliederung statt – diesmal jedoch in mehrere Subplots, die meist drei oder mehr Folgen umfassen. Den Anfang macht die Nachforschung von Whitaker gegenüber Max und den Anderen. Abgelöst wird dieses Element von der Ankunft der Skins, die kurzfristig zur Bedrohung werden, ehe sie von dem zweiten Satz der Königlichen Vier abgelöst werden. Neben der Zukunfts-Max-Folge macht dies den Höhepunkt der Staffel aus und findet mit den Folgen 8 (Meet the Dupes) und 9 (Max in the City) in etwa auch die Mitte der zweiten Instanz. Anschließend schlägt die Serie eine völlig andere Richtung ein und fokussiert sich innerhalb von vier Folgen auf die Obduktion von Laurie Dupree (Allison Lange), die eine gemeinsame Vergangenheit mit Michael besitzt. Was genau jenes Storyelement soll, wird dem Zuschauer dabei nicht klar, denn innerkontextuell spielt Laurie und ihr Hintergrund keine wichtige Funktion.

Jene vier Folgen zählen neben den anderen „Lückenbüßern“ zwischendrin (die keinen Zusammenhang mit den anderen Folgen haben) auch die Schwachpunkte der Staffel dar. Die Ausnahme bildet hier Viva Las Vegas, die im Prinzip zum Teil an The End of the World anknüpft und immerhin Spaß macht. Abgesehen von „Off the Menu“, der vorletzten Folge der Staffel, die produktionshistorisch jedoch klar früher anzusetzen wäre (ein herber Fauxpas bei der Ausstrahlung/Zusammenstellung) bilden die abschließenden Folgen auch die Klimax der zweiten Staffel. Auf der einen Seite natürlich Alex’ Tod als Auslöser der Ereignisse, aber auch die Entfremdung zwischen Liz und Max sowie daraus folgernd die Annäherung von ihm und Tess. Kulminierend in Tess’ Schwangerschaft muss in der finalen Episode The Departure auch einiges auf Teufel komm raus überhastet erklärt werden. Hätte man sich mehr Zeit hierfür genommen, wäre jene Auflösung auch weitaus plausibler geraten.

Selbstverständlich hat die zweite Staffel ihre starken Momente, allen voran natürlich die Konzeption des futuristischen Max’ oder des zweiten Satzes, aber auch die „gezwungene“ Liebesbeziehung zwischen Max und Tess. Dennoch schadet der Staffel insbesondere die Quantität an Handlungen, die deren Qualität erheblich beeinflussen. Die Skins, Laurie Dupree, Alex’ Tod und dazu noch die kleinen Beziehungskrisen wollen nicht so wirklich unter einen Hut passen. Hinzukommen dann noch Folgen wie Summer of ´47, die dermaßen belanglos und uninteressant sind, dass es wehtut. Großen Schaden verursacht auch das Staffelfinale. Es wird nicht wirklich klar, warum Alex im Stande gewesen sein soll, das Buch der Außerirdischen zu übersetzen, sprich wie Tess darauf gekommen ist. Und weshalb sie nicht einfach gefragt hat, anstatt es ihm aufzuzwingen. Von der Tatsache ganz zu schweigen, was sie alles für Illusionen hat aufbauen müssen und das über zwei Monate, während ihre Kräfte in Roswell (s. Amy DeLuca) keine wirkliche Beständigkeit haben.

Das wirkt dermaßen gezwungen, dass es nur mühsam zusammengehalten wird. Scheinbar wusste man nichts besseres als Cliffhanger anzubieten oder musste de Ravin auf die einfachste Art aus der Serie schreiben. Immerhin ist es mit der restlichen Stimmung der Staffel, dass Schicksal nichts in Stein gemeißeltes ist, vereinbar. Die Königlichen Vier sind getrennt, somit hat man im Grunde ein Terminator-ähnliches Szenario erschaffen, in welchem sich die Ereignisse nicht mehr abwenden lassen. Der Heimatplanet der Außerirdischen ist jetzt eigentlich schon dem Untergang geweiht, doch wird diese Thematik in der abschließenden Staffel noch mal gelegentlich aufgegriffen werden. Als Cliffhanger versagt das Finale etwas, die ganze Staffel ist aufgrund ihrer Schwächen ein Rückschritt im Vergleich zum Vorgänger.

8/10

8. Oktober 2008

The House Bunny

My heart is pounding like a nail!

Sie sind meist blond, jung und mit zwei schlagenden Argumenten versehen: die Playboy Bunnies von Hugh Hefner. Gelegentlich wird ein Bunny auch zum Playmate und generell liebt es der gute Hugh ein paar von seinen blonden Girlies bei sich zu Hause unterzubringen. Bei sich zu Hause meint The Playboy Mansion und jene Mädchen aus dem Playboy Mansion haben es inzwischen sogar auf eine eigene Fernsehshow gebracht. In eben jener Show stellen sie bereitwillig ihren beschränkten Geist zur Schau, so wie sie wohl auch ihren Körper dem guten Hugh zur Schau stellen. Es ist ein einfaches, luxuriöses Leben, ohne Sorgen und ohne großes eigenständiges Denken. Finanziert von all den Männern, die sich am Aussehen jener Mädchen in Hefners Heftreihe ergötzen. Wirklich beschweren kann man sich also nicht über deren Lebensstandard. Doch was würde wohl einem solchen Playboy Bunny widerfahren, wenn es urplötzlich aus seiner gewohnten Umgebung gerissen würde?

Kann ein eingepferchtes Bunny in freier Wildbahn überhaupt überleben? Kann es eigenständig denken und für sich selbst sorgen? Dieser Frage sind Kirsten Smith und Karen McCullah Lutz, die beiden Autorinnen von Legally Blonde, nachgegangen. Während sie in Legally Blonde versuchten mit dem Vorurteil des blöden Blondchens aufzuräumen, folgt nun die Kehrtwendung. Denn in The House Bunny zelebrieren sie gerade zu die Dummheit ihrer Hauptfigur. Das Erstaunliche dabei ist noch die Tatsache, dass sich Hefner und seine Bunnies selbst nicht zu Schade sind, an ihrem eigenen Denkmal zu rütteln und dem Klischee Nahrung zu geben. Denn entgegen jeglicher möglichen Prämisse ist The House Bunny frei von Moral oder Schutz seiner Protagonistin. Aber vielleicht ist ja auch dieses Fehlen einer Prämisse die eigentliche Prämisse des Filmes.

Mit 27 Jahren wünscht sich Playboy Bunny Shelley (Anna Faris) eigentlich nichts als sich für den Playboy ausziehen zu dürfen. Doch da ihr eine Kollegin dies missgönnt, inszeniert diese eine Intrige, welche sowohl Shelley als auch Hugh Hefner im Glauben lässt, die andere Person hat kein Interesse mehr an einem Zusammenwohnen. Diese Konstellation ist dabei nicht mehr als bloße Ausgangsbasis für Fred Wolfs zweiten Spielfilm. Von den anderen Bunnies erfährt man nicht viel und auch die Motivation von Shelleys Nebenbuhlerin wird eher sporadisch begründet. Hier hätte man sich durchaus noch ein wenig zelebrierende Aufdeckung jener Scheinwelt gewünscht, ein bisschen tiefer-schürfendes Kratzen an jener dumm-debilen Oberfläche der zeitgenössischen Pop-Medienwelt. Vielleicht war dies auch die Voraussetzung dafür, dass man überhaupt mit Hefner und seinem Playboy-Franchise arbeiten durfte, wer weiß dass schon. Stattdessen konzentriert The House Bunny vielmehr allzu lange darauf, hässlichen Mädchen ihr eigenes Aussehen vorzuhalten.

Das Traurige daran ist, dass hier nicht einmal eine wirkliche Botschaft transferiert wird – denn am Ende läuft es darauf hinaus, dass in der Tat nur eine Veränderung am eigenen Aussehen zu dauerhafter Popularität führt. Eine ätzende Botschaft an das jugendliche weibliche Publikum des Filmes, denn auch wenn später eine Einsicht bei den Damen stattfindet, führt dies dennoch zu einer hybriden Mischung aus individuellem, aufgebretzelten Stil. Dass die Popularität dabei nicht wirklich der Rückkehr zur eigenen Persönlichkeit zu verdanken, sondern eher Relikt aus der zuvor propagierten Oberflächlichkeit ist, unterschlägt Wolf in seinem Film. Denn das Selbstbewusstsein zum eigenen Charakter entwickelten die Filmfiguren erst, als sie ihr Aussehen den Wünschen ihres Umfeldes anpassten. Popularität auf Kosten von Individualität ist hier das Motto.

Auch beißt sich die hier gezeigte Darstellung von arroganten, dummen, oberflächlichen Studenten in einer Szene, mit ebenjenen studienaktiven Studenten in anderen. Die Ernsthaftigkeit jener Einstellungen, die bei den „Arschloch“-Studenten ein gewisses Maß an Intelligenz durchaus erkennbar macht, sorgt nur für größeres Unverständnis in jenen Momenten, in welchen sie sich wie die letzten Idioten verhalten. Getoppt wird das Ganze nur noch davon, dass Natalie (Emma Stone) am Ende mit ihrem Schwarm zusammenkommt, der sie erst wahrnahm als sie praktisch ihre Persönlichkeit verkauft hat. Von jenem Standpunkt aus ist The House Bunny ein wenig gelungener Film, der durchaus eine fragwürdige soziale Komponente mit sich bringt. Glücklicherweise versucht der Film dies über weite Strecken auch gar nicht zu tun, sondern ergötzt sich vielmehr daran seine Protagonistin Shelley ob ihrer Dummheit bloßzustellen.

Dass dies nur auf eine liebenswürdige Art und Weise möglich ist, erschließt sich von selbst. Wenn Shelley durch Los Angeles stolziert, bei der Alkoholkontrolle das Wort „blasen“ sprichwörtlich nimmt und sich letztlich einer Studentenvereinigung aufdrängt, da sie das Haus an The Playboy Mansion erinnert, kann man dem blonden Püppchen kaum etwas wirklich übel nehmen. Es ist hierbei auch Anna Faris, welche die Rolle meisterlich trägt und ihr das nötige Maß an Seele verleiht. Wie es scheint ist Faris auf die Rolle der Dumpfbacke inzwischen festgelegt, was Rollen in der Scary Movie-Reihe, sowie in Lost in Translation oder Just Friends bestätigen.

Neben Faris’ Shelley sind es jedoch auch die Nebenfiguren, die herausragen aus dieser durchschnittlichen Komödienzote. Wobei es durchaus amüsant ist, dass man glaubt Emma Stone „hässlicher“ zu machen, indem man ihr die Haare zusammenbindet und eine Brille verpasst. Zudem sagt dies auch – wie so oft in Hollywood – ein eindeutiges Bild über uns Brillenträger aus. Verklemmte Bibliothekarinnen, prüde Tussis – sie alle kriegen eine Brille verpasst. Hollywoods Botschaft: Brillen sind nicht sexy. Aber nun gut, zu viel sollte man nicht aus Wolfs Film lesen, sondern geht einem das Vergnügen flöten. Und dieses kann man durchaus haben, selbst wenn die Witze nicht wirklich neu und auch Anna Faris ungewöhnlich unsexy ist. Dafür machen Kat Dennings und Katherine McPhee einiges wett und wissen durch ihr Aussehen ebenso zu unterhalten wie die diesmal erstaunlich ansehnliche Rumer Willis (Tochter von Bruce).

Die Handlung des Filmes ist ebenso wie ihr Ende so vorhersehbar, wie die Figur von Colin Hanks (Sohn von Tom) überflüssig. Dennoch hat The House Bunny seinen Charme, dem man sich dann schlecht entziehen kann, wenn man sich erstmal auf diese seichte Komödie eingelassen hat. Die zeitgenössische Musik weiß dabei geschickt die einzelnen Einstellungen zu untermalen und ohnehin ist hier alles ungemein kurzlebig. So kurzlebig, dass man sich nicht wirklich an diesem nichts sagenden Film stören kann. Dabei ist das ganze fraglos eher etwas an die feminine Welt ausgerichtet respektive nichts für die harten Macho-Kerle, denen das Mundwasser bei Wanted und Co. flöten geht. Eine wahrhaftige Kinoempfehlung muss man jedoch ebenso wenig aussprechen, denn auf DVD oder irgendwann mal auf RTL oder ProSieben tut es das Ganze dann auch.

6.5/10

24. September 2008

Roswell - Season One

How are you doing on the mating ritual?

Das Konzept ist nicht unbedingt genial aber dennoch erstaunlich gut umgesetzt. Außerirdische. Sie existieren nicht nur, nein, sie leben direkt unter uns! Und das nicht irgendwo, sondern ironischerweise direkt in Roswell, New Mexico. Hier soll am 8. Juli 1947 ein unbekanntes Flugobjekt, kurz UFO genannt, abgestürzt sein. Ein lebender Mythos, der in vielerlei Filme und Serien Einzug gefunden hat, unter anderem The X Files oder Indiana Jones and the Kingdom of the Crystal Skull. Der Vorfall in Roswell war die Geburtsstunde der UFOlogen, spaltete die Gesellschaft endgültig in das Lager der Gläubigen und Skeptiker. Für Roswell selbst kann dies im Grunde egal sein, die Stadt erfreut sich nunmehr bester Touristik. Doch was wäre wenn nun tatsächlich Außerirdische in Roswell abgestürzt sind? Und was wäre, wenn die mitten unter uns leben und keiner weiß etwas davon? Bis zu dem Tag, an dem sie sich outen.

Vor zehn Jahren verfasste Melinda Metz die Buchserie Roswell High. In jener Geschichte geht es um die drei Alien-Mensch-Hybriden Max, Isabel und Michael, die in Roswell, New Mexico zur Schule gehen und ein relativ sorgenfreies Leben führen. Bis zu jenem schicksalhaften Tag, an dem die Kellnerin Liz angeschossen wird und Max ihr das Leben rettet. Anschließend werden auch zwei weitere Mitschüler in das Geheimnis eingeweiht und neben einer Sondereinheit des FBI ist auch der örtliche Sheriff Valenti auf die Teenager aufmerksam geworden. Und weil das alles nicht bereits genug ist, verlieben sich Max und Liz auch noch ineinander, was die Situation nicht nur allgemein verkompliziert, sondern auch hinsichtlich des Schicksals der Außerirdischen große Probleme bereitet. Soziale Themen wie teen angst, coming of age, erste Liebe und häuslicher Missbrauch finden Einzug in dieses Sci-Fi-Gewand einer Fernsehserie.

Bereits 1999 fand die Serie von Metz dann ihre Adaption im US-Fernsehen. Jason Katims trat als Schöpfer der Serie auf und ist eine von mehreren Antriebskräften der Serie gewesen. Zu diesen gehört auch Jonathan Frakes, der allein durch seine Star Trek-Vergangenheit mit dem Thema der Außerirdischen verwurzelt ist. Frakes trat nicht als Mitproduzent und dreimaliger Regisseur in der ersten Staffel auf, sondern spielte sich dabei auch zweimal selbst. Besonders viel Selbstironie bewies er dabei in der Folge The Convention, in der er wünscht mit demselben Respekt wie der Kollegen Shatner behandelt zu werden. Im Vergleich zur Buchserie verzichtete Katims in Roswell dann auf einige der Alien-Hybriden und konzentrierte sich vielmehr hauptsächlich auf die Gemeinschaft der Sechs (Max, Michael, Isabel, Liz, Maria, Alex). Als Antagonist existierte im Grunde einzig Sheriff Valenti (William Sadler), auch wenn mit den beiden FBI-Agenten Tupolsky (Julie Benz) und Pierce (David Conrad) gelegentlich andere Gegenspieler auftraten.

Essentiell für den Erfolg der Serie ist neben ihrem interessanten Grundkonzept auch die Besetzung des Schauspielensembles gewesen. Für die Rolle des Alien-Anführers Max Evans hatte damals der inzwischen verstorbene Heath Ledger vorgesprochen, doch ging die Rolle stattdessen an Jason Behr, der zuvor bereits in der zweiten Staffel von Dawson’s Creek zu sehen war. Andere Darsteller, wie Katherine Heigl, Shiri Appleby und Nick Wechsler, sprachen für alle möglichen Rollen vor, ehe sie ihren individuellen Figuren zugeordnet wurden. Während manche Darsteller wie Majandra Delfino oder Nick Wechsler inzwischen kaum noch in den Medien zu sehen sind, hat es besonders Katherine Heigl letztlich geschafft sich durchzusetzen und wurde im vergangen Jahr sogar für ihre Rolle in Grey’s Anatomy mit einem Emmy ausgezeichnet.

Ohne Umschweife beginnt Roswell bei seiner Geschichte. In der Pilot-Folge rettet Max Evans (Jason Behr) nach einer Schießerei im Crashdown Restaurant seiner Mitschülerin und dortigen Kellnerin Liz Parker (Shiri Appleby) das Leben. Das entgeht dieser natürlich nicht und auch nicht dem Sheriff. Mit jener Aktion ändert sich das Leben für eine Vielzahl von Beteiligten. Durch Valenti wird das FBI auf den Plan gerufen und Valenti selbst ist fortan hinter Max her. Eine Veränderung in seinem Verhalten findet erst in der Folge The Convention statt, als Max’ Leben durch einen Bekannten Valentis bedroht wird. Da Liz nun mal ein pubertierendes Mädchen ist, kann sie Max’ großes Geheimnis nicht lange vor ihrer besten Freundin Maria DeLuca (Majandra Delfino) geheim halten.

Dies sorgt für Spannungen unter den Alien-Mensch-Hybriden, insbesondere bei Michael Guerin (Brendan Fehr). Doch während es zwischen Max und Liz kurz darauf anfängt zu knistern, kann auch Michael den Reizen von Maria nicht widerstehen. Sehr zum Missfallen von Max’ Schwester Isabel (Katherine Heigl), die sich versucht den nerdigen Alex Whitman (Colin Hanks) vom Hals zu halten. Da Alex lange Zeit ebenfalls nicht eingeweiht wird, entstehen auch hier Spannungen zwischen ihm und Liz – nicht zu vergleichen jedoch mit der Neugier von Liz’ Ex-Freund Kyle (Nick Wechsler) und der ominösen neuen Schülerin Tess (Emilie de Ravin). In Roswell beginnen allmählich die Emotionen hochzukochen.

Die erste Staffel von Roswell ist nach verschiedenen Schemen durchstrukturiert. Das erste Drittel der Staffel wird von den Nachforschungen von Agent Tupolsky beherrscht, welche die Schule als Vertrauenslehrerin getarnt besucht. Damals relativ unbekannt erfreut sich nun das Dexter-Herz an Julie Benz als tougher Agentin in sieben Episoden. Eine Rolle die vollkommen anders wirkt, als ihr Part in Dexter. Damit ist die Benz neben Jonathan Frakes das einzig bekannte Gesicht, welches sich auf eine „Gastrolle“ einlässt in der ersten Staffel. Nachdem die Tupolsky aufgeflogen ist, beginnt das zweite Drittel der Staffel. Jenes wird bestimmt durch Valentis Nachforschungen, insbesondere aber von der Beziehung zwischen Max und Liz. Unter den Augen des FBI war es in den ersten Folgen nie ein Thema, ob oder dass die beiden zusammen kommen. Viel wichtiger war es, nicht aufzufliegen. Da die Tupolsky Roswell anschließend aber verlassen hat, fällt es gerade Max immer schwerer, seinen Gefühlen für Liz zu widerstehen.

Der erste Kuss folgt dann auch bald nach Tupolskys Abschied, in der darauf folgenden Episode Heat Wave. Doch sein Verantwortungsbewusstsein nötigt Max schon eine Folge später dazu mit Liz Schluss zu machen. Letztlich steht sie nur im Weg, planen die Außerirdischen, jedoch vor allem Michael, ihre Rückkehr zum Heimatplaneten. Max will sich hier keinen unnötigen emotionalen Ballast aufladen, ist er sich doch insgeheim bewusst, dass eine Beziehung zwischen ihren beiden Spezies nicht funktionieren kann. Die Kehrtwendung folgt dann mit der Einleitung ins letzte und beste Drittel der ersten Staffel. In Sexual Healing kommen nicht nur Max und Liz endlich zusammen, sondern die Dramatik der Serie beginnt sich jetzt auch für den finalen Höhepunkt zu entfalten.

Neben der Sci-Fi-Thematik spielen die romantischen Elemente, die mit den coming of age und teen angst Themen verwoben werden, eine entscheidende Rolle. Vor allem die Begegnung der beiden Spezies in den Beziehungen der Jugendlichen spielt sich fast schon auf einer Metaebene ab. Ausdrucksstark besonders die Beziehung von Max und Liz, erhalten ihre sexuellen Treffen durch die gegenseitigen Visionen, speziell die von Liz, eine enorm wichtige Bedeutung (auf humoristische Weise in Sexual Healing umgesetzt). Die pubertierende Phase der Figuren greift Roswell dabei sehr geschickt auf. Die Entfremdung zwischen Elternteil und Kind wird mehrfach angesprochen und macht im Grunde vor keiner  Figur Halt.

So freut sich gerade der Macho Kyle enorm auf das alljährliche Vater-Sohn-Camping, stellen diese zwei Tage doch die einzige, direkte Zeit mit seinem viel beschäftigten Erzeuger dar. Auch Liz’ Eltern fühlen ihre Tochter langsam aus ihren Finger gleiten. Früher wurde immer über alles gesprochen und jetzt beginnt das eigene Fleisch und Blut auf einmal Geheimnisse zu haben. Eine komplizierte Phase, die Katims gebührend zu würdigen weiß und nicht vernachlässigt, Alien-Thema hin oder her. Auch vor anderen, ernsten Themen macht die Serie keinen Halt. So dreht sich in Independence Day alles um den häuslichen Missbrauch von Michaels Adoptivvater. Der Konflikt, der zuvor bereits zwischen den Zeilen angesprochen wurde, kulminiert hier.

Eigentlich nimmt das coming of age in Roswell sogar einen sehr großen Raum ein, bedenkt man, dass über die Herkunft und Identität der Außerirdischen wenig in Erfahrung gebracht wird. In Folgen wie River Dog oder The Balance setzt sich die Gruppe mit den Weisheiten des alten amerikanischen Ureinwohners River Dog auseinander, der vor vierzig Jahren bereits Kontakt mit einem Außerirdischen namens Nasedo geknüpft hat. Besonders für Michael, der keine geordneten Familienverhältnisse besitzt, wird Nasedo nun zur vollkommenen Hoffnung, von der er sich Antworten und eine mögliche Rückkehr verspricht. Zur Mitte der Staffel hin beginnt auch Nasedo mit der Gruppe in Kontakt zu treten und outete sich letztlich in Tess, Lies and Videotape vollständig als Beschützer, während er in den finalen drei Episoden eine essentielle Rolle spielt. Auch die Ankunft von Tess in Roswell erschüttert die vorherigen Ereignisse, betritt die Handlung doch eine neue Ebene.

Das Schicksal der Gruppe wird schließlich in Four Square angedeutet und im Staffelfinale Destiny vollends enthüllt. Die Aliens stammen von dem Planeten Antar, welchen Max als König beherrscht. Aber sein Volk ist inzwischen einer Tyrannei ausgesetzt, weshalb man die Königsfamilie (Max, seine Frau Tess, seine Schwester Isabel und deren Mann Michael) geklont und auf die Erde geschickt hat. Jenes Staffelfinale bildet nun die dramatische Klimax. Hier betritt Roswell einen Pfad, den eine Fernsehserie äußerst selten begeht, wenn auch nicht auf eine dermaßen ungewöhnliche Weise wie in der japanischen Anime-Serie Gilgamesh geschehen. Was es genau mit der außerirdischen Komponente auf sich hat, wird in den anderen beiden Staffel noch zur Genüge erklärt. Als Ausgang für die erste Staffel ist diese Eröffnung durchaus ein akzeptables Ende.

Insgesamt ist Roswell eine überaus gelungene Serie, die gekonnt Elemente der ersten Liebe wie sie auch in Dawson’s Creek und anderen Serien zu finden sind mit einer interessanten, phantastischen Geschichte zu verbinden weiß. Dabei nimmt sich die Serie nicht allzu ernst und versucht sich oft in kleineren Auflockerungen für das Publikum. Schwachpunkte lassen sich jedoch nicht leugnen, und hierzu zählt speziell die Figur von Michael. Sein rebellisches Verhalten selbst gegenüber Max und Isabel ist durchaus verständlich und bisweilen auch gerechtfertigt. Allerdings wirkt dies durch seine Redundanz mehr als zäh nach über einem Dutzend Folgen. Auch werden Fragen aufgeworfen, die keine Antwort erfahren. Scheinbar war Michael schon immer so, was aber der „Vorprogrammierung“ in Destiny widerspricht. Auch wurde in Four Squares eröffnet, dass sich die drei Freunde bereits in der Raumkapsel begegnet sind, was den Geschehnissen aus The Balance zuwider läuft.

Die Figur des Michael wirkt also etwas flach ausgearbeitet, ebenso wie das Innenleben von Isabel nicht sonderlich ergründet wird. So überrascht es einen, wie sie sich plötzlich von einer Folge auf die andere mit Alex einlässt. Die schwächste Phase hat die Serie dann auch in ihrem zweiten Drittel, in welchem keine wirkliche Weiterentwicklung stattfindet, wenn Max und Liz in ihren Gefühlen hin und her schwanken. Dafür sind die finalen fünf Folgen sehr stringent und spannend miteinander verknüpft, sodass neben der Pilot-Folge auch die letzten drei Episoden Max to the Max, The White Room und Destiny keine Wünsche offenlassen und dabei von kaum weniger schlechten Episoden (Four Squares, Tess, Lies and Videotape, The Morning After) ergänzt werden. Jason Katims Roswell ist unterhaltsam, amüsant und mit einer packenden Grundstory versehen, sodass die erste Staffel der kurzlebigen Serie zu den Highlights der Seriengeschichte des letzten Jahrzehnts zu rechnen ist.

9/10

1. April 2008

Untraceable

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Wikipedia definiert Internetkriminalität als Straftaten, die auf dem Internet basieren oder mit den Techniken des Internets geschehen. Hierunter fallen neben dem allseits bekannten und großzügig ignoriertem Filesharing auch Dinge wie Spionage oder all die Diebstähle, die über das Internetportal funktionieren wie Phishing, Kreditkartenbetrug und so weiter und so fort. Selbstverständlich gehört auch die Verführung Minderjährige in Chatrooms dazu, wie auch ein so kleines Delikt wie eine Beleidigung. Mord dagegen, ist eine Kategorie, die eher weniger mit dem Internet zu tun hat…oder doch? Bekannt sein dürfte der 2001er Falls den Rotenburger Armin Meiwes, der über das Internet nach jungen Männern suchte, die seine kannibalistische Neigung teilten und schließlich einen 43jährigen Diplom-Ingenieur umbrachte und verspeiste, nachdem er sich über das Internet mit diesem auf die Vorgehensweise geeinigt hatte. Wirklich umbringen kann man mit dem Internet allerdings dann doch niemanden, schließlich handelt es sich bei diesem lediglich um ein Medium. Dieses kann jedoch dazu genutzt werden einen Mord zu dokumentieren und diesen dadurch propagieren. Mit ebenjener Thematik beschäftigt sich Untraceable, einer der wenigen Cyberspace-Filme, deren Genrevertreter wie Firewall eher rar gesät sind, in den kommenden Jahren allerdings wohl an Aktualität gewinnen dürften.

Eigentlich könnte der neue Film von Gregory Hoblit, unter anderem für Fragile oder Primal Fear verantwortlich, den Untertitel „Saw goes Internet“ tragen, lassen die hier gezeigten Serienmorde kaum etwas an dem Einfallsreichtum eines Leigh Whannell oder James Wan vermissen. Dabei handelt es sich, um Bürokratie-Deutsch zu sprechen, streng genommen nicht einmal wirklich um einen Serienmörder, da dieser seine Opfer nicht selbst tötet. Er entführt sie lediglich, das wirkliche Morden übernimmt die Öffentlichkeit für ihn. Auf seiner Website „Kill with me“ präpariert der Mörder seine Opfer in vakanten Situationen, ein Opfer wird beispielsweise einbetoniert und dann mit Glühbirnen bestrahlt. Seine Effektivität gewinnt diese Methode daher, dass je mehr User sich auf der Homepage einloggen um das Schauspiel zu betrachten, dafür sorgen dass auch die Quälung des Opfers verstärkt wird – im erwähnten Fall die Zuschaltung weiterer Glühbirnen. Erstes Test-Opfer der Seite war zu Beginn noch ein kleines Kätzchen, steigert sich anschließend jedoch zu liebenden Familienvätern die dem Profil der Ermittler zu widersprechen scheinen. Ein Opfer folgt dem nächsten und jedes Mal erhöht sich die Zuschauerzahl der Webuser und damit verringert sich die Lebensdauer der Opfer. Ein scheinbar aussichtsloser Kampf, bedenkt man die torture porn Geilheit der heutigen Jugend, die nicht genug Blut und Qualen in Filmen eines Eli Roth sehen können, denen es nach mehr verlangt, mehr Gewalt, mehr Blut, mehr.

In Zeiten von Schülerschaften, die auf dem Pausenhof gegenseitig nicht mehr Paninibilder, sondern Gewaltvideos ihrer Handys austauschen, denen es nach Filmen wie 300 oder Rambo verlangt, dabei immer bitte alles in Großaufnahme und schön scharf, tritt nunmehr ein Film, der dieses Verhalten kritisiert und zugleich bedient. Das Produzentenquartett Rosenberg, Luccheri, Wraight und McQuaide war dabei bereits für die zeitgenössischen Underworld-Filme und Crank verantwortlich, steht hinter den beiden im Genre unerfahreneren Steven Pearl und Andy Cohen, letzterer bisher Produzent von Komödien mit den Olsen-Zwillingen. Es versteht sich von selbst, dass die Filmindustrie natürlich diese perversen Gelüste des Publikums zu bedienen versucht, warum sollte man gute Filme ins Kino bringen, die keiner sehen will, anstatt krankhaft gewaltverherrlichender Filme, die dann einen Absatzmarkt finden. So gesehen ist Hoblits Film vielleicht gerade das richtige, der das betreffende Klientel durch seinen Goregehalt ins Kino zu locken vermag und ihm dann zugleich den Spiegel vorhält, im Sinne von „Schaut her, so krank seid ihr auch“. Die Macher initiierten tatsächlich eine Website mit der URL www.killwithme.com/ und diese weißt im Gegensatz zu der im Film daraufhin, dass das betreten der betreffenden Seite gefährlich sein könnte und klickt man dennoch auch Enter, wird man mit der Tatsache konfrontiert, dass 90% aller User sehen wollten, was sich dahinter verbirgt.

Symbolhaft steht dies für unsere Gesellschaft, die man hinterfragen müsste, wie viele Leute wirklich eine Seite betreten würden, von der sie wissen, dass die Userzahl einen Menschen im Begriff ist zu töten. Der perverse menschliche Drang zum Voyeurismus ist da doch immer noch vorherrschend und hängt mit den Serienmorden enger zusammen, als es der Anschein zuerst vermuten lässt, wie schließlich auch die FBI-Ermittlerin Marsh (Diane Lane) feststellen muss. Für die soziale Ausarbeitung ihrer Figur, wie auch der des Serienmörders holten die Produzenten Allison Burnett an Bord, der unter anderem das Drehbuch zu Autumn in New York geliefert hatte und eher für seichte Dramen zuständig ist. Hier scheint das Originaldrehbuch Mängel aufgewiesen zu haben, was bei einem Blick auf die Autoren nicht weiter verwundert. Während Emmerich an seinem letzten desaströsen Vehikel seinen Komponisten mitschreiben ließ, zeichnen sich bei Untraceable der Rechtsanwalt Robert Fyvolent und der Chirurg Mark Blinker als kreative treibende Kräfte verantwortlich. Scheinbar hat der Autorenstreik in den USA neue Grenzgänge bewirkt, sodass man sich inzwischen bei Starbucks von der Kellnerin nicht nur seinen entkoffeinierten Cappuccino sondern zugleich ein Drehbuch bringen lassen kann, sich neben dem neuesten Ölwechsel vom Tankwart eine Idee pitchen lassen. Das ist Hollywood, das Land der unbegrenzten Möglichkeiten. Die Darstellung des Cybervoyeurismus ist den Autoren dennoch gut gelungen, da kann man den beiden keinen Vorwurf machen, ihre wahre Profession hin oder her, schließlich war auch Khaled Hosseini Anästhesist, ehe er seinen Welterfolg The Kite Runner schrieb.

Woran es beim Film vor allem krankt sind die verwendeten Klischees. FBI-Cybercrime-Spezialistin Marsh wird von Diane Lane zwar gut dargestellt, ist trotz Burnetts Arbeit jedoch erstaunlich eindimensional geraten, wie man es schon in Dutzenden Genrevertretern zuvor gesehen hat. Auch die Motivation des Täters ist relativ einfallslos, was aber auch daran liegen kann, dass das Genre per se ziemlich ausgelaugt zu sein scheint. Viel neues weiß Hoblits Films jedoch nicht zu bieten und bedient sich sogar so schwacher Schockmomente wie des „der Killer lauert auf der Rückbank“ und verfällt dem Spannungsbogen, dass der Täter aus dem Fall eine persönliche Sache mit dem zuständigen Ermittler macht. Auch Hoblits letzter Film Fragile sprühte nicht gerade vor Einfallsreichtum und lebte von der Darstellung seiner beiden Hauptdarsteller, Untraceable hingegen lebt von seiner unterschwelligen Kritik am System, an der Ausartung zuzusehen wollen, wie andere leiden. Wie jeder Horror-Film verstrickt sich auch dieser in manchen Logiklöchern, angefangen bei der ominösen IP-Adresse, die irgendwo in Russland ist, sich aber nicht vom FBI sperren lassen will. Die besser ausgerüstete NSA hat keine Lust Morde an unschuldigen Amerikanern zu klären und die Konsequenz zum Schutz seiner Bürger das Internet in den Staaten lahm zu legen zeigt auch niemand. Dazu noch die exorbitant steigenden User-Hits (500 Hits/Sek.) führen dann mit so manch dümmlichen Dialogen zu einem ungewollten Lachern, trüben insgesamt allerdings nicht den positiven Eindruck, den Hoblits Film nach seinem Trailer zu hinterlassen vermag – ein Thriller, der es allemal wert ist gesehen zu werden, auch wenn er nicht zu überraschen weiß und nach Schema F gestrickt wurde.

5/10