16. August 2007

Prison Break - Season Two

If we lose ourselves, we lose everything.

Wenn ein Konzept ursprünglich auf eine 14-teilige Miniserie angelegt war, überrascht es, wenn die betroffene Serie daraufhin nicht nur zu einer durchschnittlichen Staffel erweitert wird, sondern sogar noch eine Fortsetzung erhält. Nach dem Gefängnisausbruch im Finale der ersten Staffel sind nun Michael Scofield (Wentworth Miller), sein Bruder Lincoln Burrows (Dominic Purcell) und die übrigen Häftlinge nicht mehr Gefangene eines Gefängnis, sodass der Titel Prison Break für die Serie eigentlich schon gar nicht mehr zutreffend ist. Doch Paul Scheuring weiß dem Titel dennoch gerecht zu werden, wenn er das existierende Gefängnis in ein Bildliches überträgt. Denn die ominöse Firma hat es weiterhin auf die Brüder abgesehen und setzt neben Secret Service Agent Paul Kellerman (Paul Adelstein) auch den FBI-Ermittler Alex Mahone (William Fichtner auf sie an. Mahone hat selbst – sprichwörtlich – einige Leichen im Keller und wird von der Firma erpresst, gegen Scofield, Burrows und die anderen Flüchtigen (von der Presse „Fox River Eight“ getauft) vorzugehen. Dass es der Firma dabei darauf ankommt, Tote und keine Gefangene zu machen, muss Mahone eins ums andere Mal seine Kreativität spielen lassen, während er ungewollt immer tiefer mit in die Vendetta der Brüder hineingezogen wird.

Allerdings gibt bereits die zweite Staffel jenen Ton vor, der die Serie auch in ihren kommenden beiden Staffeln begleiten sollte. Zu Beginn wird sich der Einfachheit halber Veronica (Robin Tunney) entledigt, wie man in der dritten Staffel auch Sara (Sarah Wayne Callies) und in der vierten Whistler (Chris Vance) aus dem Weg räumte. Immerhin entfällt damit eine der Nebenhandlungen, die sicherlich den hier dargebotenen Raum sprengen würden. Denn mit dem Gefängnisausbruch verliert sich auch die Erzählstruktur von Prison Break, das anschließend mehreren Figuren gleichzeitig folgt – selbst wenn diese ein ums andere Mal wieder aufeinanderprallen. Dabei bleibt nicht viel Zeit für die Schicksale von Abruzzi (Peter Stormare) und David Apolskis (Lane Garrison) und selbst für Patoshik (Silas Weir Mitchell) findet sich nicht viel Platz. Stattdessen gilt es für Sucre (Amaury Nolasco) und C-Note (Rockmond Dunbar) zu ihren Liebsten zurückzukehren, während sich T-Bag (Robert Knepper) zu Beginn der Staffel damit rumschlägt, seine abgetrennte Hand wieder an seinen Arm zu transplantieren. Es ist mit Manhunt die Auftakt- und Anschlussfolge, die zu den beiden gelungeneren Folgen der zweiten Staffel zählt. Hier verteilen sich die Gefangenen und Michael lernt allmählich sein neuen Gegenüber Mahone und dessen Intelligenz kennen.

Eines der großen Probleme der zweiten Staffel ist dann auch die Tatsache, dass sich die Serie unterschiedlichen Erzählsträngen widmet. Einerseits die Spur der Brüder, die mal gemeinsam mit ihrem Vater die Firma ausradieren wollen, bevor sie sich wieder Lincolns Sohn und seiner Befreiung widmen. Und während Sucre und C-Note nach ihren Lebenspartnerinnen suchen, schneien sie hin und wieder auch mal rein, wenn es etwas zu erledigen gibt. Im ersten Drittel handelt es sich hierbei um die fünf Millionen Dollar, die Westmoreland (Muse Watson) seiner Seit in Utah versteckt hat. Die Umstände der Autoren wollen es, dass eigentlich jeder der Fox River Eight seine Fühler Richtung Utah ausstreckt und sich schließlich in jener Garage einfindet, in der das Geld versteckt ist. Dieses bildet auch den Auslöser für eine weitere Nebenhandlung, die den gefeuerten Brad Bellick (Wade Williams) zurück ins Geschehen katapultiert, während sich Kellerman zuerst primär mit Sara Tancredi auseinandersetzen muss. Bedenkt man, dass mit dem Firmenangestellten Mr. Kim (Reggie Lee) eine weitere Partei hinzu stößt, werden dem Publikum mitunter bis zu zehn verschiedene Handlungsstränge parallel präsentiert. Zwar besteht hierbei keine Gefahr, dass man den Überblick verliert, doch wirkt es störend, wenn alle paar Minuten an einen anderen Ort gesprungen wird, um C-Note Medikamente oder Patushik Ketchup stehlen zu sehen. Ein stärkerer Fokus auf die Brüder wäre hier sicherlich eher von Vorteil gewesen.

Neben dem Ausbruch zu Beginn weiß daher eigentlich ausschließlich die Bemühung an die fünf Millionen zu gelangen wirklich zu fesseln und zu unterhalten. Mit Map 1213 findet sich dann auch die Einführung in diese Nebenhandlung und zugleich neben Manhunt die einzig wirklich überzeugende Folge – ohne jedoch das Niveau der ersten Staffel zu erreichen. Der Qualitätsabfall macht sich recht bemerkbar und findet seine Ursache wohl darin, dass die Handlung der Serie nun aus dem engen Raum des Gefängnis’ hinaus in die Weite der USA getragen wird. Ähnlich wie bei Die Hard verträgt sich die Dezentralisierung der Geschichte nicht sonderlich mit dem Konzept des Produkts. Waren Michaels Geistesblitze im Gefängnis aufgrund der Blauphasen noch ansatzweise nachvollziehbar, so sind seine unentwegten spontanen Lösungen (z.B. die Flucht vor Bellick, die Rettung von Sucre im Fluss) etwas arg konstruiert. Ohnehin dreht sich die Serie bereits hier relativ im Kreis, wenn Michael und Linc nicht weniger als dreimal (!) in den Händen ihrer Verfolger landen – und dennoch jedes Mal mit heiler Haut davonkommen. Hinzu kommt hier dann auch noch Mahones Gespür, immer zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein – wenn auch stets nur die obligatorische eine Minute zu spät. Die Faszination Prison Break im Mikrokosmos der ersten Staffel will sich folglich nicht auf en Makrokosmos der zweiten übertragen lassen. Ortswechsel von Chicago nach Utah, zurück nach Chicago und schließlich Panama tragen hierzu ihr übriges bei.
Die meisten Folgen der zweiten Staffel bewegen sich somit in einem durchschnittlichen Bereich, ohne jedoch wirklich herauszuragen (die beiden genannten Episoden bilden die Ausnahme). Gerade die zweite Hälfte der Staffel ist ziemlich enttäuschend und weiß nicht einmal im Staffelfinale Sona zu gefallen. Auch die darstellerischen Leistungen fallen stark ab. Miller durchschreitet die gesamte Staffel mit mehr oder weniger ein und demselben Gesichtsausdruck, wohingegen sich Purcell meist auf das Aufplustern beschränkt. In Panama versuchen sich beide schließlich im schlechten Schauspiel gegenseitig zu überbieten. Auch Wayne Callies, Dunbar und Co. können nicht wirklich überzeugen. Am ehesten vermag dies noch Robert Knepper zu gelingen. In einer fast schon anderen Liga dagegen spielt Fichtner, der den komplexen FBI-Mann sehr vielschichtig gibt (selbst wenn auch er nicht vor overacting gefeit ist). Ingesamt betrachtet ist die zweite Staffel dennoch ein Rückschritt und letztlich nur der Auftakt für den Niedergang von Prison Break, der sich noch über die folgenden zwei Jahre hatte ziehen sollen. Die Handlung wirkt zu konstruiert - der Colonel plant hier bereits frühzeitig Michaels Inhaftierung in Sona, wobei, die dritte Staffel zeigt es, auch hier keine wirkliche Handlung vorhanden ist - und durch die Aufspaltung auf die verschiedenen Charaktere nicht sonderlich spannend. Dass es besser gewesen wäre, Prison Break beim Miniserien-Format zu belassen, war spätestens jetzt definitiv.

7/10

3 Kommentare:

  1. Wie bereits an anderer Stelle kommentiert: Ich zähle nicht die Tage, bis Staffel 3 beginnt ;-)

    Der Die Hard-Vergleich ist sehr treffend. Für mich war die zweite Staffel in den Momenten am besten, als die versammelte Mannschaft vorübergehend wieder "eingesperrt" war, um den Schatz auszubuddeln. Da kam für ein-zwei Folgen wieder diese klaustrophobische Atmo auf.

    Und hast du eigentlich Stacy Keach erwähnt? Für mich neben Robert Knepper (T-Bag) die schauspielerische Offenbarung in der Serie...:-)

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  2. Keach taucht ja aber nur in drei Folgen sozusagen als Randfigur in der zweiten Staffel auf. Ich fand alle Schauspieler sehr gut, daher hab ich ja auch das Ensemble als Ganzes gelobt, was ich von Knepper, bzw. T-Bag halte hatte ich zudem ja schon in der Review zur ersten Staffel geschrieben ;)

    Ich freu mich schon wie ein kleines Kind, wenn ich 4 Wochen endlich wieder Prison Break, Heroes, Grey's Anatomy, Scrubs und The Office starten. Das tröstet dann schon mal bis Februar und dem Beginn von Lost hinweg.

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  3. Guter Eintrag zur zweiten Staffel! Ich hoffe auch inständig, dass die Handlung wieder konzentrierter wird. Ich sehe die Figuren immer noch gerne, nur ist die Handlung teils schon aus dem Ruder gelaufen... dennoch freue ich mich sehr auf Staffel 3!

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