Posts mit dem Label William Sadler werden angezeigt. Alle Posts anzeigen
Posts mit dem Label William Sadler werden angezeigt. Alle Posts anzeigen

23. Juli 2016

Roseanne – Season One

Now I want you two to fight to the death.

Die Sitcom Family hat im US-Fernsehen eine lange Tradition, von Serien wie Leave It to Beaver und The Brady Bunch über Family Ties bis hin zu Modern Family in der Gegenwart. Mitte der 1980er Jahre eroberte The Cosby Show die Fernsehgeräte der Amerikaner und erzielte von 1985 bis 1988 die besten Quoten. Die Show fokussierte sich auf die in New York lebende schwarze Oberschichtsfamilie um den Gynäkologen Heathcliff Huxtable und seine Anwaltsgattin Clair. Vier Jahre später würden die Cosby-Produzenten Marcy Carsey und Tom Werner eine neue Familienserie ins Leben rufen: Roseanne. Ihres Zeichens eine Art Gegenentwurf zur The Cosby Show – und schon in ihrem ersten Jahr nach den Cosbys das meistgesehene Programm.

Im fiktionalen Lanford, Illinois lebt die Arbeiterfamilie der Conners. Mutter Roseanne (Roseanne Barr) ist als Bandarbeiterin einer Plastikbesteck-Firma der finanzielle Ruhepol der Familie, während Gatte Dan (John Goodman) zu Beginn der Staffel als Bauunternehmer auf Jobsuche ist. Roseanne und Dan, beide Anfang/Mitte 30, stammen aus der bürgerlichen Mitte und begegnen ihrem Alltag und dessen Problemen sowie der Erziehung ihrer drei Kinder Becky (Lecy Goranson), Darlene (Sara Gilbert) und D.J. (Michael Fishman) teils mit Ironie und mitunter auch mal mit Sarkasmus. Den materiellen Luxus der Huxtables konnten sich die Conners allerdings nicht leisten. Was beide Familien jedoch einte, war ihr Zusammenhalt untereinander.

Liebevoll, aber prinzipiell bestimmt wirkt da die Erziehung von Heathcliff Huxtable auf der einen Seite (z.B. in der Pilotfolge, wenn Cliff seinem Sohn Theo eine Wirtschaftslehrstunde mittels Monopoly-Spielgeld erteilt). Roseanne begegnet ihrem Nachwuchs weitaus liberaler und grundsätzlich mit einem gewissen Unernst, der auf seine Weise Spannungen beerdigt. Aufgrund der unterschiedlichen sozialen Welten vermochte Roseanne andere Themenaspekte zu behandeln wie The Cosby Show. Angefangen von der finanziellen Instabilität durch Dans Arbeitslosigkeit in der Pilotfolge Life and Stuff, die sich auch später noch in Episoden wie Mall Story niederschlägt, wenn Becky ein neues Kleid möchte, das Roseanne nicht bezahlen kann.

Aber auch zwischenmenschliche Konfliktherde tauchen in Lanford eher auf. So thematisiert die Serie früh in der vierten Folge Language Lessons Dans Probleme mit der steten Anwesenheit von Roseannes Schwester und Arbeitskollegin Jackie (Laurie Metcalf) in seinem Haus. Auch zu seinem Vater Ed (Ned Beatty), der mit der Berufswahl seines Sohnes unglücklich ist, hat Dan wie in Father’s Day zu sehen ein schwieriges Verhältnis. Gattin Roseanne geht es da – wie die Folge Dear Mom und Dad zeigt – wenig besser. Auch die pubertäre Becky und der rebellische Tomboy Darlene reiben sich bisweilen zuvorderst an ihrer Mutter. Die nimmt im Vergleich zu ihrem Mann als berufstätige Hausfrau eine sehr viel zentralere Rolle ein.

Eben dies war auch der Ansatz der Show, die Carsey und Werner um eine arbeitende Mutter bauen wollten. Wie geschaffen wirkte da Stand-up-Comedienne Roseanne Barr, die in ihrem Programm die Idee von der häuslichen Göttin pflegte. Eine ebensolche ist auch Roseanne Conner dann, die nach der täglichen Arbeit noch das Haus putzen, die Wäsche waschen und das Essen kochen muss. Die Sitcom selbst nutzt all dies jedoch weniger als vordergründige Problembildung, sondern lässt es stets als comic relief Running Gag im Hintergrund als Fußnote einer Szene laufen. Stattdessen behandelt Roseanne im ersten Jahr mitunter den Aspekt der Connerschen Ehe zweier High-School-Sweethearts, die womöglich zu früh Eltern wurden.

Wo The Cosby Show ein gereifteres Elternpaar präsentiert, fehlt es Roseanne und Dan nicht nur an der finanziellen Absicherung, sondern auch Erfahrung. Mit Mitte 30 leben sie nun nicht gerade das Leben, das sie sich womöglich einst ausgemalt haben. So träumte Roseanne einst von einer Karriere als Schriftstellerin und Radio Days thematisiert Dans Faible als Musiker. Wiederholt hebt die Show hervor, wie stark die Beziehung ihrer Hauptfiguren ist. So zählen sie in D-I-V-O-R-C-E zu den wenigen Paaren ihrer Schulzeit, die noch verheiratet sind und in The Memory Game kann auch ein vergangener Fehltritt das Familienbild nicht ins Wanken bringen. Weitaus mehr hadert Roseanne da schon mit den Verhältnissen an ihrem Arbeitsplatz.

Seien es Überstunden wie in Workin’ Overtime oder Anforderung an die Sollerfüllung wie in Let’s Call It Quits, die Bandarbeiterinnen um Roseanne haben es nicht leicht mit ihrer Firma, die zumeist durch Vorarbeiter Booker (George Clooney) repräsentiert wird. Zuhause warten dann noch erste Monatsblutungen der Tochter (Nightmare on Oak Street), Wirbelstürme (Toto, We’re Not in Kansas Anymore) und plötzlich versterbende Handelsvertreter (Death and Stuff). Roseanne erzählt weitestgehend Geschichten aus dem Leben, mit denen sich der durchschnittliche Zuschauer wohl etwas mehr identifizieren konnte als den Erlebnissen der Huxtables. Immerhin 21 Millionen Haushalte schalteten in der ersten Staffel ein.

Die Serie lebt dabei primär von den witzigen und innovativen Dialogen zwischen den Figuren, die in der Regel von einer ironischen Bemerkung Roseannes beendet werden. Auch die Dynamik und Chemie zwischen dem Ensemble ist vorzüglich. Barr und Goodman harmonieren exzellent, auch Goranson und Gilbert fügen sich neben Metcalf exzellent ein. Das Fishman, der nach dem Piloten Sal Barone ersetzte, abfällt, mag man durch sein junges Alter entschuldigen. Bis 1994 sollte Roseanne zu den fünf populärsten Fernsehprogrammen gehören, insgesamt lief die Show, die John Goodman zum Durchbruch verhalf, über neun Staffeln und 222 Episoden. Und gehört fraglos zum Pantheon der  Family Sitcoms wie den Cosbys und Bundys.

7/10

28. April 2013

Iron Man 3

Heroes – there is no such thing.

Die perfekte Tagline für einen Film von Shane Black wäre wohl dem Kaiser entlehnt: „Ja ist denn heut scho Weihnachten?!“ Immerhin spielten bisher vier seiner sieben Drehbücher zur Festtagszeit im Dezember, von Lethal Weapon bis hin zu Kiss Kiss Bang Bang. Auch Kidnapping ist ein wiederkehrendes Motiv in seinen Geschichten, weshalb es also nicht überrascht, dass in Blacks zweitem Film als Regisseur, Iron Man 3, ein Kidnapping in der Weihnachtszeit integriert ist. Auch sonst ist der dritte Teil um den narzisstischen Helden Tony Stark spürbar eine Schöpfung seines Regisseurs, was sich nicht zuletzt an dem Humor dieser Comicverfilmung zeigt, der sich selbst in den dramatischsten Momenten nicht zurückhält.

Inhaltlich knüpft Iron Man 3 an die Ereignisse aus Avengers an. Einige Monate nach der Alien-Invasion in New York und seinem Nahtoderlebnis suchen Tony Stark (Robert Downey Jr.) verstärkt Panikattacken heim. Umso ungeschickter kommt ihm der wahnsinnige Terrorist Mandarin (Ben Kingsley), der Exekutionen und Bombenanschläge inszeniert, um eine Rechnung mit dem US-Präsidenten zu begleichen. Als es Stark zu blöd wird und er Mandarin vor laufenden Kameras zur Privatfehde reizt, löst der schwerreiche Playboy eine Ereigniskette aus, die nicht nur sein Leben und das seiner Freundin Pepper Potts (Gwyneth Paltrow) gefährdet, sondern die ihren Ursprung wie sich zeigt in Starks eigener Vergangenheit hat.

Dabei bleibt auch der dritte Teil den Themen der Reihe treu, wenn mal wieder Tony Starks Sterblichkeit im Zentrum steht und es diese für unseren Helden zu akzeptieren gilt. Dies mag zwar nicht immer vollends nachvollziehbar sein, da Starks zynische Frohnatur am Ende von Avengers nicht den Eindruck machte, sonderlich von dem Erlebten mitgenommen zu sein. Allerdings etablierte bereits Iron Man 2, dass Stark im Angesicht des Todes durchaus bereit ist, seine Maske fallen zu lassen. Hinzu kommt, dass hier diejenigen Menschen die Konsequenzen für Starks Handeln tragen müssen, die ihm am nahesten stehen. Zum einen ist das natürlich Pepper, zum anderen sein Freund und Bodyguard Happy Hogan (Jon Favreau).

Beide bekommen dieses Mal weitaus mehr zu tun als in den Vorgängern. Gerade Paltrows Rolle gewinnt an Verantwortung und Bedeutung – nicht nur für Tony Stark. Aber auch Don Cheadle, der von War Machine zu Iron Patriot wird, darf – wenn auch erst im Finale – endlich präsenter sein. Es ist dabei so überraschend wie erfreulich, dass sowohl Iron Man als auch Iron Patriot hinter Tony Stark und Rhodey zurückstehen. Das wiederum verleiht Iron Man 3 auch aufgrund der Hautfarbe der beiden Charaktere eine kaum zu leugnende Ähnlichkeit zu anderen Filmen von Black wie Lethal Weapon und Last Boy Scout, auch wenn das Zusammenspiel der Figuren im Finale eher an Blacks Debüt Kiss Kiss Bang Bang erinnert.

An sich wäre der Filmtitel mit Tony Stark treffender gewählt als mit Iron Man 3, denn Downey Jr. verbringt fast den gesamten zweiten und dritten Akt außerhalb seines Anzugs, um sich unter anderem im verschneiten Tennessee mit einem Jungen auf die Suche nach Antworten zu machen. Denn nicht nur Mandarin ist auf der Bildfläche erschienen, auch Starks ehemaliger One-Night-Stand, Botanikerin Maya Hansen (Rebecca Hall), der von Stark ignorierte Wissenschaftler Aldrich Killian (Guy Pearce) und dessen Regenerations-Virus „Extremis“ sowie die von Extremis zu Supersoldaten umfunktionierten Veteranen rund um Eric Savin (James Badge Dale) verlangen die Aufmerksamkeit unseres Superhelden.

Sowohl die Darstellung von Pearce als Aldrich Killian als auch Ben Kingsleys Porträt des Mandarin sind dabei für Fans gewöhnungsbedürftig. Gerade der Mandarin erscheint als eine Art Phönix aus der Asche des Nichts, ein Terrorist der Marke Osama bin Laden, ohne Skrupel und ethische Moral. So hat es zumindest den Anschein, doch Black hat für Iron Mans Nemesis eine ganz besondere Rolle in diesem Trilogieabschluss vorgesehen. Pearce hingegen gibt einen eher gewöhnlichen Bösewicht, auch wenn sein verrückter Wissenschaftler alles andere als gewöhnlich ist. Rebecca Hall hingegen wirkt etwas brachliegend, ist ihre ambivalente Maya Hansen doch eine der blassesten und unausgereifsten Figuren.

Vollends stimmig gerät das Endergebnis also nicht. Wie bisher leiden die Marvel-Filme unter ihren schwachen Antagonisten. Zumindest kriegt es Iron Man in diesem Fall nicht erneut mit einem Bösewicht in einem Iron Man-ähnlichen Anzug zu tun, sein diesmaliger Gegenspieler und die Supersoldaten erreichen trotzdem ein ganz neues Level der Lächerlichkeit, speziell in einer mehr als absurden Szene. Ohnehin sind Supersoldaten nicht erst seit der finalen Staffel von X Files eine eher delikate Angelegenheit, allerdings sind sie in Iron Man 3 glücklicherweise nur Mittel zum Zweck. Die Handlung ist in diesem Fall zweitrangig, weshalb man sich auch nicht wundern sollte, dass S.H.I.E.L.D. durch Abwesenheit glänzt.

Dabei hätte man gedacht, Angriffe auf ein Avengers-Mitglied oder den US-Präsidenten würden Nick Fury veranlassen, zumindest Maria Hill auszusenden. Stattdessen ist Stark auf sich allein gestellt – mit hilfreicher Unterstützung seiner künstlichen Intelligenz JARVIS und Anzüge. Diese geraten nunmehr buchstäblich zu solchen, kann Stark doch nach Belieben aus ihnen schlüpfen (in einer Szene „parkt“ er einen außerhalb eines Bistros) oder Elemente von ihnen per Fernsteuerung überstreifen und lenken. Das Ganze garantiert speziell im ersten Akt einige Lacher im Publikum und ohnehin liegt der Fokus von Iron Man 3 nicht nur auf Starks Katharsis, sondern auch auf deren humorvoller Darbietung.

Blacks bissiger Witz kommt perfekt zum Tragen und kaum jemand eignet sich für den Vortrag von Blacks Zeilen besser als Downey Jr. Selbst der zweite Akt und Starks ausgiebige Interaktion mit einem zehnjährigen Jungen gerät so zum amüsanten Fest der Dialoge, aber auch die so namen- wie charakterlosen Handlanger im dritten Akt dürfen einige so grandios-authentische Sätze von sich geben, dass sie fast die vierte Wand durchbrechen. Somit verspricht Iron Man 3 trotz einiger Logik-Planstellen im Extremis-Handlungsstrang und der generellen Darstellungsschwäche der Antagonisten eine über weite Strecken höchst vergnügliche Action-Komödie, die nicht nur der bisher gelungenste Teil der Iron Man-Reihe ist, sondern sich auch wunderbar in das Œuvre von Shane Black einfügt.

6/10 – erschienen bei Wicked-Vision

1. August 2009

Roswell - Season Three

If you help me graduate this year, then you won't have to see me next year.

„Previously on Roswell” … was hab ich diesen Satz nicht gerne gehört und höre ihn auch heute noch gerne. Und dazu Didos „Here With Me“, welches ich genauso gerne höre, speziell in Verbindung mit der Titelsequenz von Jason Katims Roswell. Nach einer herausragenden ersten Staffel und einer zumindest noch überzeugenden zweiten Staffel sah die Serie um drei Außerirdische in Roswell, New Mexico in ihrem dritten Ausstrahlungsjahr ihrem Ende entgegen. Die dritte Staffel hadert mit mehreren Problemen, zuvorderst dem, dass es keinen roten Faden gibt. Unzählige kleinere Nebenhandlungen spielen sich ab, tauchen einige Episoden lang auf, nur um innerhalb weniger Folgen abgespult zu werden. Und dies nicht einmal zufriedenstellend. Ging es im ersten Jahr noch um Max (Jason Behr) und Liz (Shiri Appleby), um Michael (Brendan Fehr) und Maria (Majandra Delfino) und die Offenbarung ihrer außerirdischen Herkunft, so tritt die Serie nunmehr auf der Stelle.

Indem Max das Leben von Liz rettete, trat er die Ereigniskette der Serie los. Hierbei sah er nicht nur den Ermittlungen von Sheriff Valenti (William Sadler) auseinander gesetzt, sondern hatte auch das FBI auf seinen Fersen. Das war Spannung, das war Drama, das waren Emotionen. In der zweiten Staffel hatte die Serie dann eine andere Wendung genommen, die grundsätzlich zu begrüßen war. Mit Tess (Emilie de Ravin) kam ein viertes Alien hinzu und mit ihr die Prämisse der Serie. Max sei eigentlich Zan, der König von Antar. Jener Planet, auf dem er gemeinsam mit Tess als Königin herrschte, wurde von Max’ Schwester Isabelle (Katherine Heigl) für ihre Liebe zum verfeindeten Kavar verraten. Um die Bevölkerung von Antar zu retten, wurden genetische Duplikate der königlichen Vier erstellt und auf die Erde in Sicherheit gebracht. Nun erhielt die Existenz von Max, Michael und Isabelle eine Bedeutung – die Befreiung ihres antarischen Volkes. Umso dramatischer die Ereignisse der Serie, die Tess und Liz gegeneinander ausspielten und darin endeten, dass Erstere schwanger fliehen musste, nachdem sie den gemeinsamen Freund Alex (Colin Hanks) auf dem Gewissen hatte.

Was würde nun die dritte Staffel bereit halten? Letztlich war es Altbekanntes. In der Auftaktfolge Busted eröffnet sich, dass Max glaubt, sein Sohn sei in Gefahr. Gemeinsam mit Liz – mit der er wieder zusammen ist – sucht er nach einem Raumschiff, mit welchem er nach Antar fliegen kann, um seinem Fleisch und Blut beizustehen. Aus dem Raumschiff wird jedoch nichts. Damit hat sich dann auch die Handlung um die Rettung seines Sohnes erledigt. Scheinbar muss dieser wohl selber klarkommen, denn seine Existenz spielt für Max im Folgenden keine wirkliche Rolle mehr. Stattdessen wird Isabelles Beziehung zu Jesse (Adam Rodriguez), dem Kanzleipartner ihres Vaters, zum Problem. Doch Max und Michael können die Hochzeit der beiden nicht verhindern. Fortan kommt es darauf an, Jesse nichts von Isabelles Herkunft wissen zu lassen. Speziell dann nicht, als Kavar mal wieder auf der Bildfläche erscheint. Doch auch diese Handlungsebene verläuft sich nach wenigen Folgen. Ein symptomatisches Dilemma der gesamten Staffel, die nie wirklich einen Fokus finden will, sondern sich unentwegt für neue Dinge interessiert.

Den Vogel schießt man dann mit der mehr als unnötigen Doppelfolge Panacea und Chant Down Babylon ab. Hier kommt aus heiterem Himmel Morgan Fairchild in einer Gastrolle als Liebesgespielin auf, die Max dazu nötigt ihren sterbenskranken Ehemann zu retten, nur damit Max anschließend stirbt, um seinen Körper neu zu manifestieren. Der Inhalt der beiden Folgen ist von keinerlei Belang, weder für die dritte Staffel noch für die Serie oder überhaupt irgendetwas auf dieser Welt (oder Universum). Roswell tritt auf der Stelle, weiß nicht so recht wohin und hadert sichtlich mit der Tatsache, dass die Show nicht für eine vierte Staffel verlängert wurde. Was machen, was erzählen? Und wie? Dies scheint die große Frage gewesen zu sein. Volles Kommando auf die Klimax also. Ein Raumschiff stürzt ab, Tess ist wieder da. Mit Max’ Sohn. Das wieso und weshalb offenbart die Planlosigkeit der Autoren. Musste Tess Ende der zweiten Staffel nicht den Planeten verlassen, weil ihr Sohn auf der Erde nicht überleben konnte, will uns Katims nun weismachen, dass Zan – so der Name des Kindes – zu hundert Prozent menschlich ist (bei Tess und Max selbst handelt es sich um Hybriden, genetisch ist dies folglich möglich) und er deshalb von Kavar als Thronfolger abgelehnt wurde.

Somit wird in Four Aliens and a Baby mal eben das Ende der zweiten Staffel versucht ad absurdum zu führen. Wirklich klappen will dies jedoch nicht. Dennoch zählt die Folge zum Höhepunkt der finalen Staffel, fast ausschließlich wegen de Ravins großartigem Schauspiel. Abgesehen davon wollen nur die wenigsten Episoden wirklich überzeugen, selbst wenn mit Samuel Rising erneut die Weihnachtsfolge besonders schön und ergreifend (wenn auch redundant) ausgefallen ist. Trotz allem offenbaren sich mehrere Logiklöcher, die sich Roswell in der Eile seines Niedergangs selbst geschaufelt hat. Besonders enttäuschend ist hier das Serienfinale The Graduation, in welchem die Vorkommnisse der zweiten Staffel im Grunde mit Füßen getreten werden. Die Gruppe begibt sich schließlich auf die Flucht vor dem FBI, Max „verscherbelt“ seinen Sohn vorab und scheißt im wahrsten Sinne des Wortes auf sein Volk bzw. Antar. Sicherlich ist das schön romantisch, wenn Max und Liz als Ehepaar in den Sonnenuntergang fliehen, wohin ihr Weg letztlich führen soll bleibt unklar. Denn dass das FBI aufgibt, hat man im Verlauf der letzten dreißig Jahre gesehen, ist nicht der Fall. Offenbar wollen die Kids also fortan fliehen, bis sie an Altersschwäche sterben müssen.

Eines Abschlusses würdig ist das Finale somit nicht. Zu viele Fragen bleiben offen. Da ist die Zukunft des antarischen Volkes (um welches sich die Serienmacher trotz der Integrierung scheinbar nie gekümmert haben) nur das am wenigsten wichtigste Detail. Das fühlt sich alles viel zu unfertig an, als dass man wirklich Abschied nehmen könne. Wie zum Beispiel von Scrubs, das in seinen finalen Minuten – ähnlich einem Six Feet Under – äußerst gelungen „Auf Wiedersehen“ gesagt hat. Da sind Kyles plötzliche Identifizierung mit den Aliens und Valentis überraschende Einstellung im Sheriffs-Department nur die Spitze des wenig nachvollziehbaren Eisberges. Was der dritten Staffel am meisten gefehlt hat, war ein roter Faden. Max’ Sorge um seinen Sohn, Isabelles Liebe zu Jesse, deren Hochzeit, Kavars Auftauchen, Liz’ „Infektion“, Max’ „Tod“ und die Rückkehr von Tess – dies alles sind derart viele Subplots (die meisten beanspruchen zwei bis drei Folgen), dass man sich nie wirklich in einem der Handlungsstränge verlieren will. Gerade dann nicht, wenn eine Folge wie Busted auch noch die Ereignisse des Sommers im Schnelldurchlauf durchspult. Hier wäre sicherlich mehr drin gewesen, ein ehrenvollerer und insbesondere zumindest halbwegs logischer Abschluss für eine der innovativsten Serien um die Jahrtausendwende.

Etwas mehr hatte man sich von der dritten und letzten Staffel dieser doch ungemein sympathischen Serie versprechen können. Nichtsdestotrotz sind einem die Figuren natürlich ans Herz gewachsen. Ganz besonders Kyle, der nie wirklich im Rampenlicht stand – auch dieses Jahr nicht – und der stets im Vergleich zu allen anderen Figuren zurück zu stecken hat. Generell verdient sich die Serie ein Lob, weil nach de Ravin im vorangegangenen Jahr mit Adam Rodriguez erneut eine neue Figur gelungen und glaubhaft in das Ensemble integriert werden konnte. Umso schöner natürlich der Gastauftritt von de Ravin in der vorletzten Episode. Was von Roswell bleibt, sind drei ungemein schöne Jahre, die leider mit jeder Staffel abgebaut haben. Am meisten natürlich dieses Mal der Fall. Zwar wissen die meisten Folgen zu unterhalten, doch wirken sie oft zu lang, da sie wenig bis nichts zu erzählen haben. So kommt die abschließende Staffel nicht über einen unterdurchschnittlichen Status hinweg – was sie sich dank des unrühmlichen Serienfinales im Nachhinein auch verdient hat. Bedauerlich, dass außer Katherine Heigl niemand wirklich den Durchbruch geschafft hat. Letztlich teilt sich die Show hier aber nur das Schicksal, welches auch andere Erfolgsserien (z.B. Dawson’s Creek, aber auch E.R.) heimgesucht hat. Trotz allem sind sie einem ungemein ans Herz gewachsen, diese Aliens. Bis demnächst, in Roswell.

6/10

24. November 2008

Roswell - Season Two

We create our own destiny.

Es passiert nicht allzu oft, dass Serien in ihrem zweiten Jahr größere Einschaltquoten erzielen, als ihre Debütsaison. Doch im Gegensatz zur ersten Staffel wusste die zweite Runde von Roswell einige neue Zuschauer an Bord zu locken. Insgesamt war die zweite Staffel jedoch weit weniger erfolgreich, als ihr Vorgänger, baute sie besonders inhaltlich stark ab. Das Notsignal wurde aktiviert, alle anderen möglichen Außerirdischen am Ende der vergangenen Staffel informiert. Die Königlichen Vier geben sich quasi preis und erhalten sogleich Antwort. Zwar hat Nasedo (Jim Ortlieb) die Identität von Agent Pierce (David Conrad) übernommen, doch scheint die Regierung in Form der Kongressabgeordneten Whitaker (Gretchen Egolf) nicht von Max (Jason Behr) und den Anderen lassen zu wollen. Allerdings geht die Gefahr für die Außerirdischen in dieser Staffel nicht von der amerikanischen Regierung aus, sondern vielmehr von anderen Außerirdischen, den sogenannten „Skins“.

Die stehen stellvertretend für das Volk von Kavar, jenem Mann, der Max von seinem Thron verdrängt und sein Volk in die Sklaverei genötigt hat. Da versteht es sich von selbst, dass Kavar seine rechte Hand, Nicolas (Miko Hughes), aussendet, um Max und die Anderen auszulöschen oder zumindest von einer Rückkehr in die Heimat abzuhalten. Das ganze Szenario rückt dann auch Isabelles (Katherine Heigl) Vergangenheit als „Velondra“ in ein neues Licht. Als Geliebte von Kavar hatte sie einst ihren Bruder und ihr Volk verraten. Für Max geht es nunmehr darum, seine Freunde vor den Übergriffen der Skins zu bewahren und zugleich seine große Liebe Liz (Shiri Appleby) zurück zu gewinnen. Diese will jedoch dem Schicksal von Max und Tess (Emilie de Ravin) nicht im Wege stehen.

In der letzten Staffel offenbarte sich das ganze Ausmaß von Max, Tess, Isabelle und Michael (Brendan Fehr). Als Königliche Vier sollen sie eines Tages auf ihren Heimatplaneten zurückkehren, um gegen die dortigen Unterdrücker vorzugehen und somit ein ganzes Volk aus der Tyrannei zu befreien. Jene Entwicklung macht insbesondere Max und Liz zu schaffen. Liz will sich nicht in den Weg des Schicksals stellen und somit für die Unterdrückung eines ganzen Volkes verantwortlich sein. Besondere Gewichtung erhielt dies durch die beste Folge der zweiten Staffel: The End of the World. Max aus der Zukunft reist mit Hilfe des Granolithen zurück in die Vergangenheit, um Liz davon zu überzeugen, dass beide kein Paar werden dürfen. Das Leben der Außerirdischen hänge davon ab. Mit jenen Schuldgefühlen versucht Liz fortan Max auf Abstand zu halten, ihn vielmehr sogar mit Tess zusammen zu bringen.

Doch Max lässt nicht locker, sodass Liz so weit geht, ihn vorsätzlich zu verletzen, um den gewünschten Effekt zu erzielen. Max selbst will sich seinem deterministischen Schicksal nicht fügen, die Beziehung mit Tess bedeutet ihm nichts. Ohnehin hat er nun weitaus mehr mit dem (rechtmäßigen) Status des Anführers zu kämpfen als zuvor. Dies kulminiert in Ask Not, wenn er seine eigenen Entscheidungen mit denen von Kennedy in der Kubakrise gleichzusetzen versucht. Als er gegen Ende der Staffel speziell gegenüber Isabelle seinen Königsstatus gerecht werden will, hat er mit merklichen Problemen zu kämpfen. Das Schicksal seines Volkes ignoriert Max dabei die meiste Zeit hindurch, was für einen Teenager mit Liebeskummer auch sicherlich schwer nachzuvollziehen ist. Im besten Interesse seines Volkes handelt Max jedoch während der gesamten Serie (!) hindurch kaum bis gar nicht. Vordergründig steht immer das Wohl von Isabelle, Michael und Liz. Eine ungewöhnliche Heldengeschichte, die primär egoistisch ausgerichtet ist.

Wie bei einer Teenager-Serie nicht ungewöhnlich, spielt die Liebe weiterhin inhaltlich die erste Geige. Allem voran natürlich jene zwischen Max und Liz, aber auch die Beziehung von Michael und Maria (Majandra Delfino) wird eine Spur ernster. Es gibt kein Hin und Her mehr, beide gehen eine feste und dauerlastige Beziehung miteinander ein. Erschüttert wird diese lediglich kurzfristig von der Anwesenheit Courtneys (Sara Downing), einer abtrünnigen Skin, die sich auf die Seite der Außerirdischen stellt. Eigentlich ohne große Erklärungen wird die Romanze zwischen Isabelle und Alex (Colin Hanks) ad acta gelegt. Einer von vielen Aspekten, die in der zweiten Staffel ohne wirkliche Begründung einen Wandel erfährt.

Von Kyle (Nick Wechsler) braucht man erst gar nicht reden, eine generell vernachlässigte Figur, die meist nur dem comic relief dient, wie auch bei Alex mehr und mehr der Fall. Weiterhin im Fokus bleibt dagegen Sheriff Valenti (William Sadler), der wie einige andere Figuren im Laufe der Staffel einen ultimativen Preis für seine Freundschaft und Unterstützung der Außerirdischen bezahlen muss. Vermehrt nimmt er jetzt die Rolle der Vaterfigur für alle ein, nicht nur für Tess, die er praktisch adoptiert hat. Auffällig ist diese Konstellation gerade in Viva Las Vegas, allerdings auch an anderen Stellen. Die Entwicklung der Beziehung zwischen Valenti und den Kids ist generell eine der positiven Elemente der zweiten Staffel und macht viel von dem neuartigen Charme der Serie aus.

Auch in der zweiten Staffel findet wieder eine thematische Untergliederung statt – diesmal jedoch in mehrere Subplots, die meist drei oder mehr Folgen umfassen. Den Anfang macht die Nachforschung von Whitaker gegenüber Max und den Anderen. Abgelöst wird dieses Element von der Ankunft der Skins, die kurzfristig zur Bedrohung werden, ehe sie von dem zweiten Satz der Königlichen Vier abgelöst werden. Neben der Zukunfts-Max-Folge macht dies den Höhepunkt der Staffel aus und findet mit den Folgen 8 (Meet the Dupes) und 9 (Max in the City) in etwa auch die Mitte der zweiten Instanz. Anschließend schlägt die Serie eine völlig andere Richtung ein und fokussiert sich innerhalb von vier Folgen auf die Obduktion von Laurie Dupree (Allison Lange), die eine gemeinsame Vergangenheit mit Michael besitzt. Was genau jenes Storyelement soll, wird dem Zuschauer dabei nicht klar, denn innerkontextuell spielt Laurie und ihr Hintergrund keine wichtige Funktion.

Jene vier Folgen zählen neben den anderen „Lückenbüßern“ zwischendrin (die keinen Zusammenhang mit den anderen Folgen haben) auch die Schwachpunkte der Staffel dar. Die Ausnahme bildet hier Viva Las Vegas, die im Prinzip zum Teil an The End of the World anknüpft und immerhin Spaß macht. Abgesehen von „Off the Menu“, der vorletzten Folge der Staffel, die produktionshistorisch jedoch klar früher anzusetzen wäre (ein herber Fauxpas bei der Ausstrahlung/Zusammenstellung) bilden die abschließenden Folgen auch die Klimax der zweiten Staffel. Auf der einen Seite natürlich Alex’ Tod als Auslöser der Ereignisse, aber auch die Entfremdung zwischen Liz und Max sowie daraus folgernd die Annäherung von ihm und Tess. Kulminierend in Tess’ Schwangerschaft muss in der finalen Episode The Departure auch einiges auf Teufel komm raus überhastet erklärt werden. Hätte man sich mehr Zeit hierfür genommen, wäre jene Auflösung auch weitaus plausibler geraten.

Selbstverständlich hat die zweite Staffel ihre starken Momente, allen voran natürlich die Konzeption des futuristischen Max’ oder des zweiten Satzes, aber auch die „gezwungene“ Liebesbeziehung zwischen Max und Tess. Dennoch schadet der Staffel insbesondere die Quantität an Handlungen, die deren Qualität erheblich beeinflussen. Die Skins, Laurie Dupree, Alex’ Tod und dazu noch die kleinen Beziehungskrisen wollen nicht so wirklich unter einen Hut passen. Hinzukommen dann noch Folgen wie Summer of ´47, die dermaßen belanglos und uninteressant sind, dass es wehtut. Großen Schaden verursacht auch das Staffelfinale. Es wird nicht wirklich klar, warum Alex im Stande gewesen sein soll, das Buch der Außerirdischen zu übersetzen, sprich wie Tess darauf gekommen ist. Und weshalb sie nicht einfach gefragt hat, anstatt es ihm aufzuzwingen. Von der Tatsache ganz zu schweigen, was sie alles für Illusionen hat aufbauen müssen und das über zwei Monate, während ihre Kräfte in Roswell (s. Amy DeLuca) keine wirkliche Beständigkeit haben.

Das wirkt dermaßen gezwungen, dass es nur mühsam zusammengehalten wird. Scheinbar wusste man nichts besseres als Cliffhanger anzubieten oder musste de Ravin auf die einfachste Art aus der Serie schreiben. Immerhin ist es mit der restlichen Stimmung der Staffel, dass Schicksal nichts in Stein gemeißeltes ist, vereinbar. Die Königlichen Vier sind getrennt, somit hat man im Grunde ein Terminator-ähnliches Szenario erschaffen, in welchem sich die Ereignisse nicht mehr abwenden lassen. Der Heimatplanet der Außerirdischen ist jetzt eigentlich schon dem Untergang geweiht, doch wird diese Thematik in der abschließenden Staffel noch mal gelegentlich aufgegriffen werden. Als Cliffhanger versagt das Finale etwas, die ganze Staffel ist aufgrund ihrer Schwächen ein Rückschritt im Vergleich zum Vorgänger.

8/10

24. September 2008

Roswell - Season One

How are you doing on the mating ritual?

Das Konzept ist nicht unbedingt genial aber dennoch erstaunlich gut umgesetzt. Außerirdische. Sie existieren nicht nur, nein, sie leben direkt unter uns! Und das nicht irgendwo, sondern ironischerweise direkt in Roswell, New Mexico. Hier soll am 8. Juli 1947 ein unbekanntes Flugobjekt, kurz UFO genannt, abgestürzt sein. Ein lebender Mythos, der in vielerlei Filme und Serien Einzug gefunden hat, unter anderem The X Files oder Indiana Jones and the Kingdom of the Crystal Skull. Der Vorfall in Roswell war die Geburtsstunde der UFOlogen, spaltete die Gesellschaft endgültig in das Lager der Gläubigen und Skeptiker. Für Roswell selbst kann dies im Grunde egal sein, die Stadt erfreut sich nunmehr bester Touristik. Doch was wäre wenn nun tatsächlich Außerirdische in Roswell abgestürzt sind? Und was wäre, wenn die mitten unter uns leben und keiner weiß etwas davon? Bis zu dem Tag, an dem sie sich outen.

Vor zehn Jahren verfasste Melinda Metz die Buchserie Roswell High. In jener Geschichte geht es um die drei Alien-Mensch-Hybriden Max, Isabel und Michael, die in Roswell, New Mexico zur Schule gehen und ein relativ sorgenfreies Leben führen. Bis zu jenem schicksalhaften Tag, an dem die Kellnerin Liz angeschossen wird und Max ihr das Leben rettet. Anschließend werden auch zwei weitere Mitschüler in das Geheimnis eingeweiht und neben einer Sondereinheit des FBI ist auch der örtliche Sheriff Valenti auf die Teenager aufmerksam geworden. Und weil das alles nicht bereits genug ist, verlieben sich Max und Liz auch noch ineinander, was die Situation nicht nur allgemein verkompliziert, sondern auch hinsichtlich des Schicksals der Außerirdischen große Probleme bereitet. Soziale Themen wie teen angst, coming of age, erste Liebe und häuslicher Missbrauch finden Einzug in dieses Sci-Fi-Gewand einer Fernsehserie.

Bereits 1999 fand die Serie von Metz dann ihre Adaption im US-Fernsehen. Jason Katims trat als Schöpfer der Serie auf und ist eine von mehreren Antriebskräften der Serie gewesen. Zu diesen gehört auch Jonathan Frakes, der allein durch seine Star Trek-Vergangenheit mit dem Thema der Außerirdischen verwurzelt ist. Frakes trat nicht als Mitproduzent und dreimaliger Regisseur in der ersten Staffel auf, sondern spielte sich dabei auch zweimal selbst. Besonders viel Selbstironie bewies er dabei in der Folge The Convention, in der er wünscht mit demselben Respekt wie der Kollegen Shatner behandelt zu werden. Im Vergleich zur Buchserie verzichtete Katims in Roswell dann auf einige der Alien-Hybriden und konzentrierte sich vielmehr hauptsächlich auf die Gemeinschaft der Sechs (Max, Michael, Isabel, Liz, Maria, Alex). Als Antagonist existierte im Grunde einzig Sheriff Valenti (William Sadler), auch wenn mit den beiden FBI-Agenten Tupolsky (Julie Benz) und Pierce (David Conrad) gelegentlich andere Gegenspieler auftraten.

Essentiell für den Erfolg der Serie ist neben ihrem interessanten Grundkonzept auch die Besetzung des Schauspielensembles gewesen. Für die Rolle des Alien-Anführers Max Evans hatte damals der inzwischen verstorbene Heath Ledger vorgesprochen, doch ging die Rolle stattdessen an Jason Behr, der zuvor bereits in der zweiten Staffel von Dawson’s Creek zu sehen war. Andere Darsteller, wie Katherine Heigl, Shiri Appleby und Nick Wechsler, sprachen für alle möglichen Rollen vor, ehe sie ihren individuellen Figuren zugeordnet wurden. Während manche Darsteller wie Majandra Delfino oder Nick Wechsler inzwischen kaum noch in den Medien zu sehen sind, hat es besonders Katherine Heigl letztlich geschafft sich durchzusetzen und wurde im vergangen Jahr sogar für ihre Rolle in Grey’s Anatomy mit einem Emmy ausgezeichnet.

Ohne Umschweife beginnt Roswell bei seiner Geschichte. In der Pilot-Folge rettet Max Evans (Jason Behr) nach einer Schießerei im Crashdown Restaurant seiner Mitschülerin und dortigen Kellnerin Liz Parker (Shiri Appleby) das Leben. Das entgeht dieser natürlich nicht und auch nicht dem Sheriff. Mit jener Aktion ändert sich das Leben für eine Vielzahl von Beteiligten. Durch Valenti wird das FBI auf den Plan gerufen und Valenti selbst ist fortan hinter Max her. Eine Veränderung in seinem Verhalten findet erst in der Folge The Convention statt, als Max’ Leben durch einen Bekannten Valentis bedroht wird. Da Liz nun mal ein pubertierendes Mädchen ist, kann sie Max’ großes Geheimnis nicht lange vor ihrer besten Freundin Maria DeLuca (Majandra Delfino) geheim halten.

Dies sorgt für Spannungen unter den Alien-Mensch-Hybriden, insbesondere bei Michael Guerin (Brendan Fehr). Doch während es zwischen Max und Liz kurz darauf anfängt zu knistern, kann auch Michael den Reizen von Maria nicht widerstehen. Sehr zum Missfallen von Max’ Schwester Isabel (Katherine Heigl), die sich versucht den nerdigen Alex Whitman (Colin Hanks) vom Hals zu halten. Da Alex lange Zeit ebenfalls nicht eingeweiht wird, entstehen auch hier Spannungen zwischen ihm und Liz – nicht zu vergleichen jedoch mit der Neugier von Liz’ Ex-Freund Kyle (Nick Wechsler) und der ominösen neuen Schülerin Tess (Emilie de Ravin). In Roswell beginnen allmählich die Emotionen hochzukochen.

Die erste Staffel von Roswell ist nach verschiedenen Schemen durchstrukturiert. Das erste Drittel der Staffel wird von den Nachforschungen von Agent Tupolsky beherrscht, welche die Schule als Vertrauenslehrerin getarnt besucht. Damals relativ unbekannt erfreut sich nun das Dexter-Herz an Julie Benz als tougher Agentin in sieben Episoden. Eine Rolle die vollkommen anders wirkt, als ihr Part in Dexter. Damit ist die Benz neben Jonathan Frakes das einzig bekannte Gesicht, welches sich auf eine „Gastrolle“ einlässt in der ersten Staffel. Nachdem die Tupolsky aufgeflogen ist, beginnt das zweite Drittel der Staffel. Jenes wird bestimmt durch Valentis Nachforschungen, insbesondere aber von der Beziehung zwischen Max und Liz. Unter den Augen des FBI war es in den ersten Folgen nie ein Thema, ob oder dass die beiden zusammen kommen. Viel wichtiger war es, nicht aufzufliegen. Da die Tupolsky Roswell anschließend aber verlassen hat, fällt es gerade Max immer schwerer, seinen Gefühlen für Liz zu widerstehen.

Der erste Kuss folgt dann auch bald nach Tupolskys Abschied, in der darauf folgenden Episode Heat Wave. Doch sein Verantwortungsbewusstsein nötigt Max schon eine Folge später dazu mit Liz Schluss zu machen. Letztlich steht sie nur im Weg, planen die Außerirdischen, jedoch vor allem Michael, ihre Rückkehr zum Heimatplaneten. Max will sich hier keinen unnötigen emotionalen Ballast aufladen, ist er sich doch insgeheim bewusst, dass eine Beziehung zwischen ihren beiden Spezies nicht funktionieren kann. Die Kehrtwendung folgt dann mit der Einleitung ins letzte und beste Drittel der ersten Staffel. In Sexual Healing kommen nicht nur Max und Liz endlich zusammen, sondern die Dramatik der Serie beginnt sich jetzt auch für den finalen Höhepunkt zu entfalten.

Neben der Sci-Fi-Thematik spielen die romantischen Elemente, die mit den coming of age und teen angst Themen verwoben werden, eine entscheidende Rolle. Vor allem die Begegnung der beiden Spezies in den Beziehungen der Jugendlichen spielt sich fast schon auf einer Metaebene ab. Ausdrucksstark besonders die Beziehung von Max und Liz, erhalten ihre sexuellen Treffen durch die gegenseitigen Visionen, speziell die von Liz, eine enorm wichtige Bedeutung (auf humoristische Weise in Sexual Healing umgesetzt). Die pubertierende Phase der Figuren greift Roswell dabei sehr geschickt auf. Die Entfremdung zwischen Elternteil und Kind wird mehrfach angesprochen und macht im Grunde vor keiner  Figur Halt.

So freut sich gerade der Macho Kyle enorm auf das alljährliche Vater-Sohn-Camping, stellen diese zwei Tage doch die einzige, direkte Zeit mit seinem viel beschäftigten Erzeuger dar. Auch Liz’ Eltern fühlen ihre Tochter langsam aus ihren Finger gleiten. Früher wurde immer über alles gesprochen und jetzt beginnt das eigene Fleisch und Blut auf einmal Geheimnisse zu haben. Eine komplizierte Phase, die Katims gebührend zu würdigen weiß und nicht vernachlässigt, Alien-Thema hin oder her. Auch vor anderen, ernsten Themen macht die Serie keinen Halt. So dreht sich in Independence Day alles um den häuslichen Missbrauch von Michaels Adoptivvater. Der Konflikt, der zuvor bereits zwischen den Zeilen angesprochen wurde, kulminiert hier.

Eigentlich nimmt das coming of age in Roswell sogar einen sehr großen Raum ein, bedenkt man, dass über die Herkunft und Identität der Außerirdischen wenig in Erfahrung gebracht wird. In Folgen wie River Dog oder The Balance setzt sich die Gruppe mit den Weisheiten des alten amerikanischen Ureinwohners River Dog auseinander, der vor vierzig Jahren bereits Kontakt mit einem Außerirdischen namens Nasedo geknüpft hat. Besonders für Michael, der keine geordneten Familienverhältnisse besitzt, wird Nasedo nun zur vollkommenen Hoffnung, von der er sich Antworten und eine mögliche Rückkehr verspricht. Zur Mitte der Staffel hin beginnt auch Nasedo mit der Gruppe in Kontakt zu treten und outete sich letztlich in Tess, Lies and Videotape vollständig als Beschützer, während er in den finalen drei Episoden eine essentielle Rolle spielt. Auch die Ankunft von Tess in Roswell erschüttert die vorherigen Ereignisse, betritt die Handlung doch eine neue Ebene.

Das Schicksal der Gruppe wird schließlich in Four Square angedeutet und im Staffelfinale Destiny vollends enthüllt. Die Aliens stammen von dem Planeten Antar, welchen Max als König beherrscht. Aber sein Volk ist inzwischen einer Tyrannei ausgesetzt, weshalb man die Königsfamilie (Max, seine Frau Tess, seine Schwester Isabel und deren Mann Michael) geklont und auf die Erde geschickt hat. Jenes Staffelfinale bildet nun die dramatische Klimax. Hier betritt Roswell einen Pfad, den eine Fernsehserie äußerst selten begeht, wenn auch nicht auf eine dermaßen ungewöhnliche Weise wie in der japanischen Anime-Serie Gilgamesh geschehen. Was es genau mit der außerirdischen Komponente auf sich hat, wird in den anderen beiden Staffel noch zur Genüge erklärt. Als Ausgang für die erste Staffel ist diese Eröffnung durchaus ein akzeptables Ende.

Insgesamt ist Roswell eine überaus gelungene Serie, die gekonnt Elemente der ersten Liebe wie sie auch in Dawson’s Creek und anderen Serien zu finden sind mit einer interessanten, phantastischen Geschichte zu verbinden weiß. Dabei nimmt sich die Serie nicht allzu ernst und versucht sich oft in kleineren Auflockerungen für das Publikum. Schwachpunkte lassen sich jedoch nicht leugnen, und hierzu zählt speziell die Figur von Michael. Sein rebellisches Verhalten selbst gegenüber Max und Isabel ist durchaus verständlich und bisweilen auch gerechtfertigt. Allerdings wirkt dies durch seine Redundanz mehr als zäh nach über einem Dutzend Folgen. Auch werden Fragen aufgeworfen, die keine Antwort erfahren. Scheinbar war Michael schon immer so, was aber der „Vorprogrammierung“ in Destiny widerspricht. Auch wurde in Four Squares eröffnet, dass sich die drei Freunde bereits in der Raumkapsel begegnet sind, was den Geschehnissen aus The Balance zuwider läuft.

Die Figur des Michael wirkt also etwas flach ausgearbeitet, ebenso wie das Innenleben von Isabel nicht sonderlich ergründet wird. So überrascht es einen, wie sie sich plötzlich von einer Folge auf die andere mit Alex einlässt. Die schwächste Phase hat die Serie dann auch in ihrem zweiten Drittel, in welchem keine wirkliche Weiterentwicklung stattfindet, wenn Max und Liz in ihren Gefühlen hin und her schwanken. Dafür sind die finalen fünf Folgen sehr stringent und spannend miteinander verknüpft, sodass neben der Pilot-Folge auch die letzten drei Episoden Max to the Max, The White Room und Destiny keine Wünsche offenlassen und dabei von kaum weniger schlechten Episoden (Four Squares, Tess, Lies and Videotape, The Morning After) ergänzt werden. Jason Katims Roswell ist unterhaltsam, amüsant und mit einer packenden Grundstory versehen, sodass die erste Staffel der kurzlebigen Serie zu den Highlights der Seriengeschichte des letzten Jahrzehnts zu rechnen ist.

9/10

15. Januar 2008

The Mist

I don’t know how good it is. But I guess we’ll have to make do.

Wenn man an das Genre Horror denkt, taucht ein Name unweigerlich mit auf: Stephen King. Er gilt als Meister des Horrors und hat seine Fans mit Romanen wie It das Grauen gelehrt. Und wenn man zu den großen Geschichtenerzählern der USA gehört, führt an ihnen für Hollywood unweigerlich kein Weg vorbei. Über 200 Kurzgeschichten und 50 Romane hat King bisher verfasst – ein quantitatives Paradies für die Produzenten und Studiobosse. Bis zum Jahr 2007 entstanden rund achtzig Verwirklichungen von Kings Werken in den Medien. Egal ob Kino-, Fernseh- oder Kurzfilm, Mehrteiler, Serien oder Hörspiele. Am besten funktionieren hierbei natürlich die Kinofilme, die eine größere Masse ansprechen und zugleich die – zumindest technisch – beste Qualität bieten. Reizvoll fanden auch die großen Regisseure Kings Geschichten, hierzu zählen Brian De Palma (Carrie), Stanley Kubrick (The Shining) und Rob Reiner (Stand By Me, Misery). Gewissermaßen einen Narren am König hat Frank Darabont gefressen, der dieses Jahr mit The Mist seine dritte King-Verfilmung in die Kinos brachte. Für seine Adaptionen von The Shawshank Redemption und The Green Mile war Darabont gelobt und gerühmt worden. Doch bereits vor der Produktion dieser beiden Filme hatte Darabont geplant gehabt, The Mist zu verwirklichen. Die Kingsche Novelle entstammte der 1980 erschienenen Horror Anthologie Dark Forces, die Geschichte selbst basiert – so King – auf eigenen Erfahrungen. Nach einem enormen Sturm habe King einst mit seinem Sohn einen Supermarkt aufgesucht und sich in der Schlange zur Kasse stehend gefragt, was wohl wäre, wenn die eingeschlossene Menge von einem prähistorischen Vogel terrorisiert würde. Doch in Kings Geschichten geht es oftmals weniger um das personifizierte Böse, als vielmehr um die Psyche seiner Opfer. Der Fokus seiner Geschichte liegt daher nicht auf der Kreatur, außerhalb des Supermarktes, sondern auf den „Kreaturen“, innerhalb des Supermarktes. Eingepfercht vom Horror – dieselbe Thematik lag bereits den anderen beiden King-Verfilmungen von Darabont zu Grunde.

Ein Sturm zu Beginn prophezeit sich als unheilsvolles Omen. Familienvater David Drayton (Thomas Jane) sucht gemeinsam mit seinem Sohn den örtlichen Supermarkt auf und befindet sich bald als Gefangener in diesem wieder. In einer ursprünglichen Szene wurde zu Beginn erklärt, was es mit dem Nebel auf sich hat, welcher sich über das friedliche Örtchen legen sollte. Doch Darabont entfernte diese Szene und tat letztlich gut daran. Ein blutiger Mann stürmt in den Supermarkt, redet von Toten, von einem ominösen Nebel. Dieser legt sich sofort über die Kleinstadt, die Kunden des Supermarktes sind verängstigt. Sie wissen ebenso wenig wie der Zuschauer, was hier eigentlich vor sich geht. Was ist der Nebel und wo kommt er her? Es ist nicht klar und wird an sich auch nicht aufgelöst werden. Darabont überlässt dem Publikum seine Spekulation, die Krümel für seine Fährte lässt er jedoch fallen. Während King in Geschichten wie Duddits oder It eine Bande von Freunden, von Gleichgesinnten, auf ein Übel treffen ließ, so findet in The Mist die Umkehrt statt. Logischerweise dient der Supermarkt als Querschnitt durch die Gesellschaft. Eine Gruppe von Menschen, die sich gegenseitig teils verabscheuen – nunmehr verdammt zusammen zu arbeiten. Ein Tropfen Öl kann einen ganzen Wasservorrat verunreinigen. Dieser Tropfen Öl ist Mrs. Carmody (Marcia Gay Harden), eine christliche Alttestamentlerin, Anhängerin eines rachsüchtigen Gottes. Sie ist ein zwiespältiger Charakter, ähnlich wie in Paul Thomas Anderson im selben Jahr mit seiner Figur Eli in There Will Be Blood erschaffen wird. Gottestreu verabscheuen sie anders denkende Menschen und bedienen sich dennoch dieser als Anhänger und Mittel zum Zweck. Carmody spielt der Nebel die Karten in die Hand, welche sie gerissen zu nutzen weiß. Nichts treibt Menschen näher zusammen als Angst und ein gemeinsamer Feind. Diesen macht sie jedoch nicht außerhalb der Barrikaden aus, sondern inmitten ihrer Schäfchen.

Blasphemie und Gotteslästerei als Ursachen der Verdammung. Der Nebel spielt der Offenbarungspredigt von Carmody gelungen in die Karten, mit jedem Unheil wächst ihre Macht und die Verschiebung der Gewichtung. Während es für Carmody um das Jüngste Gericht geht, suchen die Eltern im Supermarkt, unter ihnen Drayton, lediglich einen Weg ihre Kinder in Sicherheit zu bringen. Es bilden sich zwei Lager, die Gläubigen und Skeptiker. Dieser Nebel ist nicht von Gott geschaffen, doch an sein Unheil glauben nicht alle. Später spaltet sich das übrig gebliebene Lager der Gläubigen nochmals auf. Die zentralen Figuren Drayton und Carmody jeweils auf einer Seite. Zu diesem Zeitpunkt spielen die Monster des Nebels nur noch eine untergeordnete Rolle – der wahre Feind schläft eine Reihe weiter bei der Milch. King gelingt hier ein glaubwürdiges Kammerspiel, welches Darabont versucht mit Steadycam einzufangen. Zwei Kamerateams der Fernsehserie The Shield unterstützten ihn vor Ort und halfen ihm mit ihrer Beweglichkeit in den engen Gängen des Supermarktes. Was manche einem Zuschauer negativ aufstoßen mag, ist durchaus ausgeklügelt. Darabont erschafft dadurch ein solches „YouTube“-Gefühl, dessen sich auch andere Horrorvertreter wie Vorreiter The Blair Witch Project oder Cloverfield verschrieben. Willkürliche, wackelige Nahaufnahmen und ungewöhnliche Kameraeinstellungen erzeugen ein Gefühl der Anwesenheit. Die Abkehr fester Einstellungen, die stur draufgehalten sind wie bei einem 30 Days of Night gelingt hier und ist zweckdienlich. Weniger wie ein omnipräsenter Erzähler richtet Darabont seine Kamera vielmehr auf das, was seine Figuren in ihr Blickfeld aufnehmen. Ruckartig, ungenau, wackelig und daher irgendwie authentisch. Selbstverständlich unterstützt dies alles einen gewissen trashigen Faktor, aber Edward D. Wood Jr. wäre stolz auf Darabont gewesen. Die wechselseitige Atmosphäre im Film hätte wahrscheinlich nicht besser, als auf diese Weise eingefangen werden können.

Während im Kino eine Farbfassung des Filmes lief, packte Darabont auf eine limitierte DVD-Version auch seine favorisierte Fassung. Seine Schwarz-Weiß Version von The Mist ist als Director’s Cut zu sehen und spiegelt die Intention des Filmes durchaus etwas gelungener wieder. In den schwarz-weißen Bilden, die oftmals ungenau in ihren eigenen Schattierungen verschwinden, wird das Gefühl der Horror-Filme aus den fünfziger und sechziger Jahren wiederbelebt. Es findet sich kein gravierender Unterschied zwischen Farb- und schwarz-weiß-Fassung (wie ihn Darabont beschwört), aber die farblosen Bilder helfen durchaus ungemein dabei die Atmosphäre des Filmes und zugleich die Intention des Regisseurs zu verstärken. Obschon es nicht dem Willen des Regisseurs entsprach, haftet The Mist ein extremer Trash-Faktor an. Ausgelöst wird dies unter anderem durch die Tatsache, dass eine Handlung, die im Grunde in den Achtzigern beheimatet ist – man betrachte nur die Dialoge und Charakterzeichnungen – in eine Atmosphäre aus den Sechzigern versetzt wurde. Die Vermischung dieser beiden Zeitepochen in einem Film, der in der Gegenwart spielen soll, erzwingt praktisch Lacher. Dabei ist Darabonts Film nicht unlogischer wie die meisten anderen Genrevertreter, nur fällt es hier eher auf. Geschmälert wird der trashige Faktor allerdings durch die Schwarz-Weiß-Fassung, die eher das Ambiente der klassischen Horrorfilme hervorruft und damit stärker den Ton trifft als die Farbversion. In Verbindung mit der Steadycam erhalten die farblosen Bilder nochmals einen zusätzlichen Touch, was eine bisher ungeahnte Vermischung ergibt – wackelige Schwarz-Weiß Bilder. Nicht auszudenken, wie viel der Film noch hätte gewinnen können, hätte man das Filmmaterial absichtlich „ramponiert“, wie in Quentin Tarantinos Death Proof bisweilen geschehen.

In dieses Bild eines klassischen B-Movie-Horror-Films fügen sich auch die Effekte glänzend ein. Sie sind alles andere als perfekt, wirken zum Teil billig und gerade deshalb so gut in die wackeligen schwarz-weißen Einstellungen. Die letzte gelungene Nuance ist das fast völlige Verzichten auf jegliche musikalische Untermalung. Der Terror im Supermarkt, der Kampf zwischen den Überlebenden untereinander – Darabont liefert dies seinem Publikum pur und Zuckerrohr. Erst als zum Ende die Flucht gelingt, in eine ungenaue, pessimistische Zukunft, erklingt das apokalyptische The Host of Seraphim von Dead Can Dance. Im Gegensatz zu dem Wunsch des Studios konnte sich Darabont bei seinem Filmende durchsetzen. Die Trostlosigkeit und der Terror nimmt kein Ende – und erneut geht dieser Terror nicht von den Wesen aus dem Nebel aus. Vielmehr ist er selbst geschaffen, ein Resultat einer paranoiden, verängstigten Gesellschaft. Letztlich zahlt sich weder Mrs. Carmodys Fundamentalismus aus, noch Draytons Spontan-Mentalität. Stattdessen feiert Darabont eine reine und naive Seele als den Gewinner aus dem ganzen Chaos. Jenes Chaos, das nicht von Gott aufgelastet, sondern vom Mensch selbst verursacht wurde. Ein Chaos, welches die Menschen im Supermarkt nur aufgrund ihres eigenen Verschuldens heimgesucht hat. Zu oft schlägt The Mist einen amüsanten, trashigen Weg ein, ist allerdings dennoch ein über weite Strecken gelungener Horrorfilm, der den wahren Horror nicht in Monstern, sondern in Menschen findet.

7/10 - in anderer Form erschienen bei Wicked-Vision