Man muss nicht zwingend in seinen Vierzigern sein, um sich mit Noah Baumbachs jüngstem Werk While We’re Young – bei uns als Gefühlt Mitte Zwanzig vertrieben – identifizieren zu können. Ich selbst bin zwar gefühlt Mitte 30 und auch nicht mit Naomi Watts verheiratet, dennoch kann ich gut nachempfinden, was Baumbach hier seinen Figuren – wie bereits in Frances Ha – auf den Leib geschrieben hat. Ben Stiller und Naomi Watts spielen in While We’re Young die Eheleute Josh und Cornelia, sie Anfang, er quasi Mitte Vierzig. Alle ihre Freunde schieben inzwischen Kinderwägen durch New York und besuchen verquere Kita-Musik-Sessions. Nicht so Josh und Cornelia, die in der Vergangenheit bereits zwei Fehlgeburten zu bewältigen hatten.
Beide versuchen das Beste draus zu machen. “I like our life”, meint Josh. Wenn sie wollten, könnten sie morgen spontan nach Europa, hebt Cornelia hervor. Gut, man müsste wohl doch eher einen Monat vorplanen, räumt Josh ein. “A month is still in the realm of spontaneity”, resümiert die Gattin. Eine neue Dynamik gewinnt ihr Leben, als Dokumentarfilmer Josh in einer seiner Hochschulklassen das junge hippe Twen-Ehepaar Jamie (Adam Driver) und Darby (Amanda Seyfried) kennenlernt. Die nehmen Josh und Cornelia bald mit auf Spaziergänge durch U-Bahn-Tunnel, zu Hip-Hop-Tanzkursen oder Partys mit Halluzinogenen, Kotzkübeln und dem Blade Runner-Soundtrack. In Gesellschaft des jungen Paars fühlen sie sich nun selbst wieder jung.
Zugegebenermaßen betreibt Baumbach diesen Kontrast der Paare etwas mit der Holzhammer-Methode. Wo Cornelia ein eBook liest, blättert Darby durch ein echtes, Jamie schaut VHS-Kassetten, Josh die “Daily Show” auf seinem Smartphone, das alte Ehepaar spielt auf dem iPad, die Jungen derweil mit Brettspielen. Als den Vier ein Wort nicht einfällt, will es Josh per Handy googeln. “No, that’s too easy”, meint Darby. “Let’s try and remember it.” Vielleicht nicht zwingend ein Hipster, besticht Jamie doch neben VHS-Tapes mit einer riesigen Vinyl-Sammlung und schreibt auf einer Schreibmaschine. “It’s like their apartment is full of everything we once threw out, but it looks so good the way they have it”, bemerkt Cornelia später an einer Stelle.
Josh bewundert, wie das junge Paar im Moment lebt, weniger an Erfolg orientiert wie er selbst. Seit acht Jahren arbeitet er an seinem zweiten Dokumentarfilm, der viel zu komplex und kompliziert gerät. Entsprechend harsch fällt die Kritik seines Schwiegervaters (Charles Grodin) aus, selbst ein renommierter Dokumentarfilmer. Joshs bisherige Schnittfassung sei “a 6½ hour film that feels 7 hours too long”. Hinzu kommt, dass jene Doku-Idee, die Jamie entwickelt, sich wider Erwarten Erfolg versprechend entwickelt. Josh kämpft derweil mit Weitsichtigkeit und Arthritis. “It’s weird, you know? I’m at the age where the things you think were only going to happen when you’re older are actually happening.” Der Kinderwunsch erwacht von neuem.
Insofern ist While We’re Young gewissermaßen ein Coming-to-Age-Film, ein Abfinden mit dem eigenen Alter und dem Leben, dass dieses mit sich bringt. “You’re an old man with a hat”, wirft Josh einer seiner Freunde dessen Jugendwahn vor. Und wie sich zeigt, ist die Freundschaft der beiden Paare unterschiedlicher Generation für keines der zwei wirklich gesund, entwickelt sich doch speziell im dritten Akt des Films eine neue Dynamik zwischen den Figuren, die von Diskussionen rund um Waiting for Superman und anderen Dokumentationen inspiriert scheint. Dies wirkt jedoch etwas gezwungen und bringt nicht vollends harmonisch das zu einem Abschluss, was Baumbach in der Stunde zuvor mit viel Charme überzeugend auf die Leinwand bannte.
Etwas zwiespältig gerät da auch der Schluss, so nachvollziehbar er wohl die Katharsis der Figuren begleiten soll. Generell ist While We’re Young aber eine gelungene Komödie über das Älter sein geworden und die Zweifel, die damit einhergehen. Eine konsequente Fortführung von Baumbachs bisherigen Arbeiten wie Kicking and Screaming, Greenberg oder Frances Ha. Vermutlich dürften Zuschauer wie ich, deren Altersgenossen gerade Familien gründen und/oder Häuser bauen sich am meisten in While We’re Young und seinen Hauptfiguren wiederfinden. Aber auch „Erwachsene“ dürften an diesem jovial-juvenilen Selbstfindungstrip ihren Spaß haben, wenn sie sich noch mal wie Mitte Zwanzig fühlen wollen, selbst wenn sie bereits etwas älter sind.
Beide versuchen das Beste draus zu machen. “I like our life”, meint Josh. Wenn sie wollten, könnten sie morgen spontan nach Europa, hebt Cornelia hervor. Gut, man müsste wohl doch eher einen Monat vorplanen, räumt Josh ein. “A month is still in the realm of spontaneity”, resümiert die Gattin. Eine neue Dynamik gewinnt ihr Leben, als Dokumentarfilmer Josh in einer seiner Hochschulklassen das junge hippe Twen-Ehepaar Jamie (Adam Driver) und Darby (Amanda Seyfried) kennenlernt. Die nehmen Josh und Cornelia bald mit auf Spaziergänge durch U-Bahn-Tunnel, zu Hip-Hop-Tanzkursen oder Partys mit Halluzinogenen, Kotzkübeln und dem Blade Runner-Soundtrack. In Gesellschaft des jungen Paars fühlen sie sich nun selbst wieder jung.
Zugegebenermaßen betreibt Baumbach diesen Kontrast der Paare etwas mit der Holzhammer-Methode. Wo Cornelia ein eBook liest, blättert Darby durch ein echtes, Jamie schaut VHS-Kassetten, Josh die “Daily Show” auf seinem Smartphone, das alte Ehepaar spielt auf dem iPad, die Jungen derweil mit Brettspielen. Als den Vier ein Wort nicht einfällt, will es Josh per Handy googeln. “No, that’s too easy”, meint Darby. “Let’s try and remember it.” Vielleicht nicht zwingend ein Hipster, besticht Jamie doch neben VHS-Tapes mit einer riesigen Vinyl-Sammlung und schreibt auf einer Schreibmaschine. “It’s like their apartment is full of everything we once threw out, but it looks so good the way they have it”, bemerkt Cornelia später an einer Stelle.
Josh bewundert, wie das junge Paar im Moment lebt, weniger an Erfolg orientiert wie er selbst. Seit acht Jahren arbeitet er an seinem zweiten Dokumentarfilm, der viel zu komplex und kompliziert gerät. Entsprechend harsch fällt die Kritik seines Schwiegervaters (Charles Grodin) aus, selbst ein renommierter Dokumentarfilmer. Joshs bisherige Schnittfassung sei “a 6½ hour film that feels 7 hours too long”. Hinzu kommt, dass jene Doku-Idee, die Jamie entwickelt, sich wider Erwarten Erfolg versprechend entwickelt. Josh kämpft derweil mit Weitsichtigkeit und Arthritis. “It’s weird, you know? I’m at the age where the things you think were only going to happen when you’re older are actually happening.” Der Kinderwunsch erwacht von neuem.
Insofern ist While We’re Young gewissermaßen ein Coming-to-Age-Film, ein Abfinden mit dem eigenen Alter und dem Leben, dass dieses mit sich bringt. “You’re an old man with a hat”, wirft Josh einer seiner Freunde dessen Jugendwahn vor. Und wie sich zeigt, ist die Freundschaft der beiden Paare unterschiedlicher Generation für keines der zwei wirklich gesund, entwickelt sich doch speziell im dritten Akt des Films eine neue Dynamik zwischen den Figuren, die von Diskussionen rund um Waiting for Superman und anderen Dokumentationen inspiriert scheint. Dies wirkt jedoch etwas gezwungen und bringt nicht vollends harmonisch das zu einem Abschluss, was Baumbach in der Stunde zuvor mit viel Charme überzeugend auf die Leinwand bannte.
Etwas zwiespältig gerät da auch der Schluss, so nachvollziehbar er wohl die Katharsis der Figuren begleiten soll. Generell ist While We’re Young aber eine gelungene Komödie über das Älter sein geworden und die Zweifel, die damit einhergehen. Eine konsequente Fortführung von Baumbachs bisherigen Arbeiten wie Kicking and Screaming, Greenberg oder Frances Ha. Vermutlich dürften Zuschauer wie ich, deren Altersgenossen gerade Familien gründen und/oder Häuser bauen sich am meisten in While We’re Young und seinen Hauptfiguren wiederfinden. Aber auch „Erwachsene“ dürften an diesem jovial-juvenilen Selbstfindungstrip ihren Spaß haben, wenn sie sich noch mal wie Mitte Zwanzig fühlen wollen, selbst wenn sie bereits etwas älter sind.
7/10