Look at it this way. In one hundred years, who’s gonna care?
Er hat seinen Namen in den Annalen der Filmgeschichte verewigt, zuvorderst wegen seines mit elf Oscars ausgezeichneten Werks
Titanic. Aber in den Köpfen der Cineasten eher dank seiner
Terminator-Reihe. Für viele gilt James Cameron als der Meister des Actionkinos. Einen Ruf, den er sich besonders durch
Terminator 2: Judgment Day und
Aliens erarbeitet hat. Ironischerweise beides auch noch Fortsetzungen, die gegenüber ihren Vorgängerfilmen als ebenbürtig gelten. Nach dem zweiten Teil seiner SkyNet-Dystopie sollte Cameron lediglich zwei weitere Kinofilme drehen, ehe er sich 1997 in den Vorruhestand verabschiedete und sich auf Dokumentationen beschränkte. Ende des Jahres kommt Cameron nun in die Kinos zurück und die Szene munkelt bereits, dass er mit seinem technologisierten
Avatar erneut Geschichte schreiben wird. Ohnehin wird „cineastischer Fortschritt“ quasi nicht mehr ohne den Namen „Cameron“ in den Mund genommen. Zufall oder Schicksal also, dass gut ein halbes Jahr vor der Rückkehr Camerons sein „Kind“ in die nächste Lebensphase schreitet. Mit
Terminator: Salvation geht die Saga um John Connor in eine neue Runde. Doch mit der Filmreihe hat Cameron schon seit 13 Jahren nichts mehr am Hut.
Was 1984 mit
The Terminator begann, startete die Karriere von drei Männern, von denen sich zumindest zwei in der Stratosphäre Hollywoods festsetzen konnten. Mit einem Budget von 6,4 Millionen Dollar gelang es dem ersten Teil der Serie zum
“sleeper hit of fall 1984” (Virgin, S. 808) zu werden und letztlich mit einem Einspielergebnis von beinahe 80 Millionen Dollar das Zwölffache seiner Kosten einzuspielen (Dyer, S. 97). Nun hatte sich Cameron einen Namen gemacht (er sollte schließlich Ridley Scott als Regisseur der
Alien-Serie beerben) und zugleich seinen Star, Arnold Schwarzenegger, die Karriere geebnet, die inzwischen im Gouverneursposten von Kalifornien geendet ist. In
The Terminator berief sich der Roger-Corman-Schüler Cameron auf das, was er beim B-Movie-Guru gelernt hatte.
„Mit einfachen Mitteln ein Maximum an Wirkung“ zu erzielen (vgl. Rauscher, S. 428). Wollte Cameron ursprünglich direkt im Anschluss eine Fortsetzung in Angriff nehmen, musste diese sieben Jahre auf sich warten lassen. Erst Anfang der neunziger Jahre sollte sich Cameron wieder dem Weltuntergang durch die Maschinen widmen dürfen. Das Warten würde sich lohnen, revolutionierte
Judgment Day schließlich gemeinsam mit Steven Spielbergs
Jurassic Park die Hollywood-Landschaft mit ihren authentischen Spezialeffekten. Die Rückkehr des Terminators erhielt 1991 das Attribut des
“most expensive movie ever made” (Dyer, S. 101) und verschlang mit 100 Millionen Dollar Produktionskosten die 15-fache Summe seines Vorgängers (ders, S. 98).
Zwar spielte
Judgment Day über eine halbe Milliarde Dollar ein (das Fünffache seiner Kosten), konnte damit jedoch hinsichtlich seines prozentualen Gewinns nicht an den Erfolg des ersten Teiles anknüpfen (Hewitt, S. 87). Doch dies war ein kaum berücksichtigter Tropfen auf den heißen Stein, waren doch Schwarzenegger und Cameron nun im Olymp Hollywoods angelangt. Für den Autor und Regisseur war nun das letzte Kapitel der Geschichte erzählt, hatte er doch sogar ein futuristisch-harmonisches Ende gedreht, dieses im Nachhinein jedoch wieder verworfen. Allerdings gestand Cameron ein, Ideen für eine Fortsetzung gehabt zu haben. Doch die Reihe lag erstmal auf Eis, ehe nach einigen Rechtsquerelen 2003 die Trilogie mit
Terminator 3: Rise of the Machines ihren vorläufigen Abschluss fand. Sechs Jahre nach
Titanic und seinem darauf gefolgten Rückzug ins Dokumentarfilmfach war Cameron im Gegensatz zu Schwarzenegger jedoch nicht mehr zu einer neuerlichen Rückkehr zu bewegen. Stattdessen übernahm Jonathan Mostow das Ruder und produzierte erwartungsgemäß einen Flop. Mit doppeltem Budget gelang ihm lediglich ein doppeltes Einspielergebnis. Der allgemeine Tenor verabschiedete sich von dem Franchise, ehe letztes Jahre mit
The Sarah Connor Chronicles die Reihe eine nicht-kanonische Fortführung erhielt.
Zu diesem Zeitpunkt war durch das erfolgreiche
Batman-Reboot
Batman Begins von Christopher Nolan bereits ein vierter Teil der Roboter-Saga abgesegnet. Bezeichnenderweise konnte man sogar Christian Bale als John Connor gewinnen. Im Gegensatz zu der Trilogie wird sich die Handlung nun statt in der Gegenwart in der Zukunft bewegen. Mit demselben Budget wie sein Vorgänger ausgestattet soll
Terminator: Salvation der Auftakt einer neuerlichen Trilogie sein, die von McG inszeniert wird. Für Aufsehen sorgten bisher hauptsächlich Bales Ausraster am Set, sowie ein potentieller Spoiler bezüglich der finalen Auflösung (selbst wenn dies mit einem abgeänderten Ende versucht wurde zu relativieren). Ob es McG gelingt den missratenen Vorgänger vergessen zu machen und wieder an die cameronschen Filme anzuknüpfen bleibt abzuwarten. Während der Regisseur bei Cameron selbst hinsichtlich dessen Segen auf Granit biss, sollen sich Schwarzenegger und Linda Hamilton für Kurzauftritte (in unterschiedlicher medialer Form) bereit erklärt haben. Obschon es nicht unwahrscheinlich ist, dass
Salvation an den kommerziellen Erfolg von
Judgment Day anknüpfen kann, bleibt zu diesem Zeitpunkt noch abzuwarten, ob der Neustart der Reihe so vielversprechend verläuft, wie einige Fans nach den ersten beiden Trailern hoffnungsvoll erwarten. Vielleicht gelingt es dem vierten Teil zumindest, sich vom Erbe des Originalfilmes zu lösen, anstatt wie eine stumpfe Kopie daherzukommen, wie bei seinen Vorgängern geschehen.
The Terminator
Come with me if you want to live.
Wir schreiben das Jahr 2029 und die Menschen leben interniert in kleinen Lagern im Untergrund. Von ihren Unterdrückern wurden sie wie Vieh mit einem Barcode gebrandmarkt, angesehen als eine Rasse, die aufgrund ihrer Minderwertigkeit ausgelöscht werden muss. Erinnerungen an den Holocaust werden hier im technologischen Gewand evoziert und es sind zu Beginn Camerons B-Movie Effekte, die einem
The Terminator auch nach zwei Jahrzehnten noch ans Herz wachsen lassen. Speziell der Hunter-Killer kommt hier besonders charmant herüber, doch am Eindringlichsten bleiben wohl die menschlichen Schädel in Erinnerung, die von den Tankern SkyNets zerquetscht werden. Ein Motiv, das sich auch in den Fortsetzungen der Reihe wiederfinden wird. Man merkt es Camerons Durchbruchsfilm oft an, dass ihm ein geringes Budget zu Grunde lag. Nicht nur wegen dem Zukunftsszenario, sondern auch in den Szenen mit den Polizeiwagen. Deren Fahrertüren wurden lediglich mit ihren Mottos beklebt, was durch Continuity-Fehler dazu führt, dass gelegentlich
“to care and to protect” und dann wieder
“dedicated to serve” auf ihnen zu lesen ist. Doch wie gesagt, dass Ganze kommt so charmant rüber, dass man es dem Film nicht wirklich übel nehmen kann oder möchte. Speziell dann nicht, wenn man die Augenoperation des T-800 sieht. Dies sind die wichtigen Effektszenen, die Rauscher
„zu den Höhepunkten im Science-Fiction-Kino der 80er-Jahre“ zählt (Rauscher, S. 428).
Die Geschichte des Films ist dabei recht simpel. Im Jahr 2029 hat der menschliche Widerstand SkyNet besiegt. Dieses schickt mit dem T-800 (Arnold Schwarzenegger) ein Terminator-Modell ins Jahr 1984, um hier Sarah Connor (Linda Hamilton) zu töten, jene Frau, die mit John Connor den späteren Anführer des Widerstands gebären wird. Um diesen Mord vorzubeugen, schickt Connor mit Kyle Reese (Michael Biehn) seine rechte Hand in der Zeit zurück. Was der Virgin Film Guide als
“intelligent” und
“smoothly crafted” (Virgin, S. 808) ansieht und wo Rauscher
„in keiner Szene die Stringenz und Logik der Handlung“ vernachlässigt sieht (Rauscher, S. 430), bewegt sich auf gewagtem astrophysikalischen Terrain. Zieht man
Judgment Day in die Analyse mit ein, lässt sich generell verwerfen, dass SkyNet tatsächlich Sarah Connor töten wollte oder ernsthaft mit ihrer Ermordung gerechnet hat. Die Tatsache, dass John Connor in der Zukunft existiert, müsste für SkyNet Beweis genug dafür sein, dass sich Sarah Connor nicht töten lässt. Demzufolge ist der eigentliche Zweck des Films eher der, dass der T-800 in seiner Mission scheitert, damit seine Überreste – wie in
Judgment Day zu sehen, den Anfang von SkyNet bilden können.
So gesehen ist
The Terminator durchaus in sich logisch aufgebaut, wenn am Ende des Films die Zukunft sich ihre eigene Vergangenheit in unserer Gegenwart erst erschafft. Der Film verfügt somit über ein interessantes Grundgerüst, welches sich peu a peu während der zahlreichen Fluchtsequenzen entfaltet. Die exploitativen Elemente vom Originalteil der Reihe führten schließlich dazu, dass Tookey das Werk als
“over-violent” wahrnahm (Tookey, S. 843). In der Tat ist hier der Body Count viermal höher als später in
Judgment Day. Speziell in der Polizeistationsszene, die Pierce als
“one of cinema’s most spectacular shoot-outs” bezeichnet (Pierce, S. 113), kennt der Terminator wahrlich kein Pardon und eliminiert alles was sich ihm in den Weg stellt. In die Filmgeschichte eingegangen ist natürlich auch Schwarzeneggers berühmtester Einzeiler:
“I’ll be back”. Auf dem Gewaltlevel kennt Cameron hier wirklich noch keine Gnade, wenn zu Beginn des Films – in welchem alle drei Protagonisten ganz klassisch der Reihe nach vorgestellt werden – der T-800 einem Punker bereits das Herz aus der Brust heraus reißt. Die Gewalt hält sich jedoch in Grenzen, weshalb es in der Tat unverständlich ist, weshalb der Film bis heute auf dem deutschen Markt indiziert ist und sich keine ungeschnittene Fassung in den Läden kaufen lässt.
Was im Film selbst plakativ als
“Tech Noir” bezeichnet wird, funktioniert im Grunde über die gesamte Laufzeit exzellent. Die Handlung beschränkt sich auf ein Minimum und verstrickt sich nicht in Nebenhandlungen, die Spannung selbst wird durchgehend aufrecht erhalten. Etwas runder wäre der Film allerdings gewesen, wenn der fertige Schnitt Kyles Einordnungsprobleme und Cyberdynes Entdeckung des CPU-Chips (beides in den geschnittenen Szenen zu sehen) beinhaltet hätte. Dennoch ist
The Terminator sicherlich zu Recht ein Klassiker und Kultfilm seines Genres, angereichert mit schönen Klischeefiguren (großartig allein die
“Your mama!”-Szene zwischen Winfield und Henriksen) und einer äußerst interessanten Geschichte als Basis für einen packenden und unterhaltsamen Actionfilm. Bei der Rezeption des Filmes scheiden sich die Geister. Während Virgin
“this film (..) far superior to its mega-grossing mega-budgeted sequel” sieht (Virgin, S. 808), befindet Tookey den ersten Teil
“far surpassed (…) by Terminator 2” (Tookey, S. 843). Welcher der beiden Filme beim Zuschauer letztlich als der Bessere angesehen wird, muss – wie immer – jeder für sich entscheiden. Dass
The Terminator einen starken Beitrag von Cameron zum Genre darstellt, da dürften sich jedoch die meisten einig sein. Der Film selbst zeichnet sich durch seine gute Besetzung und seine charmant-billigen, jedoch überzeugenden Effekte aus. Zudem verfügt er über eines der coolsten Finishing-Zitate der Geschichte:
“You’re terminated, fucker!”
Terminator 2: Judgment Day
Why do you cry?
Die Fortsetzung zum Überraschungshit unterlief einiger vorgreifender Propaganda. Um das Publikum nicht zu verstören, wurde bereits vorweg genommen (unter anderem auf dem Kinoplakat), dass der T-800 (Arnold Schwarzenegger) dieses Mal
“back for good” sein würde. Daher wird der Eröffnung des Films etwas der Wind aus den Segeln genommen. Die prägnanteste Veränderung von
Judgment Day ist selbstverständlich die Katharsis des Terminators aus dem Vorgängerfilm. Die Filmliteratur weiß hier mit einigen netten Kosenamen aufzuwarten. Während Ebert Schwarzenegger als
“pet Terminator” titulierte (Ebert, Internet), verkommt das Ganze bei Virgin zu einem
“user-friendly Schwarzenegger” (Virgin, S. 808f.) und Dyer wartet mit
“house-trained T-800” und
“cyber-nanny” sogar mit zwei Bezeichnungen auf (Dyer, S. 101). Im Vergleich zu
The Terminator ist
Judgment Day weitaus massenkompatibler, ein
“more commercial film” und in Dyers Augen
“an attempt to draw in the Twins
and Kindergarten Cop
crowd” (Dyer, S. 97). Der harte Terminator aus dem ersten Teil muss hier gleich zu Beginn schwören, dass er niemanden umbringt (sehr amüsant übrigens seine Verlustskala, die Menschen rational berechnet).
Entäuschenderweise ist
Judgment Day die meiste Zeit nur eine Wiederholung seines erfolgreichen Vorgängers. Sowohl die Verfolgungsjagden (Sarah steuert, T-800/Kyle lehnt sich aus Fenster um den Terminator zu beschießen, dieser wiederum bedient sich im Finale eines Tanklasters) als auch einige Zitate (Kyle/T-800:
“Come with me if you want to live”,
“I’ll be back”) finden Einzug ins Geschehen, das seine Grundstruktur auch aus
The Terminator bezieht. Virgin erkennt hier sehr treffend
“a plot that lacks imagination”, und dass der Film
“on a dramatic level (…) is less satisfactory” (Virgin, S. 808f.). Auch Roth führt an, dass der Plot „dem technischen Spektakel untergeordnet [ist]“ (S. 624f.). Erneut also die chronologische Einführung aller Figuren, die Hetzjagd zwischen den beiden Parteien, T-800 und T-1000 (Robert Patrick), um das Objekt der Begierde. Das einzige neue Element in der Geschichte ist also die mutmaßliche Zerstörung von Cyberdyne Systems, ehe im Finale wieder sowohl Beschützer als auch Bösewicht das Zeitliche segnen müssen. Während Tookey hier das Drehbuch als
“surprisingly intelligent” erachtet (Tookey, S. 843), ist der zweite Teil der Reihe im Kern nur ein massentaugliches Aufkochen des ersten Filmes. Ein Action-Spektakel, mit ausgereiften Effekten, sich derselben Handlung wie der Vorgänger bedienend, nur mit weniger Gewalt und dafür kinderfreundlicheren Szenen (bevorzugt in Form von Komik).
Auch mit der Logik wird es in T2 schon etwas schwerer. Im selben Jahr wie im Vorgänger (2029, d. Red.) schickt SkyNet den T-1000 in die Vergangenheit, um 1995 John Connor (Edward Furlong) auszulöschen. Connor wiederum programmiert ein T-800 Modell um und schickt dieses als Beschützer seines jugendlichen Ichs durch die Zeit. Als Beide Sarah Connor (Linda Hamilton) aus der psychiatrischen Anstalt befreien, rüsten sie sich schließlich gemeinsam mit SkyNet-Entwickler Miles Dyson (Joe Morton), um Cyberdyne zu zerstören. Die Besetzung des Ensembles ist wie im ersten Teil gelungen, selbst wenn man dem 13-jährigen Furlong die Rolle des 10-jährigen John speziell zu Beginn nicht abkauft. Etwas störender ist dagegen die humoristische Komponente des Filmes, die den T-800 zur wandelnden Einzeiler-Maschine werden lässt. Was in
The Terminator als harter Actionfilm daherkam, ist nunmehr ein Familienfilm mit stark religiöser Komponente. Die Tatsache, dass der T-1000 ebenfalls aus dem Jahr 2029 stammt, unterstützt die These, dass der T-800 im ersten Film allein wegen seiner unvermeidlichen Zerstörung in die Vergangenheit geschickt wurde. Man kann somit davon ausgehen, dass die 800er-Reihe die letzte Serie SkyNets ist, die mit einem CPU-Prozessor ausgestattet wurde. Dies würde wiederum das relativ frühe Auftauchen der 800er in Terminator: Salvation (zeitlich ins Jahr 2018 verlegt) erklären, sodass innerhalb dieser elf Jahre noch eine T-900er Reihe entwickelt wurde (welche bereits aus Flüssigmetall konstruiert sein müsste).
Der religiöse Aspekt des Filmes wurde vor allem von Sloterdijk hervorgehoben, der
Judgment Day als
„wahrhaft evangelisches Projekt“ ansieht (Sloterdijk, S. 30) und Schwarzenegger als
„modernen Christopherus, der den Menschheitsretter durch die Welt wie durch ein Schlachtfeld hindurchträgt“ (ders., S. 29). Oberender hingegen sieht den T-800
„in seinem Willen nicht frei“ und
„dem Willen Gottes“ dienend, während der T-1000 als
„böser Archont (..) in seinem Willen frei“ ist (Oberender, S. 9). Dem wäre schon allein deswegen zu widersprechen, da auch der T-1000 in seinem Willen nicht frei ist, folgt schließlich auch er einer übergeordneten Kraft. Was also beim T-800 John Connor ist, wird beim T-1000 durch SkyNet verkörpert. Nur weil SkyNet nicht in der Gegenwart präsent ist, um ihm Kommandos zu geben, ist der T-1000 noch lange nicht „frei“. Die christliche Metaphorik passt ansonsten jedoch recht gut, sieht man den T-800 als Schutzengel des zukünftigen Messias der Menschen, der schließlich am Ende des Films durch sein Selbstopfer für ebenjenen Menschen (Connor, d. Red.) selbst zu einer Art Messias wird, indem er als letztes Bindeglied zu SkyNet für die Sünden der Menschen büßt. Kein Wunder also, dass der Film mit derartigem kinderfreundlichem religiösen Hokuspokus gerade bei den Amerikanern sehr gut ankam (erfolgreichster US-Film des Jahres 1991).
Gerne wird auch, wie von Rauscher, hervorgehoben, dass Cameron
„als einer der Initiatoren des veränderten Frauenbildes im Genre“ gilt, wie auch durch Ripley in
Aliens zu sehen ist (Rauscher, S. 430). Anhand des Wandels von Sarah Connor hebt jedoch Oberender sehr gut hervor, dass hier
„die schutzlose Frau (…) sukzessiv die Attribute des Mannes übernimmt“ (Oberender, S. 22). Die schutzbedürftige Sarah Connor aus dem ersten Teil sieht man in
Judgment Day als erstes bei Klimmzügen ihre Muskeln stählen, während sie auch sonst als sehr tough und waffenaffin dargestellt wird. Sloterdijk sieht dann auch eine
„wundersame Männerlosigkeit – im Zentrum belebt von einer amazonischen Matrone mit ihrem vaterlosen Knaben, in der Peripherie bevölkert von Cyborgs und abknallbaren männlichen Statisten“ (Sloterdijk, S. 30). Sarah Connor ist also nunmehr die harte Figur, während der T-800 als Vaterfigur fungieren darf. Im unnötigen Director’s Cut wird dies noch ergänzt durch Lächelanweisungen durch John Connor, nachdem schon zuvor der Fokus von Cameron auf eine Humanisierung der Maschine (inklusive rührseligem Finale) gelegt wurde. Auch die Traumsequenz von Kyle Reese mit seiner prophetischen Funktion unterstützt nochmals die religiöse Komponente des Filmes. Ungeachtet der Tatsache, dass die Spezialeffekte in der Tat beeindruckend und die Actionszenen (insbesondere die Regenkanalsequenz) mitreißend sind, ist
Judgment Day im Grunde nicht als eine überladene, familiengerechte Version des Vorgängers.
Terminator 3: Rise of the Machines
Talk to the hand.
Ihr unrühmliches Ende fand die
Terminator-Reihe schließlich mit
Rise of the Machines. Dass der Film nicht versteht, mit seinem Erbe entsprechend umzugehen, zeigt er schon relativ zu Beginn. Hier reflektiert ein 19-jähriger John Connor (Nick Stahl) über die bisherigen beiden Teile, indem er sein eigenes Alter in
Judgment Day mit 13 beziffert, obschon er damals 10 Jahre alt war (
“When I was 13 they tried again.”). Hier hat man sich amüsanterweise auf Edward Furlongs Alter bezogen, anstatt auf das von John Connor selbst. Jonathan Mostows Film versucht dann ganz der cameronschen Tradition zu folgen. Wieder werden die vier Protagonisten nacheinander vorgestellt, erneut darf sich der T-800 (Arnold Schwarzenegger) seine Bekleidung Biker-mäßig anpassen. Nachdem bereits Cameron in
Judgment Day versuchte, mit “Bad to the Bone” von George Thorogood & The Destroyers lustig zu sein, treibt Mostow dies noch eine Ecke weiter, wenn er Schwarzenegger zuerst mit der Hand sprechen lässt (
“Talk to the hand!”), um ihn anschließend mit einer peinlichen Sonnenbrille zu versehen. Ohnehin war das Sonnenbrillen-Gimmick bereits im Vorgänger ausgelutscht und wirkt hier nur noch lächerlich, wenn sich der T-800 nachts die verspiegelten Gläser aufsetzt. Noch grandioser ist der Eintritt des T-X (Kristanna Loken). Dieser manifestiert sich im Körper einer Frau nicht nur in einer Damen-Boutique (!), sondern macht sich dann die Mühe anstatt sich dort zu bekleiden, eine Passantin auf der anderen Straßenseite zu ermorden.
Hier wird schon früh der Ton des Films gesetzt, der gar nicht erst versucht, eine Handlung aufzubauen, sondern sich primär auf die erfolgreichen Eigenschaften der Vorgänger stützt. Die Passantin wird also ermordet, damit jemand ermordet wird, so wie wenig später der T-X einen Kranwagen (!) kapert, um mit diesem die Verfolgungsjagd aufzunehmen. Sinn und Zweck der Szene ist dann auch lediglich mit ebenjenem Kranwagen möglichst viel in möglichst wenig Zeit kaputt zu machen. Ohnehin ist der T-X eine bemitleidenswerte Konstruktion von SkyNet, erneut mit einem Endoskelett versehen, jedoch überzogen von Flüssigmetall. Zu keinem Zeitpunkt gelingt es Loken die Bedrohlichkeit eines Robert Patrick zu erschaffen. Ihr Terminator ist im Grunde nur Mittel zum Zweck, ein sich bewegendes Ding, das als Antrieb für Schwarzenegger und Co. herhalten muss. Genauso Mittel zum Zweck ist der Abstecher zu Sarah Connors Sarg, eine Sequenz die keinem höheren Zweck dient, als Schwarzenegger sich anschließend den Weg freischießen zu lassen. Der Film ist angereichert mit solchen sinnlosen Szenen, die so lange wie möglich das Finale hinauszögern sollen. Dass der Film dabei lediglich unentwegt
Judgment Day wiederholt (nachdem dieser bereits
The Terminator wiederholte), ist bezeichnend für die Ideenlosigkeit des gesamten Projekts. Besonders bedauerlich ist
Rise of the Machines hinsichtlich seiner Charaktere. Nach dem Dahinscheiden von Sarah Connor ist es nunmehr John Connor, der die Erzählung der Handlung übernimmt. Dummerweise wurde die Figur jedoch kein bisschen ausgebaut.
“Connor is (..) useless in the film”, bemäkelte schon Hewitt (Hewitt, S. 92). Stahl gibt hier eine Taugenichts-Version des Widerstandsführers, die, gäbe es die Möglichkeit, von ihrem 10-jährigen Pendant problemlos in den Arsch getreten bekäme. Herausragend die Begegnung zwischen Connor und T-800, als Ersterer die Maschine stammelnd fragt, ob sie gekommen sei, um ihn zu töten. Letztlich kann er gottfroh sein, dass dem nicht so ist, so dümmlich wie er sich hier preisgibt. Bedenkt man, dass sich Connor seit sieben Jahren alleine durchgeschlagen hat, ist es unverständlich, wie er sich mit Tierschmerzmitteln auf dem Fußboden einer Tierpraxis zudröhnen lassen kann. Wie armselig die Figur ausgearbeitet wurde, merkt man auch daran, dass selbst Claire Danes als Kate Brewster mehr Eier in der Hose hat. Folglich bleibt alles wieder am T-800 hängen, der hinsichtlich seiner Minderwertigkeit ein doch erstaunlich hartnäckiger Gegner für den überlegenen T-X darstellt. Da versteht es sich von selbst, dass Mostow auch die Selbstopferung der Maschine von seinem Vorgänger im Finale übernimmt. Ebenjenes Finale ist im Grunde auch das Einzige, was an
Rise of the Machines gefallen kann.
“Apart from that ending there’s little to love about”, resümiert Hewitt wieder zurecht (vgl. Hewitt, S. 91).
Was den Abschluss der Trilogie so ärgerlich macht, ist seine fehlende Handlung. Aus dem Jahr 2032 schickt Brewster den T-800 zurück, um sich selbst und John Connor zu retten. Connor wiederum wurde 2032 von ebenjenem T-800 ermordet. Nun mag man sich einerseits fragen, wieso SkyNet im Jahr 2032 ein T-800 Modell auf Connor ansetzt (wo man doch sowohl über die überlegen T-1000 als auch T-X Serie verfügt), und andererseits, wieso Connor von einem T-800 Modell ermordet werden kann, nachdem er sich nicht nur ebenjenen Modells, sondern auch dem T-1000 Modell seit Jahren erwehrt (unabhängig davon, dass Connor nun weiß, dass er 2032 ermordet wird/werden soll). Noch besser wird es dann, wenn Mostow SkyNet plötzlich in die Hände von Kates Vater legt und zum Internetvirus verkommen lässt. Nicht nur fehlen die Zusammenhänge zu Cyberdyne Systems, sondern auch die gesamte Vorgeschichte von SkyNet für die neuerdachte Vergangenheit wird unterschlagen. Mostow macht deutlich, dass sein Film wenig mit der Geschichte von Camerons Filmen zu tun haben möchte. Sein Beitrag zur Reihe ist ausschließlich actionlastiger Natur, will viel in die Luft sprengen und kaputt machen.
Rise of the Machines ist des Titelzusatzes Terminator unwürdig, ein katastrophaler und schwer erträglicher Abschluss unter die Reihe und im Grunde die beste Voraussetzung für McG’s
Salvation. Denn schlechter als der hier kann sein Film sicher nicht werden.
The Terminator:
8.5/10
Terminator 2: Judgment Day:
8/10
Terminator 3: Rise of the Machines:
1.5/10
Terminator: Salvation:
5.5/10
Verwendete Literatur:
• Dyer, James: Judgment Day, in: Empire 4/2009, S. 96-103.
• Ebert, Roger: Terminator 2: Judgment Day, in: Rogerebert.com, 1991, http://rogerebert.suntimes.com/apps/pbcs.dll/article?AID=/19910703/REVIEWS/107030301/1023.
• Hewitt, Chris: Rise of the Machines, in: Empire 4/2009, S. 87-92.
• Oberender, Thomas: Zwischen Mensch und Maschine. Reflexionen über James Camerons Film „Terminator 2“ im Lichte der Philosophie von J.-F. Lyotard und über die Beziehung zwischen Narzissmus und Video vor dem Hintergrund der Studentenrevolte, Siegen 1993.
• Pierce, Nev: The Terminator, in: Empire 4/2009, S. 108-115.
• Rauscher, Andreas: „Terminator“ und „Terminator 2 – Tag der Abrechnung“, in: Koebner Thomas (Hrg.): Filmgenres. Science Fiction, Stuttgart, 2003, S. 425-432.
• Roth, Jürgen: Artikel „Terminator 2 – Tag der Abrechnung“, in: Töteberg, Michael (Hrg.): Metzler Film Lexikon, Stuttgart/Weimar ²2005, S. 624f.
• Sloterdijk, Peter: Sendboten der Gewalt. Zur Metaphysik des Actionkinos am Beispiel von James Camerons „Terminator 2“, in: Rost, Andreas (Hrg.): Bilder der Gewalt, München 1994, S. 13-32.
• The Eighth Virgin Film Guide, London 1999.
• Tookey, Christopher: The Critic’s Film Guide, London 1994.