11. August 2008

Scrubs - Season Five

That’s so funny!

Für viele Menschen markiert 30 das Alter, an dem die finale Wende von jugendlicher Sorglosigkeit zum pflichtbewussten Erwachsenen abschließt. Man betritt das zweite Drittel seines Lebens, beginnt an Kinder und Familie zu denken und ein Wunsch nach Absicherung tritt ein. Kein Wunder also, dass auch in Bill Lawrences fiktivem Krankenhaus Sacred Heart die Ärzte in ihrem fünften Jahr beginnen, ernstere Pläne zu treffen. Dies trifft, wie in den Vorjahren von Scrubs bereits oft geschehen, primär auf Turk (Donald Faison) und Carla (Judy Reyes) zu, die in dieser Staffel alles daran setzen, ein gemeinsames Kind zu zeugen. Auch Elliot (Sarah Chalke) macht weitere Schritte in ihre Zukunft, selbst wenn sie dafür in der ersten Hälfte der fünften Staffel erst einen Schritt zurück machen muss.

Auf der Strecke bleibt wieder J.D. (Zach Braff), der zwar die Zeichen der Zeit erkannt hat, dennoch in seiner Entwicklung stagniert. So muss er sich in My Day at the Races damit auseinandersetzen, dass er 30 wird, ohne das Meiste von dem erreicht zu haben, was er sich vorgenommen hatte. Es ist wie so oft sein Wunsch nach einer Familie, der sein emotionales Zentrum darstellt. Insofern erklärt sich auch seine überstürzte Beziehung in der Staffelmitte mit Julie (Mandy Moore), einer schusseligen Patientennichte. Voreilig kauft sich J.D. ein Grundstück, nur um kurz darauf festzustellen, dass seine 23-jährige Freundin vorerst noch keine Kinder in ihr Leben einplant. Zu wenig für den charmanten Jungarzt, der endlich auch das haben will, was sein Kumpel Turk bereits hat.

Dass er sich dabei zumeist selbst ein Bein stellt, wird speziell in der sechsten Staffel deutlich werden. Bis dahin bleibt er jedoch der einsam Suchende, bekommt doch auch Elliot mit Assistenzarzt Keith (Travis Schuldt) einen neuen Freund an die Seite gestellt. Gerade durch Keith – im Staffelauftakt My Intern’s Eyes in der Ego-Perspektive eingeführt – erhalten die neuen Assistenzärzte mehr Präsenz in Scrubs, aber auch Folgen wie My Cabbage widmen sich etwas ausführlicher der frischen Garde am Sacred Heart. Es sind jedoch nur kleine eingestreute Momente, die weiterhin um die (berufliche) Beziehung von J.D. und seinem Mentor – und nunmehr Kollegen – Dr. Cox (John C. McGinley) kreisen. Denn so nah wie in der fünften Staffel waren sich die beiden Ärzte wohl bisher noch nie.

Nähe finden die zwei Charaktere meistens in Form von Verlusten, die sie selbst oder durch Patienten erleiden. Darunter wenn sich J.D. wie Dr. Cox in einer Art Doppelfolge Selbstvorwürfe machen. Zeugte My Lunch von einer erneuten Rückkehr von Nicole Sullivans Kultpatientin Jill – die erneut konträr zur ihrem Seriendebüt nicht von Elliot behandelt wird – und ihrem überraschenden Tod sowie daraus folgenden Zweifeln seitens J.D., ist es der Staffelhöhepunkt My Fallen Idol, der sich daraufhin Dr. Cox’ Innenleben widmet. Obschon es sich hierbei um eine grundsätzlich trübsinnige Folge handelt, schafft es Scrubs auf gewohnte Weise dennoch viele humoristische Momente wie den Eselsjungen auf der Intensivstation oder den emotionalen Dr. Stone (Paul Adelstein) zu integrieren.

So überzeugend die fünfte Staffel ausfällt, schafft es aber nur My Bright Idea noch in ähnliche Sphären wie My Fallen Idol vorzudringen. Die restlichen Episoden präsentieren sich dennoch meist stark, mit unvergesslichen Szenen wie Turks Kung Fu Fighting um eine Chirurgenstelle, Diskriminierung ob seiner afroamerikanischen Herkunft (“What’s up, dawg?”) sowie einige Einfälle von Janitor, sei es seine Pappmache-Armee von J.D. oder die Airband, die er später gründet. Für einige Lacher ist auch Gastdarstellerin Elizabeth Banks als Dr. Kim Briggs gut, die in den letzten beiden Folgen auftaucht und J.D. mit der Länge eines durchschnittlichen Penis und ihrer Hingabe zum Zooming schockiert.

Die Gastrolle von Banks sollte zu Beginn der sechsten Staffel erweitert werden, in der fünften Staffel wird ihre Präsenz komplettiert von den bereits angesprochenen Mandy Moore und Nicole Sullivan, dem wiederkehrenden Tom Cavanagh sowie Jason Bateman, Billy Dee Williams und Gary Busey. Was Filmzitate betrifft, sind derlei Referenzen im fünften Jahr eher rar gesät, sieht man von einer wiederholten Hommage an Raiders of the Lost Ark (inzwischen die Dritte im fünften Jahr) und der Folge My Way Home ab. Letztere orientiert sich inhaltlich wie optisch an The Wizard of Oz, ohne jedoch allzu sehr in das phantastische Element des Originals abzugleiten. Dass 24 Folgen ein paar zuviel sind, merkt man der Serie dieses Jahr durch Lückenfüller wie My Déjà Vu, My Déjà Vu an.

Wie gut die fünfte Staffel funktioniert, zeigt sich außerdem in der Hingabe an die vielen Nebendarsteller wie Doug (Johnny Kastl), Todd (Robert Maschio), Ted (Sam Lloyd) und Laverne (Aloma Wright), die neben den Hauptfiguren ihre Momente erhalten. Selbst der weitestgehend nervige Keith vermag hier wenig kaputt zu machen, obschon die Staffel ohne seine Boy-Toy-Figur wahrscheinlich besser ausgefallen wäre. Trotzdem reift die Serie weiter gemeinsam mit ihren Figuren, nimmt sich Zeit für diese und sorgt immer noch dafür, dass man sich als Zuschauer als Teil des Ganzen fühlt. Alles Eigenschaften, die Scrubs auch weiterhin zu einer besonderen Sitcom machen, sodass sich mein Gefühl für die Serie nicht besser ausdrücken lässt als mit den Worten von Janitor: ¡Tienes mi corazón!

8/10

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