Cinema should make you forget you are sitting in a theater.
(Roman Polanski)
Das Jahr ist praktisch rum und nach den letzten Zweitsichtungen kann nunmehr auch hier ein Resümee gezogen werden. Was zeichnete das Filmjahr 2008 für mich persönlich aus? Beherrscht wurde es ganz klar von dem mir vergönnten Bonus Pressevorführungen besuchen zu dürfen. Auf ganzen 53 Stück war ich dieses Jahr zu Gast, was somit beinahe fünfzig Prozent meiner Kinobesuche bestimmt. Eine andere hohe Zahl dieser verdanke ich zudem dem Fantasy Filmfestival, welches ich im Sommer besucht habe. Insgesamt habe ich mich also 109 Mal in einem Lichtspielhaus dieses Jahr eingefunden, was vermutlich ein persönlicher neuer Rekord sein dürfte. Da ich es in diesem Jahr zum ersten Mal vollständig protokolliert habe, kann ich es jedoch nicht verifizieren.
Abzüglich der Filme, die in Deutschland erst 2009 starten und zuzüglich der Filme, deren Sichtung mir lediglich auf DVD möglich war, kam ich 2008 in den Genuss von 120 Filmen, die in den letzten zwölf Monaten das (deutsche) Licht der Welt erblickt haben. Knapp elf Prozent davon wurden mir in der Sneak gezeigt, die zugleich fast die Hälfte der Filme für die diesjährige Flop 10 lieferte. Dieser Aspekt und die Tatsache, dass ich drei Mal Filme zu sehen bekam, die mir bereits in einer Pressevorführung begegneten, sorgten dafür, dass ich meine Sneakbesuche 2008 stark reduzierte. Bevor ich zu meinen diesjährigen Top 10 komme, will ich noch einen Blick über den nationalen Tellerrand werfen und ein Fazit fällen. Die Ungeduldigen unter euch können die letzten Meter runter scrollen.
Zwei Filme haben weltweit einen nachhaltigen Eindruck hinterlassen und könnten dabei unterschiedlicher nicht sein. Während in den USA Christopher Nolans The Dark Knight mit 530 Millionen Dollar Einspiel zum erfolgreichsten Film des Jahres avancierte, eroberte das Musical Mamma Mia! in Europa die Kinos. Speziell die Briten outeten sich als enorme ABBA-Fans und schafften es mit einem Einspiel von 70 Millionen Pfund sogar den Uralt-Rekord von Titanic als erfolgreichsten Film abzulösen. In Deutschland, Italien und Russland war derweil ein ganz anderer Film Spitzenreiter: Madagascar 2. Die Spanier hingegen ließen sich vom coolsten Archäologen aller Zeiten begeistern und hievten Indiana Jones and the Kingdom of the Crystall Skull auf Platz 1 ihrer Jahresliste.
Als Patrioten erwiesen sich viele der anderen Nationen. Während in Polen Lejdig die Massen begeisterte und die Dänen sich dank Flammen og Citronen Geschichtsfans outeten, stellten die Franzosen dies nochmals in den Schatten. Die Kinofreudigste Nation Europas begeisterte sich an Bienvenue chez les Ch’tis und dem neuesten Asterix-Vehikel. Dagegen hatte auch Indiana Jones keine Chance, der zudem in den USA aufgrund einer Millionen Dollar gegenüber Iron Man das Nachsehen um Platz 2 der Jahrescharts hatte. Dennoch war Steven Spielberg und George Lucas dieser Platz weltweit sicher. In chronologischer Reihenfolge markieren The Dark Knight, Indiana Jones and the Kingdom of the Crystal Skull und Kung Fu Panda die drei ertragreichsten Filme des vergangenen Kinojahres.
Laut der Internet Movie Database (IMDb) handelt es sich bei den drei populärsten Filmen des Jahres um The Dark Knight (8.9/10), Wall•E (8.5/10) und Gran Torino (8.4/10). Der Star des Jahres ist ohne Frage Will Smith, dessen beide Filme I am Legend und Hancock gemeinsam über 1,2 Milliarden Dollar eingespielt haben. Aus Diskonsens mit den Academy Awards will ich nun noch meinen Senf zu einigen Subkategorien abgeben, welche die Jahrescharts nicht abdecken. Mit je zwei Sichtungen habe ich lediglich Indiana Jones and the Kingdom of the Crystal Skull und Australia mehrfach im Kino gesehen. Sowohl Indiana Jones als auch Sweeney Todd wurden insgesamt drei Mal gesichtet, mit vier Sichtungen markiert jedoch Southland Tales den von mir meistgesehenen Film des Jahres.
Als beste Fernsehserie von 2008 klassifiziere ich die Gossip Girl, die all dem gerecht wurde, was sie versprach (beziehungsweise: drohte) zu sein. Den gelungensten Animationsfilm wiederum stellte Appleseed: Ex Machina dar, der zudem die überzeugendste Action des Filmjahres bot. Des Weiteren erachte ich wahrscheinlich entgegen dem mehrheitlichen Tenor nicht The Dark Knight sondern vielmehr Speed Racer als die beste und vorlagentreuste Comicadaption. Die beeindruckendste Dokumentation lieferte Seth Gordon mit The King of Kong ab, wobei auch No End In Sight sehr gut recherchiert war. Zwar zeigte Charles Ferguson darin nichts auf, was man wir hier in Europa nicht schon vor fünf Jahren gewusst haben, aber für Amerikaner dürfte das fraglos interessant gewesen sein.
Den Platz der viel versprechendsten Nachwuchstalente teilen sich 2008 die Mexikanerin Inés Efron für ihre Hauptrolle in XXY, sowie der junge Aborigine Brandon Walters mit seiner Nebenrolle in Australia. Der beste und überzeugendste männliche Darsteller des vergangenen Jahres fand sich in Ryan Gosling. Sowohl in Lars and the Real Girl als auch in Half Nelson vermochte er eine komplexe Rolle zu transferieren und zugleich den jeweiligen Film auf seinen Schultern zu tragen. Bei den Damen war es da schon etwas schwerer. Letztlich fiel die Wahl auf Cate Blanchett, die in I’m Not There (als Frau wohlgemerkt) von allen Bob Dylan-Interpretationen die Gefälligste präsentierte. Selbst wenn sie nicht umhin kam, sich in ihrer Porträtierung bisweilen im overacting zu verlieren.
Resümierend betrachtet kann man mit dem Filmjahr 2008 insgesamt sehr zufrieden sein, war es doch nicht schlechter als die Vertreter aus dem Vorjahr - wenn nicht sogar besser. Wie so oft fanden sich dabei viele der besten Filme des Jahres bereits in den ersten beiden Monaten des Kalenders, was hinsichtlich der Beiträge des kommenden Jahres, die ich bereits sehen konnte, keine allzu großen Hoffnungen schüren lässt. Die folgenden zehn aufgelisteten Filme repräsentieren den gelungensten Dekalog des Jahres 2008, mit Werken wie Dance of the Dead, Vicky Cristina Barcelona, The King of Kong und WALL•E als Runner Ups. Aber langer Rede kurzer Sinn - es folgt zum Jahresausklang meine Top 10 (wie im Vorjahr führe ich die Flop 10 als ersten Kommentar auf):
10. Australia (Baz Luhrmann, AUS/USA 2008): Nach langjähriger Planung (und mehrjähriger Pause) hatte es Luhrmann endlich geschafft, sein erhofftes Epos über sein Heimatland auf die Leinwand zu bannen. In fast epischen zweieinhalb Stunden gelingt es ihm dabei, zahlreiche unterschiedliche Genres von Romanze, über Komödie und Kriegsfilm zu einem homogenen Ganzen miteinander zu verbinden und vor träumerischer Naturkulisse die vermutlich mitreißendste Liebesgeschichte des Jahres zu erzählen.
9. Vratné lahve (Jan Sverák, CZ/UK 2007): Erneut gelingt es dem Vater-Sohn-Gespann eine unterhaltsame und doch zutiefst patriotische Geschichte zu erzählen. In Leergut, so der deutsche Titel, widmen sich die Sveráks einem sturen Lehrer, will sagen „Grüßer“, der nicht umhin kann von seinen patriarchalischen Methoden loszukommen. Seine erotischen Phantasien sind ihm dabei keine Hilfe. Eine mit sehr sympathischem da einfachem Humor ausgestattete Komödie aus dem tschechischen Lande.
8. The Darjeeling Limited (Wes Anderson, USA 2007): Auch in mit seinem fünften Spielfilm weiß Anderson zu gefallen und offeriert dem Publikum vor der intensiven Kulisse Indiens eine Familie, die durch den Tod des Familienoberhauptes auseinandergerissen wurde. Nicht nur von einander, sondern auch von sich selbst. Auf einer schrullig-schrägen Reise zu ihrer Mutter finden die drei ungleichen Brüder wieder zu einander. Anderson kombiniert hier exzellent Bilder, Geschichte und musikalische Untermalung.
7. Lars and the Real Girl (Craig Gillespie, USA 2007): In diesem Dramödie über das Andersein zelebriert Gillespie nicht nur das Gute im Menschen, sondern auch die Akzeptanz dessen, was man ist und nicht dessen, was man tut. Dass es dem Film dabei gelingt, zu keinem Zeitpunkt in lächerlichen Kitsch abzugleiten oder seinen Protagonisten der Lächerlichkeit preiszugeben, ist zum einen sein größter Verdienst und zum anderen ein ergreifendes Manifest für tolerantes Verhalten allgemein.
6. XXY (Lucía Puenzo, RA/E/F 2007): Mit ihrem Film erschuf Puenzo ein eindringliches Drama über eine 15-jährige Intersexuelle, deren Eltern bestrebt sind, ihr durch eine Operation ein eindeutiges Geschlecht und damit zugleich auch eine klare Identität zuzuordnen, die dem Mädchen zu fehlen scheint. Dabei verkommt der Film, ebenso wie Lars and the Real Girl, zu einem Pamphlet für Akzeptanz und Toleranz. Nicht nur gegenüber anderen Menschen, sondern zuvorderst auch sich selbst gegenüber.
5. Sweeney Todd - The Demon Barber of Fleet Street (Tim Burton, USA/UK 2007): Burton weiß nicht zu enttäuschen und liefert eines der opulentesten und harmonischsten Film-Musicals der Gegenwart ab. Seine Adaption von Stephen Sondheims Kult-Musical ordnet sich perfekt in das Sujet des Regisseurs ein und bezaubert den Zuschauer mit dem Rachefeldzug seines größenwahnsinnig gewordenen Helden in einer Geschichte, in der Liebe nur möglich scheint, wenn dafür andere Figuren zu Schaden kommen.
4. Southland Tales (Richard Kelly, USA/D/F 2006): Die wahrscheinlich umfangreichste Arbeit der letzten Jahre hat sich Kelly mit seinem von der Presse gescholtenen Donnie Darko-Nachfolgers gemacht. Sein Film ist nicht nur eine Adaption der Johannes-Offenbarung, sondern zugleich auch Spiegelbild der aktuellen amerikanischen Gesellschaft. Auch hier gehen die visuellen Bilder mit der brillanten musikalischen Untermalung Hand in Hand und bilden ein so faszinierendes wie vielschichtiges Gebilde.
3. In Bruges (Martin McDonagh, UK/USA 2008): Der Ire McDonagh liefert die Überraschung des Jahres ab, mit seiner schwarzen Komödie über zwei irische Auftragskiller. Der Film begeistert nicht nur wegen seiner harmonischen und gut aufspielenden Darsteller, sondern speziell durch sein pointiertes Drehbuch, das stets zum rechten Zeitpunkt die richtige Wendung nimmt. Ein kleines Meisterwerk des Gangsterfilmes und eine Liebeserklärung an Brügge: “It’s a fairytale fucking town, isn't it?“.
2. Into the Wild (Sean Penn, USA 2007): Bis ins kleinste Detail adaptierte Penn perfekt die Vorlage von Jon Krakauer und lieferte dem Publikum ein eindringliches Porträt einer faszinierenden Persönlichkeit. Die Unschuld, Naivität und Aufrichtigkeit von Christopher McCandless ist in Emile Hirschs starkem Spiel stets spürbar. Die Bilder von Eric Gautier und Eddie Vedders Score avancieren in Verbindung mit Krakauers Recherchen unter Penns Regie zu einem Plädoyer für die untrügliche Freiheit des Menschen.
1. Le scaphandre et le papillon (Julian Schnabel, F/USA 2007): Nicht weniger brillant ist Schnabels Umsetzung des Romans von Jean-Dominique Bauby, in welchem er über sein Schicksal Locked-in-Syndrom philosophiert. Die Musik (Paul Cantelon) bildet mit den Bildern (Janusz Kaminski) und dem Drehbuch (Ronald Harwood) unter der Regie ein eindringliches Drama und zugleich Fest für die Sinne. Die Intensität mit der Jean-Do um sein Leben kämpft ist faszinierend wie der ganze Film perfekt. Un poème d’un film.
(Roman Polanski)
Das Jahr ist praktisch rum und nach den letzten Zweitsichtungen kann nunmehr auch hier ein Resümee gezogen werden. Was zeichnete das Filmjahr 2008 für mich persönlich aus? Beherrscht wurde es ganz klar von dem mir vergönnten Bonus Pressevorführungen besuchen zu dürfen. Auf ganzen 53 Stück war ich dieses Jahr zu Gast, was somit beinahe fünfzig Prozent meiner Kinobesuche bestimmt. Eine andere hohe Zahl dieser verdanke ich zudem dem Fantasy Filmfestival, welches ich im Sommer besucht habe. Insgesamt habe ich mich also 109 Mal in einem Lichtspielhaus dieses Jahr eingefunden, was vermutlich ein persönlicher neuer Rekord sein dürfte. Da ich es in diesem Jahr zum ersten Mal vollständig protokolliert habe, kann ich es jedoch nicht verifizieren.
Abzüglich der Filme, die in Deutschland erst 2009 starten und zuzüglich der Filme, deren Sichtung mir lediglich auf DVD möglich war, kam ich 2008 in den Genuss von 120 Filmen, die in den letzten zwölf Monaten das (deutsche) Licht der Welt erblickt haben. Knapp elf Prozent davon wurden mir in der Sneak gezeigt, die zugleich fast die Hälfte der Filme für die diesjährige Flop 10 lieferte. Dieser Aspekt und die Tatsache, dass ich drei Mal Filme zu sehen bekam, die mir bereits in einer Pressevorführung begegneten, sorgten dafür, dass ich meine Sneakbesuche 2008 stark reduzierte. Bevor ich zu meinen diesjährigen Top 10 komme, will ich noch einen Blick über den nationalen Tellerrand werfen und ein Fazit fällen. Die Ungeduldigen unter euch können die letzten Meter runter scrollen.
Zwei Filme haben weltweit einen nachhaltigen Eindruck hinterlassen und könnten dabei unterschiedlicher nicht sein. Während in den USA Christopher Nolans The Dark Knight mit 530 Millionen Dollar Einspiel zum erfolgreichsten Film des Jahres avancierte, eroberte das Musical Mamma Mia! in Europa die Kinos. Speziell die Briten outeten sich als enorme ABBA-Fans und schafften es mit einem Einspiel von 70 Millionen Pfund sogar den Uralt-Rekord von Titanic als erfolgreichsten Film abzulösen. In Deutschland, Italien und Russland war derweil ein ganz anderer Film Spitzenreiter: Madagascar 2. Die Spanier hingegen ließen sich vom coolsten Archäologen aller Zeiten begeistern und hievten Indiana Jones and the Kingdom of the Crystall Skull auf Platz 1 ihrer Jahresliste.
Als Patrioten erwiesen sich viele der anderen Nationen. Während in Polen Lejdig die Massen begeisterte und die Dänen sich dank Flammen og Citronen Geschichtsfans outeten, stellten die Franzosen dies nochmals in den Schatten. Die Kinofreudigste Nation Europas begeisterte sich an Bienvenue chez les Ch’tis und dem neuesten Asterix-Vehikel. Dagegen hatte auch Indiana Jones keine Chance, der zudem in den USA aufgrund einer Millionen Dollar gegenüber Iron Man das Nachsehen um Platz 2 der Jahrescharts hatte. Dennoch war Steven Spielberg und George Lucas dieser Platz weltweit sicher. In chronologischer Reihenfolge markieren The Dark Knight, Indiana Jones and the Kingdom of the Crystal Skull und Kung Fu Panda die drei ertragreichsten Filme des vergangenen Kinojahres.
Laut der Internet Movie Database (IMDb) handelt es sich bei den drei populärsten Filmen des Jahres um The Dark Knight (8.9/10), Wall•E (8.5/10) und Gran Torino (8.4/10). Der Star des Jahres ist ohne Frage Will Smith, dessen beide Filme I am Legend und Hancock gemeinsam über 1,2 Milliarden Dollar eingespielt haben. Aus Diskonsens mit den Academy Awards will ich nun noch meinen Senf zu einigen Subkategorien abgeben, welche die Jahrescharts nicht abdecken. Mit je zwei Sichtungen habe ich lediglich Indiana Jones and the Kingdom of the Crystal Skull und Australia mehrfach im Kino gesehen. Sowohl Indiana Jones als auch Sweeney Todd wurden insgesamt drei Mal gesichtet, mit vier Sichtungen markiert jedoch Southland Tales den von mir meistgesehenen Film des Jahres.
Als beste Fernsehserie von 2008 klassifiziere ich die Gossip Girl, die all dem gerecht wurde, was sie versprach (beziehungsweise: drohte) zu sein. Den gelungensten Animationsfilm wiederum stellte Appleseed: Ex Machina dar, der zudem die überzeugendste Action des Filmjahres bot. Des Weiteren erachte ich wahrscheinlich entgegen dem mehrheitlichen Tenor nicht The Dark Knight sondern vielmehr Speed Racer als die beste und vorlagentreuste Comicadaption. Die beeindruckendste Dokumentation lieferte Seth Gordon mit The King of Kong ab, wobei auch No End In Sight sehr gut recherchiert war. Zwar zeigte Charles Ferguson darin nichts auf, was man wir hier in Europa nicht schon vor fünf Jahren gewusst haben, aber für Amerikaner dürfte das fraglos interessant gewesen sein.
Den Platz der viel versprechendsten Nachwuchstalente teilen sich 2008 die Mexikanerin Inés Efron für ihre Hauptrolle in XXY, sowie der junge Aborigine Brandon Walters mit seiner Nebenrolle in Australia. Der beste und überzeugendste männliche Darsteller des vergangenen Jahres fand sich in Ryan Gosling. Sowohl in Lars and the Real Girl als auch in Half Nelson vermochte er eine komplexe Rolle zu transferieren und zugleich den jeweiligen Film auf seinen Schultern zu tragen. Bei den Damen war es da schon etwas schwerer. Letztlich fiel die Wahl auf Cate Blanchett, die in I’m Not There (als Frau wohlgemerkt) von allen Bob Dylan-Interpretationen die Gefälligste präsentierte. Selbst wenn sie nicht umhin kam, sich in ihrer Porträtierung bisweilen im overacting zu verlieren.
Resümierend betrachtet kann man mit dem Filmjahr 2008 insgesamt sehr zufrieden sein, war es doch nicht schlechter als die Vertreter aus dem Vorjahr - wenn nicht sogar besser. Wie so oft fanden sich dabei viele der besten Filme des Jahres bereits in den ersten beiden Monaten des Kalenders, was hinsichtlich der Beiträge des kommenden Jahres, die ich bereits sehen konnte, keine allzu großen Hoffnungen schüren lässt. Die folgenden zehn aufgelisteten Filme repräsentieren den gelungensten Dekalog des Jahres 2008, mit Werken wie Dance of the Dead, Vicky Cristina Barcelona, The King of Kong und WALL•E als Runner Ups. Aber langer Rede kurzer Sinn - es folgt zum Jahresausklang meine Top 10 (wie im Vorjahr führe ich die Flop 10 als ersten Kommentar auf):
10. Australia (Baz Luhrmann, AUS/USA 2008): Nach langjähriger Planung (und mehrjähriger Pause) hatte es Luhrmann endlich geschafft, sein erhofftes Epos über sein Heimatland auf die Leinwand zu bannen. In fast epischen zweieinhalb Stunden gelingt es ihm dabei, zahlreiche unterschiedliche Genres von Romanze, über Komödie und Kriegsfilm zu einem homogenen Ganzen miteinander zu verbinden und vor träumerischer Naturkulisse die vermutlich mitreißendste Liebesgeschichte des Jahres zu erzählen.
9. Vratné lahve (Jan Sverák, CZ/UK 2007): Erneut gelingt es dem Vater-Sohn-Gespann eine unterhaltsame und doch zutiefst patriotische Geschichte zu erzählen. In Leergut, so der deutsche Titel, widmen sich die Sveráks einem sturen Lehrer, will sagen „Grüßer“, der nicht umhin kann von seinen patriarchalischen Methoden loszukommen. Seine erotischen Phantasien sind ihm dabei keine Hilfe. Eine mit sehr sympathischem da einfachem Humor ausgestattete Komödie aus dem tschechischen Lande.
8. The Darjeeling Limited (Wes Anderson, USA 2007): Auch in mit seinem fünften Spielfilm weiß Anderson zu gefallen und offeriert dem Publikum vor der intensiven Kulisse Indiens eine Familie, die durch den Tod des Familienoberhauptes auseinandergerissen wurde. Nicht nur von einander, sondern auch von sich selbst. Auf einer schrullig-schrägen Reise zu ihrer Mutter finden die drei ungleichen Brüder wieder zu einander. Anderson kombiniert hier exzellent Bilder, Geschichte und musikalische Untermalung.
7. Lars and the Real Girl (Craig Gillespie, USA 2007): In diesem Dramödie über das Andersein zelebriert Gillespie nicht nur das Gute im Menschen, sondern auch die Akzeptanz dessen, was man ist und nicht dessen, was man tut. Dass es dem Film dabei gelingt, zu keinem Zeitpunkt in lächerlichen Kitsch abzugleiten oder seinen Protagonisten der Lächerlichkeit preiszugeben, ist zum einen sein größter Verdienst und zum anderen ein ergreifendes Manifest für tolerantes Verhalten allgemein.
6. XXY (Lucía Puenzo, RA/E/F 2007): Mit ihrem Film erschuf Puenzo ein eindringliches Drama über eine 15-jährige Intersexuelle, deren Eltern bestrebt sind, ihr durch eine Operation ein eindeutiges Geschlecht und damit zugleich auch eine klare Identität zuzuordnen, die dem Mädchen zu fehlen scheint. Dabei verkommt der Film, ebenso wie Lars and the Real Girl, zu einem Pamphlet für Akzeptanz und Toleranz. Nicht nur gegenüber anderen Menschen, sondern zuvorderst auch sich selbst gegenüber.
5. Sweeney Todd - The Demon Barber of Fleet Street (Tim Burton, USA/UK 2007): Burton weiß nicht zu enttäuschen und liefert eines der opulentesten und harmonischsten Film-Musicals der Gegenwart ab. Seine Adaption von Stephen Sondheims Kult-Musical ordnet sich perfekt in das Sujet des Regisseurs ein und bezaubert den Zuschauer mit dem Rachefeldzug seines größenwahnsinnig gewordenen Helden in einer Geschichte, in der Liebe nur möglich scheint, wenn dafür andere Figuren zu Schaden kommen.
4. Southland Tales (Richard Kelly, USA/D/F 2006): Die wahrscheinlich umfangreichste Arbeit der letzten Jahre hat sich Kelly mit seinem von der Presse gescholtenen Donnie Darko-Nachfolgers gemacht. Sein Film ist nicht nur eine Adaption der Johannes-Offenbarung, sondern zugleich auch Spiegelbild der aktuellen amerikanischen Gesellschaft. Auch hier gehen die visuellen Bilder mit der brillanten musikalischen Untermalung Hand in Hand und bilden ein so faszinierendes wie vielschichtiges Gebilde.
3. In Bruges (Martin McDonagh, UK/USA 2008): Der Ire McDonagh liefert die Überraschung des Jahres ab, mit seiner schwarzen Komödie über zwei irische Auftragskiller. Der Film begeistert nicht nur wegen seiner harmonischen und gut aufspielenden Darsteller, sondern speziell durch sein pointiertes Drehbuch, das stets zum rechten Zeitpunkt die richtige Wendung nimmt. Ein kleines Meisterwerk des Gangsterfilmes und eine Liebeserklärung an Brügge: “It’s a fairytale fucking town, isn't it?“.
2. Into the Wild (Sean Penn, USA 2007): Bis ins kleinste Detail adaptierte Penn perfekt die Vorlage von Jon Krakauer und lieferte dem Publikum ein eindringliches Porträt einer faszinierenden Persönlichkeit. Die Unschuld, Naivität und Aufrichtigkeit von Christopher McCandless ist in Emile Hirschs starkem Spiel stets spürbar. Die Bilder von Eric Gautier und Eddie Vedders Score avancieren in Verbindung mit Krakauers Recherchen unter Penns Regie zu einem Plädoyer für die untrügliche Freiheit des Menschen.
1. Le scaphandre et le papillon (Julian Schnabel, F/USA 2007): Nicht weniger brillant ist Schnabels Umsetzung des Romans von Jean-Dominique Bauby, in welchem er über sein Schicksal Locked-in-Syndrom philosophiert. Die Musik (Paul Cantelon) bildet mit den Bildern (Janusz Kaminski) und dem Drehbuch (Ronald Harwood) unter der Regie ein eindringliches Drama und zugleich Fest für die Sinne. Die Intensität mit der Jean-Do um sein Leben kämpft ist faszinierend wie der ganze Film perfekt. Un poème d’un film.